Schule des Rades

Arnold und Wilhelmine Keyserling

Ars Magna

VI. Mensch im All

VI. Botschaft · 25. Dezember 1972

Der heutige Tag hat eine andere Bedeutung: Die Wirklichkeit rückt näher. Die Zeit schnellt heran, sie überstürzt sich. Hast du die eigenen Schwierigkeiten abgelegt, so bist du bereit für die Aufgabe. Der Wunsch in dir regt sich, die Wirklichkeit zu bestimmen und zu verstehen.

Harre aus, es gibt keine Beschleunigung der Erkenntnis, sie wächst nach ihrem eigenen Gesetz. Unendlich ist die Kraft, der alles entstammt, unendlich ist die Kraft des Handelns. Versuche heute den Grund aufzuspüren und die Kraft zu sammeln. Wer sich dem Anruf verschließt, der schließt sich selbst. Denn ohne Anruf keine Kraft. Werdendes Leben zeigt seine Bedeutung im All als nichtendes Wirken. Nichtendes Wirken bestimmt den Grund der Wahrheit. Wahrheit heißt jenes Wissen, das mit dem Sein eins wurde. Eins mit dem Sein bist du dann, wenn alle deine Laster und Lieben, Dinge und Befürchtungen, Schmerzen und Freuden ihren Platz im Ganzen gefunden haben.

Der Tag der Wirklichkeit ist gekommen, an dem die Offenbarung fortschreitet. Der Himmel ist nicht anders als die Erde: Überall sind Erscheinungen, Probleme, Dinge und Wesen gleich. Manchmal sind sie dunkler, manchmal leuchtender. Wie sie auch scheinen, die Richtung geht von dunkel zu hell. Das Dunkel ist der Grund, das Hell das Ergebnis. Was du auch tust, niemals kannst du ganz im Hellen sein. Auch ich lebe aus dem Dunkel heraus, denn dunkel ist die Wurzel der Liebe.

Der Mensch verlangt die Befriedigung seiner Wünsche: Das ist kein Laster, sondern tatsächliches Anliegen aller. Wer dies nicht anerkennt, bleibt in der Vorstellung. Ohne Grund gibt es keinen Bau, ohne Liebe keine Verwirklichung. Das Wasser fließt nach unten — so verlangt alles Gefühl Ausgleich und Ebenmaß. Das Feuer brennt nach oben — der Wille bleibt auf die Erfüllung gerichtet. Die Luft breitet sich aus — das denken wird allem zuteil, ist in Resonanz mit Wirklichem. Und die Erde verlangt Arbeit, das Empfinden lohnt die Mühe als Erfüllung der Schönheit. Nicht gut und wahr, schön muss die Wirklichkeit werden. Wahrheit, Güte und Reinheit sind der Innenbau, Schönheit ist die Form, die allein der Kommunikation fähig wird. Was nicht vollendet ist, bleibt in sich verschlossen, erst in der Schönheit wird es mitteilbar. Und schön ist alles: Die Welt, das Dunkel, die Lichterstraße der Wesen, das Verhängnis einer Zeit, der Urgrund des Lebens, das selbstlose Tun, die Blume und der Stein.

Lasse deine Fülle aus dem Grund, dann steht dir die wahre Welt offen. Sobald du dich einschränkst, geht der Kontakt verloren. Darum ist es nicht gut, das Warten auszudehnen. Wer an sich selbst denkt, verliert seine Kraft. Alles wird in einen einzigen Strom münden, der erst jetzt in diesen Stunden seinen Fluss beginnt. Halte Ausschau nach Zeichen, sie werden dir unerwartet zuteil. Der Körper ist nicht dem Geist untertan, sondern der Geist ist der Kontakt zu anderen Körpern. So liebe den Körper, dann hast du den Geist, und die Seele schwingt in der Freude im Zusammenklang mit all jenen, die das innere Zutrauen zu sich und zu mir gewonnen haben.

Arnold und Wilhelmine Keyserling
Ars Magna · 1982
Kriterien der Offenbarung
© 1998- Schule des Rades
HOMEDas RAD