Schule des Rades

Wilhelmine Keyserling

Anlage als Weg

VIII. Die Planeten im Enneagramm

Die neun Wirkkräfte

Die Zwölf — sei es der Tierkreis oder der Häuserkreis — sind das Wirkfeld, in dem sich, je nach Zeichen oder Haus ganz bestimmte Dinge ereignen können.

Die Neun sind die Wirkkräfte, die jegliche Bewegung, Gestaltung, Verwandlung, jegliches Ereignis zeitigen.

In unserem Kapitel der Fragen: was tue ich, was erlebe ich in diesem oder jenem Feld, haben sie wir notwendig einbezogen, denn nur die Neun bewirken im Rahmen der Zwölf.

Wir haben den Tierkreis als zwölffältige Welt, den Häuserkreis als innere Scheibe des Rades, unsere Einstellung zur Welt dargestellt. Wir können den Häuserkreis mit einem Zelt vergleichen, das in der Landschaft (Tierkreis) steht. Dieses runde Zelt hat zwölf Räume, wie die Scheiben der Orangen verteilt. Es gibt da das Schlafzimmer, die Küche, den Gesellschaftsraum, Studierzimmer, Meditationsraum und andere. Wir haben beschrieben, was in jedem von diesem vor sich gehen kann, in welchem Verhältnis ein jeder zu den anderen Räumen steht. Wenn wir ein Wohnzimmer, eine Küche betreten, sehen wir gleich, was sich darin abspielt; aber wo sind die Spieler, wo ist die Köchin, wer sind die Agierenden? Ohne sie geschieht nichts. Es sind die neun Wirkkräfte, wie wir sie im Enneagramm (Neuneck) im Rahmen der Zwölf sehen.

Das Enneagramm war verschiedenen Sufi-Bruderschaften im Mittleren Osten vertraut; es bildete dort die Basis von Übung und Studium, Erkenntnis und Lebensgestaltung. In Europa wurde es über den kaukasischen Philosophen Gurdjieff bekannt. Wer die Neun versteht, kann tun hieß es. Sie birgt die Gesetze der Einwirkung, Wechselwirkung und Verwandlung sowohl im Makrokosmos, der Menschenwelt, wie auch im Mikrokosmos.

T i e r k r e i s

Wenn zwei Adepten einander am Wege oder in der Wüste begegneten, erzählte Gurdjieff, und der eine zeichnete diese Figur in den Sand, so würde sich zeigen, wer von ihnen der Lehrer sei, und ob sie gemeinsam das Verständnis des Lebens vertiefen können.

Dass die Fülle des Tuns sich in neunfältigem Wirken ausdrückt, war den Babyloniern, Ägyptern, Chinesen, Mayas und anderen Völkern der Vorzeit wohl bekannt. Im indischen Tanz gibt es neun Rasas, Grundmotive, die in der Sprache der Mimik, der Augen und Hände und dem ganzen Körper ausgedrückt werden. — Auch die jüngst verstorbene Psychologin Charlotte Bühler kam in ihren Beobachtungen und Forschungen ebenfalls auf neun Urmotivationen des Menschen, ohne dass sie sich mit Astrologie befasst hätte.

Die Neun, die sich im Menschen als neun Fähigkeiten, aber auch neun Schwierigkeiten und Verhaftungen zeigen, sind der europäischen Weisheit abhanden gekommen, und so hat die Astrologie, zumal sie im Mittelalter nur sechs Planeten kannte, jedem der Planeten zwei Felder des Tierkreises zugeordnet. Erst mit der Wiederentdeckung der drei Denkplaneten (im Dreieck) konnte sich die Frage der ursprünglichen Zuordnung stellen, konnte in der Wassermannzeit, der Epoche des systemischen Denkens, das Neuneck seinen Platz im Zwölferrahmen finden. Die meisten astrologischen Methoden haben dieses Wissen noch nicht integriert.

Im Enneagramm sehen wir eine dynamische Figur, die sechs Planeten miteinander verbindet, und ein Dreieck. Die sechs Schritte der dynamischen Figur, mit 7 beginnend, entsprechen auch den Etappen der genetischen Entfaltung:

7-1 Vereinigung des Samens mit der Eizelle in der Befruchtung,
1-4 Polarisation der Chromosomen,
4-2 Teilung der Urzelle,
2-8 Bildung der Organismen,
8-5 Differenzierung der Sinne und Geburt.
5-7 Geschlechtsreife, die den neuen Zyklus einleitet.

Diese Reihenfolge werden wir wählen, um im Folgenden die Planeten zu betrachten.

Versuchen wir nun die Wirkkräfte aus ihrer Relation zu den Wirkfeldern, in denen sie stehen, zu definieren.

Wilhelmine Keyserling
Anlage als Weg · 1988
Theorie und Methodik der Astrologie der Wassermannzeit
© 1998- Schule des Rades
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