Schule des Rades

Arnold und Wilhelmine Keyserling

Stimme des All

Riten der Wassermannzeit

Potentialität des Raumes

Durch die Anregung unserer indianischen Freunde haben wir verstanden, dass die faktische Gegebenheit der Raumrichtungen in die geistige Erfahrung der kosmischen Subjekte mündet.

D e r · h e i l i g e · R a u m

Die 0 plus 7, wie sie im Rad abzulesen sind, zeigen in ihrer Reihung einerseits die sieben Potentialitäten, die das menschliche Bewusstsein ausmachen, wie sie in den Chakras von unten nach oben als Himmelsleiter angelegt sind. Die 7 in ihrer jeweiligen Verbindung der vier Funktionen (empfinden, denken, fühlen, wollen) mit den drei Bereichen (Körper, Seele, Geist) als 4 × 3 oder 3 × 4 zeugt die 12 Qualitäten des Tierkreises. In ihrer Sequenz, dem Nacheinander, sind die sieben Potentialitäten in Entsprechung zu den arithmetischen Rechnungsarten, die dem Gehirn als grundsätzliche Erfahrungsmittel inhärent sind: 1 linear, 2 flächig, 3 kubisch beziehungsweise dreidimensional, 4 raumzeitlich als Kontinuum. Von der Null aus gesehen im Uhrzeigersinn entsprechen 7, 6 und 5 dem Erfassen oder Schaffen der Bahn, des Kreises und der Kugel.

In Beziehung zum Raum wird nun die Null als beinhaltender Urgrund der Potentialitäten zur 1 als aktualisierende Kraft. Das Urlicht wird in der Mittelwelt zum Feuer, zur Sonne, dem Osten. Der Raum ist geometrisch über das Kreuz und Viereck zu erfahren. Die 2 steht der 1 gegenüber: das Empfangende, die Erde als mineralische Qualität, der Westen. In der Aktualisierung des Schöpferischen entsteht in der 3, Süden, die Welt der Pflanzen und in der 4, Norden, die Welt der Tiere mit ihren Strategien. Der Mensch erlebt den Raum aus ihrer Mitte, in der er nie zur Gänze ruhende Mitte sein kann. Doch diese Mitte des Raumes verbindet ihn sowohl mit dem Geist des Feurigen, Mineralischen, Pflanzlichen und Tierischen als auch mit den vier Unendlichkeiten, in die die Richtungen münden:

Im Osten mit
der Wesenheit der Erleuchtung, der Erneuerung aus dem Licht,
im Westen mit
dem Geist des Einblicks, des Lassens und Empfangens, Bergens, Verwandelns, des Einstehens,
im Süden mit
dem Geist der Unschuld und des Vertrauens im Wachsen zu sein,
im Norden mit
dem Geist der Weisheit im Erkennen und Tun.

Die Unterscheidung der aktualisierenden Kräfte des All ist nicht schwierig; fraglich bleibt mir, ob ich sie im Ritus als Geist (z. B.) der Weisheit oder Macht der Weisheit anrufen soll, um ihre Wesenheit zu invozieren. Beide Begriffe führen nur mangelhaft an ihre Subjekthaftigkeit heran. Im Aspekt der Macht muss uns klar sein, dass letztlich nur jeder selbst der Aktualisierende ist, sofern es seine Aufgabe, sein Platz im Wirkfeld ermöglicht und erfordert. Kraft oder Macht kann man nicht haben, sie kann uns zufließen im Tun und bewussten Nichttun. Wenn wir das wissen, können wir die kosmischen Wesenheiten auch als Macht bezeichnen.

Über die Herstellung der Beziehung zu den vier Mächten ist der Mensch, fünf, zentriert. Er erreicht seinen eigentlichen Zu-stand. Im Wirken aber wendet er sich an vier Kraftquellen im morphogenetischen Feld, die ebenfalls das Immanente und das Transzendente verbinden. Er ruft:

  1. Die aufbauende Kraft der Ahnen (französisch la force ancestrale), der Lehrer der Menschheit, an deren Geist und Werk er notwendig anknüpft, um seine Richtung zu finden, zu wahren, seinen Weg zu beschreiten.
  2. Er bittet die Naturkräfte, die erdnahen Elementale, ihn zu unterstützen, um im Tun Mut, Gelingen, Ausdauer und Heiterkeit zu bewahren. Man kann sie als den Geist der Lebensumstände sehen. Wenn wir das Unsere im Sinne des Ganzen tun, stehen sie uns bei als Glück, das wir nicht allein verursachen.
    Die Bescheidenheit, Voraussetzung, um Gemeinsamkeit mit diesen Wesen zu pflegen, fällt dem Intellektuellen oft schwer. Selbständige Verantwortung scheint ihm erstrebenswert. Das ist richtig. Aber sie besteht darin, dass ich etwas Bestimmtes tue. Dieses dass kann mir keiner abnehmen. Der Ablauf des Geschehens muss aber von den Sichtbaren (Mitmenschen) wie den Unsichtbaren mitgetragen werden. Peinlich und kindisch scheint dem Intellektuellen, diese Naturkräfte, wie sie auf der Traumebene erscheinen, als Feen und Zwerge, Trolle und Elfen anzurufen. Aber man gewöhnt sich daran. Mit der
  3. besinnt sich der Anrufende auf die Wahrer der ewigen Gesetze, also die Kenner des ursprünglich Gleichbleibenden im Wandel, Wesenheiten, die sowohl das Ewig-Unendliche als auch das Endliche unserer Welt kennen. Sie helfen, uns im Diesseits auf das Jenseits zu beziehen, der Brücke zwischen beiden Wirklichkeiten gewahr zu werden. Sie sind die Boten, Engel beziehungsweise kosmischen Helfer.
  4. ist das Schöpfungsprinzip der Wechselwirkungen, des Wandels im Kosmos, wie im Bewusstsein des Menschen. Unsere neun Wirkweisen, in Korrespondenz mit den Planetenumläufen und den Elementegruppen im Mikrokosmos, ermöglichen unsere Fülle des Tuns (natürlich auch des Erfahrens). So bitten wir die Erzwesen der Verwirklichung, altgriechisch Musen, um ihre Inspiration im Mitwirken am Werk.

    All diese Aussagen, denen man zuerst als poetische Vision folgt, können später rationaler Überlegung zugänglich werden.

    Auch die intuitive Audition von Arnold Keyserling, dem die fünfzehn Botschaften und die Worte der zehn heiligen Mächte entstammen, dürfen in unserer Zeit nicht dem rationalen Verständnis des Weltganzen widersprechen. Sie bilden eine Komplementarität.

  5. Mit 10 geht unsere Aufmerksamkeit von der Mitte aus wieder dem Himmel zu. Wir besinnen uns auf Dich, Mensch im All, Urbild der Menschwerdung.

    Und wir danken.

Damit schließt die Anrufung. Wir müssen aber noch an ihren Anfang, die Achse Himmel-Erde zurückgehen. Hierzu möchte ich einiges vorausschicken:

Arnold und Wilhelmine Keyserling
Stimme des All · 1995
Worte der zehn heiligen Mächte
© 1998- Schule des Rades
HOMEDas RAD