Schule des Rades
Feste im Jahreskreis
Der heilige Raum · Spirale der kreativen Zeit
Nord-West Fest 1991 · Plutojahr · Venusdezennium
Donnerstag, 08. August 1991, 02:37 MEZ
Wenn ihr über eure Lage nachdenkt, dann werdet ihr spüren, ob ihr in der Mitte seid oder nicht. Dieses Fest verlangt die Mitte nicht nur zu erleben und zu erkennen, sondern es fordert, dass ihr fortan aus der Mitte heraus lebt. Ein Freund Gottes ist ein doppelter Mensch; einerseits kennt er seine Funktion, andererseits trägt er seine ganze Geschichte der Menschwerdung in und mit sich.
Diese Geschichte ist nur zu erkennen, aber nicht als Erinnerung, sondern als Ortung: Wann warst du wirklich du selbst? Wie hast du dich verloren und wiedergefunden? Kannst du diesen Weg oder die Methodik wiederfinden, und sie vielleicht einem anderen mitteilen, dass auch er den notwendigen Schritt erkennt und macht?
Schreibt acht Probleme im Erdviereck; gliedert sie nach der Bedeutung des Erdheiligtums. Dies soll schon Stunden vor dem Fest geschehen und jeder behält den Zettel bei sich. Bei der Anrufung nun spüren, wenn das Selbst aus dem Nichts als dem Löwen auftaucht; denn der Löwe ist das Bild des Selbstes, das nie zu einem Ich werden kann. Das Selbst ist nur, weiß sich in der Mitte, wird getragen aus dem Dunkel. Diesen dunklen Grund müsst ihr erkennen und dann versuchen in einem Wort oder einem Bild zu formulieren. Während der Anrufung wird es immer klarer, bis es dann zum Schluss auftaucht.
Freunde Gottes sind keine Kameraden; sie begegnen einander in Ehrfurcht. Versucht beim gemeinsamen Zusammensein jeden so zu sehen wie er selbst sein könnte, ihn bis auf den Grund zu durchschauen.
Es ist möglich, dass dieser Grund beim anderen als Stein oder Juwel aufleuchtet. Gerade der Versuch dies beim anderen zu sehen – ohne aber darüber zu reden oder es auch nur zu erwähnen – ist die Voraussetzung, dass euer Schweigen trächtig wird. Das heißt nicht, dass ihr schweigen sollt; ihr könnt miteinander sprechen über was immer. Aber in Hintergedanken richtet euch auf das Juwel, euren Stein, und seht den der anderen und versucht ihn zu spüren.
Vielleicht wird es dem einen oder anderen gelingen während oder am Ende des Festes doppelt zu sein: wissen, dass alle den Weg zum Göttlichen gehen, aber sich auf das im Verkehr beschränken, was mitteilbar ist. Nur wenn das Mitteilbare kommuniziert wird, dann entsteht die wirkliche Kommunion im Schweigen, welches der Rede zugrundeliegt und so euer Selbst vom Zeugen zum Täter erwachen ließe.