Schule des Rades

Arnold Keyserling

Gott · Zahl · Sprache · Wirklichkeit

4. Motivation und Intention

Tetragrammaton

Die neun Ziffern im Kreis der Null sind der Ansatz des Rades. Sie haben als Sefiroth im Enneagramm ihre Darstellung gefunden, verwirklichen sich aber in der Welt durch den Nullpunkt des Zahlenkreuzes, der der Frühlingspunkt des Tierkreises und der Aszendent des Horoskopes ist. Von dort aus bilden sich vier ganzzahlige Achsen:

Z a h l e n k r e u z

  • Nach oben die Folge des Makrokosmos,
  • nach unten jene des Mikrokosmos,
  • nach links jene des Chaos, der gefährlichen Wirkungen,
  • nach rechts jene des Kosmos, die positive Mitwirkung an der Welt.

Die vier Richtungen bestimmen den Tetragrammaton, den heiligen vierfältigen Namen Gottes als der Null, der Schöpfung aus dem Nichts. Der Weg beginnt, sobald man die Reihe des Chaos, das Material des Aufbaus, als Eigenmächtigkeit auflöst und in einen Aufstieg verwandelt.

I. Chaos:
9P L U T O 8S A T U R N 7M A R S 6N E P T U N 5M E R K U R 4M O N D 3U R A N U S 2V E N U S 1J U P I T E R 0
  • Als Erstes gilt es zu erkennen, dass die Eifersucht die innere höchste Möglichkeit fordert, das Inbild.
  • Zweitens: dieses verlangt als Ausdruck einen Lebensstil und keine Nachahmung.
  • Drittens: um ihn zu vollenden, gilt es nicht nach Ämtern zu streben, sondern sich dem Lernen und Lehren anzuvertrauen.
  • Viertens: nur wenn die eigenen Bedürfnisse befriedigt sind und man nicht auf andere wartet, kann man dem Wahn entgehen, dass andere verpflichtet sind für einen zu sorgen.
  • Damit kann man als Fünftes zur Bestimmung des eigentlichen Erwerbs gelangen,
  • einem als Sechstes die angemessene Stellung in der Gemeinschaft ermöglicht, wodurch der Neid hinfällig wird.
  • Ist diese erreicht, wird sie als Siebtes in Einsatz für bessere allgemeine Lebensbedingungen verwandelt und nicht mehr zerstörenden Initiativen dienen.
  • Durch Richtigmachung der Stellung wird Achtens der Machttrieb in Verantwortung verwandelt und die Sehnsucht nach Anerkennung wird
  • Neuntens zur Fähigkeit, seinen Sinn als Entwurf zu erschaffen.
II. Mikrokosmos:
0E R D E 1M O N D 2V E N U S 3J U P I T E R 4P L U T O 5S A T U R N 6M A R S 7M E R K U R 8U R A N U S 9N E P T U N 10S O N N E

Diese Reihe zeigt die Aufeinanderfolge der Entwicklungskrisen, die in den Religionen durch die rites de passage vollzogen wurden. Hier ist die Gefahr, zu einem bestimmten Zeitpunkt der Entwicklung stehen zu bleiben und damit vorzeitig einen geistigen Tod zu erleiden.

Während das Chaos der Ort der Anjochung der Motive ist, ist der Mikrokosmos die Grundlage des Verständnisses der Krisen über Erkenntnis der mineralischen Entsprechung, wie ich es in meiner Alphysik dargestellt habe.

  • Der Ausgangspunkt des Kindes ist das Grundvertrauen, im Mutterleib immer ernährt zu werden.
  • Als Zweites gilt es, den Vorgang der Geburt und damit die Sexualität zu integrieren, und die Familie als Zusammenhang zu spüren, die die Sicherheit des Mutterleibes vertritt.
  • Danach entsteht als Drittes die Entdeckung des Inbildes der Individualität, die sich im eigenen Namen äußert. Steht man für diese ein, erfährt man Demütigungen;
  • als Viertes muss man erkennen, dass jede Demütigung zu einem gehört und in eine Strategie zu verwandeln ist.
  • Als Fünftes gilt es eine Norm zu finden, die die Strategien in einer Stellung, einem Beruf versachlicht und den Lebensunterhalt gewährleistet.
  • Ist dies gelungen, dann kommt als Sechstes die Frage, wie man für eine kollektive Verbesserung der allgemeinen Umstände im Kampf eintreten könnte.
  • Doch als Siebtes wird man realisieren, dass die vermeintlichen Unglücke, die Niederlagen vom inneren Selbst konstelliert waren. Dies ist die Stufe der Individuation. Man kann niemandem wirklich schaden, da alles einem zugehört und aus dem Jenseits zufließt.
  • So kommt als Achtes die Sehnsucht nach einer Beziehung zum Jenseits, die meistens in Form der Mantik ihren Niederschlag findet wie im I Ging, und Tarot,
  • und als Neuntes erfährt man, dass die Stimme Gottes und der Geister einem zugänglich werden, und alle früheren Stufen relativiert: diese Öffnung ermöglicht den Zugang zum Makrokosmos.

Diese Stufen sind zum Ansatz der neuen Psychologien geworden. Heute durchläuft kaum einer mehr die Reihenfolge, sondern alle stehen simultan vor Augen; in der Wassermannzeit ist der geistige Weg für jeden eine Notwendigkeit.

III. Makrokosmos:
0S O N N E 1M E R K U R 2V E N U S 3M O N D 4M A R S 5L U Z I F E R 6J U P I T E R 7S A T U R N 8U R A N U S 9N E P T U N 10P L U T O

Der Kern des Menschen ist im Mikrokosmos Kraft, im Chaos Trieb und Motiv und im Makrokosmos Licht, die Reihenfolge der Planeten beginnt bei der Sonne als Nullpunkt. Diese Öffnung wird durch die Entfaltung der Chakras erreicht. Feuer, Mineral, Pflanze und Tier sind als Muladhara, Swaddhistana, Manipura und Anahata im Menschen. Es gilt ihre Modalität und die Beziehung zu ihrer Wesenheit zu begreifen. In der fünften Stufe Luzifers, der Asteroiden zwischen Mars und Jupiter, muss das Wissen über frühere Inkarnationen im Gilgul integriert sein. Der Mensch wird seine senkrechte Geschichte einbeziehen, um dann in der sechsten jene Ahnen anzuerkennen, an denen er anknüpft, und in der siebten die Lebenskräfte selbst, die Elementargeister erleben: Vishuddha, Ajna und Sahasrara. Als Achte im Kraftleib wird die Körperganzheit erreicht, in der Neunten im Lichtleib durch Mitwirkung an der Welt wirksam, um schließlich als Zehnte den Zugang zum höheren Selbst, dem Wortleib zu finden, von dem aus der Übergang zur Neuen Erde erreicht wird. Dieser Zugang ist die Grundlage der kosmischen Reihe in kabbalistischer Sprache.

IV. Kosmos:
0E R D E 1J U P I T E R 2V E N U S 3U R A N U S 4M O N D 5M E R K U R 6N E P T U N 7M A R S 8S A T U R N 9P L U T O

Nur der Selbsthafte kann selbstlos werden; Wer da hat, dem wird gegeben, ist ein Ausspruch Christi. Der Kosmos ist das Reich des geistigen Schwertes, das aber nicht dem Töten, sondern der Auferstehung dient.

  • Als Erstes gilt es den anderen im Heilen in seiner Ganzheit zu bejahen;
  • als Zweites mit ihm gemeinsam die Schönheit der Welt zu gestalten;
  • als Drittes im Forschen, im Lehren und Lernen die Dynamik seiner Entwicklung zu fördern,
  • ihn als Viertes den Zugang zu seiner Befriedung und zur Überwindung des Wahnes in sinnvoller Sorge angedeihen zu lassen,
  • und als Fünftes die Fähigkeit wirtschaftlichen Handelns zu erwecken.
  • Erst aus gefestigten Menschen kann als Sechstes die Kommunikation zur Kommunion werden,
  • wird als Siebtes der Kampf dazu eingesetzt, bereits Gestorbenes und überwuchernde Selbstsucht zu besiegen,
  • damit als Achtes die echte Verantwortung des Waltens errungen wird,
  • die schließlich als Neuntes im Entwerfer zum Bereicherer der Welt wird.

Chaos und Mikrokosmos sind aus dem Yin gesteuert, Makrokosmos und Kosmos aus dem Yang. Beide vereinen sich im Chi in der Fläche der Multiplikation und Division. Der Mensch ist Kind der Erde, die Mitte des Rades. Das Gesetz des Multiplikationsfeldes als Nagual bestimmt die Potentialität, das der Divisionen mit ihren Proportionen, das der Aktualität. Physikalisch zeigt der Nagual die transversalen Schwingungen, der Tonal die longitudinalen: Geist und Fleisch sind endgültig vereint.

Die Zahlen im Kosmos, Mikrokosmos und Makrokosmos

Z a h l e n - K o s m o s - M i k r o k o s m o s - M a k r o k o s m o s

Damit kommen wir zur letzten Bedeutung der Kabbala: das Enneagramm erweist sich als Grundlage von Grammatik und Syntax. Die Stimme wird erst dann zum Sprecher, wenn die letzte Bewusstseinsstufe des Tiefschlafs im Wollen angejocht wird.

Arnold Keyserling
Gott · Zahl · Sprache · Wirklichkeit · 1987
Die kabbalistischen Grundmächte des Seins
© 1998- Schule des Rades
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