Schule des Rades

Arnold Keyserling

Das Erdheiligtum

Nachwort

Vom homo sapiens zum homo divinans

Seit der ersten Auflage dieses Buches sind fünf Jahre vergangen; was damals als Entwurf dargestellt wurde, hat sich heute verwirklicht. Daher möchte ich zum Abschluss eine Darstellung unserer Arbeit in Wien und in Hintersdorf geben.

Schwerpunkt ist der Ritus der acht Feste, die jeweils mit dem Südostfest auf 15° Wassermann beginnen. Jedes Jahr tritt nach dem Enneagramm ein anderer Planet als Arbeitsgrundlage in den Vordergrund, alles stimmt sich auf diese Thematik ab, wie heuer auf das Merkurjahr (1987). Vor den Festen empfangen wir eine Botschaft des Menschen im All. Dann schildere ich zur genauen Uhrzeit meine Auffassung der Bedeutung und stehe im Osten. Meine Frau gestaltet die Anrufung aus dem Westen und jeder stellt sich in die Richtung, die zur Zeit sein Anliegen ist. Nachher feiern wir zusammen, je nach der Thematik des Festes in anderer Weise. Eine Beschreibung des Sinnes der Feste hat Wilhelmine Keyserling in ihrem Buch Mensch zwischen Himmel und Erde gegeben.

Vor dem Südfest begehen wir den Ritus der zwölf heiligen Nächte, der den Unterschied zwischen Sonnenjahr und Mondjahr überbrückt und dieserart Motivation und mögliche Intention zusammenfügt. Ich schreibe diese Nachwort am zehnten Tag, dem Tag der Öffentlichkeit und des Berufs.

Ferner kommen wir in jedem Tierkreismonat zu den Monatsgesprächen zusammen, um zu erleben wie das Thema die Erfahrungen und Entscheidungen geprägt hat. Damit erreichen wir die kosmische Einstimmung.

Persönlich bedeutet für alle das Körpergewahrsein den Einstieg — Yoga, Tai Chi, Kung Fu und andere Künste machen uns mit unserer Motivation vertraut.

Die philosophische Astrologie, dargestellt im Buch Anlage als Weg von Wilhelmine Keyserling, zeigt die persönliche Grundstimmung und ermöglicht uns, zusammen mit der Arbeit an den Chakras, den Sinn und Leben aufeinander abzustimmen.

Die Theorie der Einstellung zur Wassermannzeit lehre ich in fünf Disziplinen:

  • Kriteriologie: die Systemik des Wissens.
  • Maieutik: persönliche Erfahrung des Reichtums der Anlage, Durchbruch zur eigenen Vision und Offenbarung.
  • Geschichte der Denkstile: die Entstehung des Wissens, das die Voraussetzung zum Erdbewusstsein bildet.
  • Methexis: die jeweilige Erkenntnis des Zeitgeistes in Bezug auf die positive Zukunft.
  • Das Leben im Rad, die Art und Weise, wie die Zeit zum Träger des Zusammenlebens in Freundschaft wird.

Diese Arbeit geschieht ohne jegliche Aggression, wir verwirklichen je nach den Umständen die Inhalte, die im Augenblick möglich sind und wo die neue Schau auch für andere sinnvoll wird. Die Theorie ist in vielen Büchern dargestellt, und die Lehrtätigkeit an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien ist allgemein zugänglich. Physikalisch bedeute das Leben im Einklang mit den Gesetzen der Sinne, vor allem der Tonzahlen, einen Entschluss des Wollens; es ist nicht analytisch oder synthetisch zu begreifen, sondern nur zu erleben und zu aktualisieren. Inzwischen gibt es vielerorts Gruppen — so in Paris, Neapel und Karlsruhe — die bereits aktiv an den Festen und der Theorie teilnehmen. Es besteht keinerlei gemeinsame Organisation, weil nur in dieser Weise die Gemeinschaft der Freunde sich ohne Gegensatz verwirklichen kann. Es wird lange dauern, bis die neue Form der Religion, die keine vergangene ausschließt, sondern diese mit den ältesten Wurzeln der Altsteinzeit verbindet, ihren zentralen Platz gefunden hat. Wir haben aber das Glück im Übergang zu leben, wo noch nichts fixiert ist und alles in gemeinsamer Arbeit und Zuwendung entstehen kann.

Wien, am 19. Dezember 1987

Arnold Keyserling
Das Erdheiligtum · 1988
Die Ur-Riten von Raum und Zeit
© 1998- Schule des Rades
HOMEDas RAD