Schule des Rades

Arnold Keyserling

Klaviatur des Denkens

1. Zahl

Dimensionen

Vier Schritte führen von der Möglichkeit in die raumzeitliche Wirklichkeit. Sie umfassen fünf Dimensionen:

  1. Die nullte Dimension, mit keiner Ausdehnung, enthält räumlich die Punkte, zeitlich die Momente. Sie bestimmt die Sphäre der Möglichkeit.
  2. Die erste Dimension bestimmt räumlich eine endliche Strecke zwischen zwei Punkten: die Linie umfasst unendlich viele Punkte, oder wird durch eine Unendlichkeit von Punkten zur Kontinuität, zur Stetigkeit gefügt.
    Zeitlich entsteht zwischen zwei Zeitpunkten die Bahn durch Bewegung eines Punktes durch den Raum, welche unendlich viele Momente umfasst.
  3. Räumlich: unendlich viele Strecken gleicher Art werden von einer Fläche umfasst.
    Zeitlich: die Bewegung einer Strecke um einen der beiden Punkte umschreibt einen Umlauf.
  4. Räumlich: unendlich viele Flächen gleicher Art gehen in einen Körper.
    Zeitlich: die Drehung einer Fläche um eine Achse ergibt die Rotation, wobei die Fläche unendlich viele Stellungen erreicht.
  5. Raumzeitlich: die unendlich vielen rotierenden Körper stehen in einer begrenzten Anzahl zeitlicher Schwingungsverhältnisse zueinander, welche die Sphäre der Wirklichkeit bestimmen.

Mit dem vierten Schritt ist die Wirklichkeit erreicht, kein Schritt der Ausdehnung führt für das Bewusstsein über diesen hinaus.

In Wirklichkeit und Möglichkeit sind Raum und Zeit vereint: in der Wirklichkeit im Werden, in der Möglichkeit im Sein oder der Nichtausdehnung. Die drei anderen Dimensionen sind nach Raum und Zeit geschieden: wählt man den Raum als endlich, so ist die Zeit unendlich; die unendlich vielen Punkte werden im Nacheinander zur Strecke. Wählt man die Zeit, etwa die Rotation als endlich, so umfasst sie unendlich viele räumliche Zustände.

Jede Dimension wird durch die nächst niedere geschnitten: die Linie durch den Punkt, die Fläche durch die Linie, der Körper durch die Fläche, und das raumzeitliche homogene Kontinuum durch die Körper.

Räumlich steht die Möglichkeit vor der Wirklichkeit — um da zu sein, muss etwas möglich gewesen sein — zeitlich aber nach, hinter der Wirklichkeit: die Möglichkeit von etwas Gegebenen liegt in der Zukunft. Daher verlangt das Gewahrwerden der Dimensionen die Anschauung des Dimensionskreises:

D i m e n s i o n s k r e i s

Arnold Keyserling
Klaviatur des Denkens · 1971
1. Zahl
© 1998- Schule des Rades
HOMEDas RAD