Schule des Rades

Wilhelmine Keyserling

Die Entdeckung der Weisheit des Körpers

Wer bin ich?

Die Trinität Körper, Seele, Geist und die Frage wer bin ich finden im Dreieck eine gültige Darstellung. Im Rad, wie im Auge Gottes ist das Dreieck auf die ungreifbare Mitte bezogen, aber nicht selbsttätig mit dieser verbunden.

Das eigentliche Ich, das wir zur Unterscheidung mit Selbst bezeichnen können, ist Mitte, Gewahrwerden und Zeuge — jenseits von Kummer und Schmerz, aber in Anteilnahme mit allem: und hat in seiner Inkarnation Körper, Seele und Geist als vergängliche Bereiche, über die es teilnimmt am Leben und Wirken. Das Leben kann aber über die Verbindung und Verquickung der sieben Komponenten des Bewusstseins — wie sie oben als Potentialitäten des Gewahrseins dargestellt sind — im Wirkfeld ablaufen, ohne dass die Beziehung zum Selbst der Mitte zutage tritt, und dieses mag sich einst, nach Ablauf, erneut mit einer Dreiheit bekleiden.

Das Selbst kann in außergewöhnlichen Situationen als eigentliches Subjekt erlebt werden. Es tritt auch in jeder assoziationslösenden Körperarbeit in Erscheinung. Im Hatha-Yoga bildet es das Ziel der Bemühung. Im Bild des Wagenrades stellt das Selbst die Nabe dar, die das Nichts umschließt. Das Rad ist Wirkfeld des Ich, in dem wir uns oft mit dem einzelnen Geschehen identifizieren und der einenden Kraft der Mitte verlustig gehen. Das Selbst zu erleben ist nicht schwer, aber das Wesen zu stärken, das die Verbindung zwischen Ich und Selbst herstellt — in diesem Bild die Speichen zu festigen — ist Aufgabe und Erreichnis der Menschwerdung.

Wilhelmine Keyserling
Die Entdeckung der Weisheit des Körpers · 1999
Studienkreis KRITERION
© 1998- Schule des Rades
HOMEDas RAD