Schule des Rades

Arnold Keyserling

Das Nichts im Etwas

4. Das Rad

2 Denken - Seele

Wir haben in der zweiten Schicht des Rades, der ersten Dimension, die Gegebenheiten der Wirklichkeit nach den ganzen Zahlen geordnet und über diese den Zusammenhang der Natur dargelegt. Dieser Gesichtspunkt ist nicht naturwissenschaftlich im modernen Sinne sondern alchemistisch, weil wir die Frage nach der möglichen Bedeutung der Naturelemente für den Menschen und sein Bewusstsein stellten. In der fünften Schicht des Rades, der vierten Dimension, werden wir sehen, wie uns die Gegebenheiten der Sinne und der Wirklichkeit den Schlüssel zur Erkenntnis und Artikulation des unsterblichen Lichtleibes vermitteln.
In der zweiten Dimension vollzieht sich nun die eigentlich philosophische Tätigkeit im Rahmen der rationalen, vernünftigen Zahlen der Fläche: die Strategien des Denkens werden durch die Division geklärt, die Motivationen des REM-Traumes und damit der Seele durch die Multiplikation.
Es gibt viele Tausende verschiedene Sprachen auf der Welt. Alle sind durch vier Komponenten gekennzeichnet, die der Struktur des Großhirns folgen.

HinweisGrammatik


Syntax
Etymologie

Worte bestehen aus Lauten oder Zeichen. Die Laute lassen sich auf vierundvierzig zurückführen, von denen jede Sprache andere bevorzugt; die Zeichen auf fünf Strichelemente. Es gibt keine Ursprache, in jedem Landstrich werden andere Lautfolgen verwendet. Doch lassen sich alle nach den vier Komponenten gliedern.
Hinweis heißt, dass ein Zeichen oder eine Lautfolge für einen Gegenstand steht: Bleistift, crayoti, pencil, matita sind gleichbedeutend, lassen sich ohne Schwierigkeit übersetzen.
Etymologie ist eine bevorzugte Gedankenassoziation in einer Sprache und äußert sich in der Wurzelverwandtschaft, wie Wahrheit auf deutsch in Beziehung zu wahrnehmen steht und damit zum Empfinden, auf französisch verité mit verifier, der denkerisch logischen Nachprüfung. So verleiht jede Sprache ein besonderes Gefühl, das nicht übersetzbar ist und die Grundlage der Dichtung bildet.

Syntax und Information als Schwerpunkt des Denkens sind die Grundlage der sprachlichen Kommunikation. Diese ist nicht nur mitteilend, sondern auch rituell, am Verhalten teilnehmend: auf die Frage Wie geht es Ihnen? will man keine Antwort. Ferner ist jedes verstandene Wissen als bedingter Reflex gleichzeitig eine Verhaltensweise; es wird räumlich und zeitlich zum Gedächtnis.

Grammatik bedeutet, die Sätze der Information nach den Wortarten und Satzbausteinen zu gliedern, wobei der Zuhörende und Antwortende sie wieder zu einem Bild zusammenfügt. In der philosophischen Bedeutung der Grammatik liegt die entscheidende Erkenntnis für die sokratische Anamnese, die wahrscheinlich zuerst von den lauteren Brüdern von Basra um 800 nach Christus entdeckt, und von Gurdjieff in ihrer symbolischen Bedeutung geklärt wurde: alle Grammatik lässt sich auf die neun Ziffern der natürlichen Zahlen als Prinzipien der Metaphysik zurückführen. Das Enneagramm, das uns makrokosmisch zur Veranschaulichung der Planeten im Verhältnis zur Sonne, und mikrokosmisch im Verhältnis der Elementegruppen zu den Edelgasen diente, zeigt die Beziehung der Wortarten zueinander und bildet damit die natürliche Systemik allen Sprechens.

Zahl und Wort bestimmen gemeinsam das Denken, wie Frege gezeigt hat. Sein Urbild ist die Gleichung, die Analyse und Synthese im Urteil — sinnvoll oder sinnlos — vereint. Die Zahl zeigt den Sinn, die Wortarten bestimmen die Bedeutung. 7 + 5 = 12 hat nur Sinn, 7 Tische und 5 Stühle sind 12 Möbelstücke hat Sinn und Bedeutung. Die Wortarten zeigen folgende Gliederung im Enneagramm.

W o r t a r t e n

Arnold Keyserling
Das Nichts im Etwas · 1984
Mystik der Wassermannzeit
© 1998- Schule des Rades
HOMEDas RAD