Schule des Rades

Arnold Keyserling

Weisheit des Rades

3. Lichtleib des Geistes

Runen

Die Richtungen des Pendels sind die Grundlage der Runen, des germanischen Geheimnisses: Odin fand sie, als er mit dem Kopf nach unten an der Weltenesche hing, sein rechtes, auf die Außenwelt gerichtetes Auge geopfert hatte, und im Raunen der Quelle Mimir am Fuße der Weltenesche die Sprache entdeckte. Jede der Richtungen hat eine eigene Bedeutung, die in den Hauptrunen dargestellt ist und die Grundlage zum Verstehen des Pendels bildet.

I S
Is. Die Isrune ist das Ich, das mit dem Kind übereinstimmt. Im Pendel ist die Schwingung senkrecht nach vorne, bedeutet das ursprüngliche Ja. Das gleiche Ja ist der Stehende, wenn seine Achse bis zur Erdmitte weist und ihn mit einem Ort am Himmel, einer Inspiration verbindet.
N O T
Not. Von links oben nach rechts unten schwingend, also im Rad von Osten nach Westen verläuft die Notrune, über die man das Notwendige erkennt, das eine Not wenden kann: diese Richtung des Pendels zeigt eine Intention.
E H
Eh. Die Ehrune von links unten nach rechts oben zeigt das Gesetz der Erde und der Sippe, eine Motivation, die es zu erfüllen gilt.

Alle Runen entstammen dem Yin, dem Winkel, und sind als Sechseck im Kreis veranschaulicht: das heilige Volk ist für die Germanen jenes, das den Zusammenhang mit der Erde nie verrät. Doch zu diesen Richtungen treten weitere Kräfte:

  • Im Uhrzeigersinn schwingend zeigt uns das Pendel, dass das Vorhaben oder Geschehnis Kraft gibt.
  • Gegen den Uhrzeigersinn zeigt es, dass es uns Kraft nimmt, aber, wenn wir die Motive kennen, uns zu einer höheren Integration verhilft.
  • Quer zur Isrune schwingend, heißt es nein.

Der Pendler erfährt die Erdkräfte über die Hand; doch sind sie auch im ganzen Körper spürbar, was gemeinsam die Tradition der Inkas und Chinesen zeigt:

  • Von oben nach unten verläuft das Licht, Yang.
  • Von unten nach oben steigt die Kraft, Yin.
  • Drehen im Uhrzeigersinn gibt Kraft, Yang.
  • Drehen gegen den Uhrzeigersinn Entwicklung, Yin.
  • Fahre ich mit dem Aka-Zeigefinger auf einen anderen zeigend von den Füßen über den Kopf, so gebe ich ihm Kraft.
  • Fahre ich hinunter, von über dem Kopf bis unter die Füße, so nehme ich ihm falsche Kraft.

Das gleiche ist waagrecht gültig: von links nach rechts nimmt Kraft, von rechts nach links gibt sie.

Das christliche Kreuzschlagen vereint beide kraftnehmenden Richtungen; es war als Exorzismus gegen eigenmächtige Geister gedacht, um dem Menschen den Weg zur Heilung zu eröffnen.

Weitere Runenhaltungen finden sich im Körper:

M A N
Man-Rune, beide Arme nach oben, empfängt im Ich die Offenbarung vom Osten und Süden, aus dem Gewahrsein und dem Vertrauen. Sie verwirklicht den Einklang mit dem Himmel und ist die klassische Haltung des Priesters in allen Kulturen.
Y R R
Yrr-Rune, beide Hände nach unten, Handflächen nach vorne, locker gerundet wie zwei Gefäße ist die Frauenrune, die Fähigkeit, das von der Erde aus Fehlende zu ergänzen.
Arme waagrecht, die Kreuzeshaltung, verbindet die Motivation im Südwesten, die Lebenskräfte, mit der Intention für die Mitarbeit am Werk im Nordosten: Man nimmt sein Kreuz auf sich, bewertet sich in der Hingabe und Leistung, nicht in der Anlage.
H A G A L
Hagal. Die Haltung des Chi, Arme und Beine gespreizt im Andreaskreuz, ist die Hagalrune, der heilige Atem im All, der Notrune und Ehrune, Manrune und Yrrune mit der Isrune vereint; der Mensch hat den kosmischen Einklang gefunden. In der chinesischen Haltung, dem taoistischen Gebet strahlt er wie ein Stern.

Durch Kenntnis des Rades lassen sich die Bedeutungen aller anderen Runen als Zauber ermitteln. Zauber bedeutet, dass die Erde einem über das Mana des Kindes hilft. Die Sprache der Runen ist die der Gebärden; wer sie einübt, verstärkt die sprachliche Kommunion durch die energetische. So sind auch viele Riten des Erdheiligtums auf das Erwecken des Mana gerichtet, damit es dem Aka dienen kann; der Himmel ergänzt immer die Erde, seine einzige Forderung ist, dass Motiv und Intention anstatt selbstbezogen allbezogen werden.

Arnold Keyserling
Weisheit des Rades · 1985
Orphische Gnosis
© 1998- Schule des Rades
HOMEDas RAD