Schule des Rades

Arnold Keyserling

Alphysik

Edelgase

Pluto erkennt das Karma, Uranus strebt nach Verständnis des Jenseits, Neptun empfängt Botschaften und Visionen doch Luzifer, Rahu und Ketu die drei Wollensimpulse suchen im Heil zu leben und leiden unter der Heillosigkeit.

Die Sehnsucht nach Ganzheit ist die tiefste im Menschen, tiefer als alle Bedürfnisse. Die Verzweiflung der Sinnlosigkeit, das Aufgeben des falschen, von außen aus einer Dichtung geborgten Lebenssinnes macht den Weg frei für ein konkretes Verstehen jenes Daseins, wo der Mensch die tierische Sicherheit der Instinkte auf bewusster Ebene wiederfindet.

Das profane Leben verlangt, sich mit einer der neun Rollen zu identifizieren und nicht eine falsche Synthese einzugehen. Die Edelgase in ihrer Ausgeglichenheit sind imstande, zwischen Kraft und Licht ohne Veränderung zu wirken. Sie bestimmen das Heilige, die Alloffenheit, die Fähigkeit, vom Nichts aus im Ritus eine andere Befindlichkeit zu erzeugen.

Vom Licht her erzeugen die Edelgase die Helligkeit des Tages, sonst wäre der Tageshimmel so dunkel wie auf dem Mond.

Jede gesättigte Verbindung zeigt einen der Zahlenschlüssel der Edelgase, sie ist also mit ihnen identisch: 2, 10, 18, 36, 54, 86 und theoretisch 118. Diese sind Träger der Religion; der Priester öffnet als Mensch für andere den Zugang zum Göttlichen und schafft durch seine Kenntnis von Raum und Zeit jenen Zusammenhang, wo alle Konflikte zu lösen sind und die ursprüngliche Harmonie regiert.

Der Priester hat kein Ich, kennt keine Strategien. Seine Gefahr ist die Identifikation mit den Gegenelementen der Kohlenstoffreihe, dass er glaubt, er könne als Mensch den anderen zur Befreiung ihres höheren Selbstes helfen. Der plutonische Helfer schafft keinen Weg, er räumt nur Hindernisse weg.

Der Priester feiert die Feste und schafft den Zusammenhang mit all jenen, deren höheres Selbst Teil des Großen Ganzen geworden ist.

Ketu im Schützen nimmt die Offenbarung vom höheren Zentrum der Milchstraße auf, Rahu befähigt die Person, ihre Rolle als Maske zum Wohl des Ganzen zu spielen, und Luzifer verliert die falsche Eigenmächtigkeit der Sättigung und wird zum Lichtträger; die Menschheit selbst im Diesseits und im Jenseits in ihren zahllosen Ichs wird durch den Priester zur Liebesgemeinschaft.

C h a k r a s

  • In den Edelgasen finden die Chakras ihre Vollendung:
  1. Muladhara · In der ersten Schale des Empfindens ist Wasserstoff und Helium, 1 und 2. Die erste Gesetzlichkeit ist die Vereinigung von Yang und Yin, die sich in der körperlichen Liebe äußert, wo der Mensch die Fusionsenergie erfährt.
  2. Swaddhistana · Im Denken wird der Achterkreis zum Raster, der alle weiteren Verbindungen von der Verbrennung aus bestimmt. Das tragende Molekül mit dem Wert des Edelgases Neon ist Wasser, H₂O Ursprung allen Lebens. Nur das Denken kann erkennen, dass Zahlengleichheit Sinngleichheit bedeutet und dass daher das Rad die einzige Systemik des Wissens darstellt.
  3. Manipura · Im Fühlen ist das Edelgas Argon mit der Zahl 18, welches das Tageslicht überall hin trägt; es ist der dritthäufigste Bestandteil der Atmosphäre. Seine Zahl entspricht dem Kochsalz, im Meer die Grundlage allen organischen Daseins. Wer Salz ist — das Salz der Erde — wie Christus die Erlösten nannte kann anderen im Fühlen das Vertrauen geben, dass ihr Leiden ein Ende finden wird.
  4. Anahata · Im Wollen des Elektromagnetismus ist der Priester jener, der die auseinanderstrebenden Ichs durch seine rituelle Kraft zusammenhält. · Krypton ·
  5. Vishuddha · Im Körper, dem Träger der Schwerkraft, wird der Priester die Anrufung der heiligen Himmelsrichtungen, die Gesetze des Raumes verstehen. · Xenon ·
  6. Ajna · In der Seele wird er Prophezeiungen empfangen, Visionen erleben, ohne den Zusammenhang zu verlieren.

Doch Radon ist bereits radioaktiv; die Offenbarung ist immer neu, darf nie auf der Tradition allein beruhen.

  1. Sahasrara · Das letzte theoretische Element 118 kann genau so wenig erzeugt werden wie der absolute Kältepunkt; es bestimmt den kosmischen Zusammenhang.

Während die anderen Gruppen in allen sieben oder mindestens fünf Schalen oder Chakras einen bestimmten Schwerpunkt haben, so sind die Edelgase im Zusammenhang wirksam.

Der Priester hat im Ritus drei Aufgaben:

  1. Alle sieben Chakras zu aktivieren, sodass der Wortleib gleich einer Flöte wird, durch welche Licht und Kraft auf und nieder fahren und die göttliche Melodie des Sinnes spielen.
  2. In den acht Himmelsrichtungen und den acht Festen des Erdheiligtums die Tore zum Jenseits offen zu halten und auch Rat zu geben, wie der Einzelne seine Offenbarung immer wieder findet.
  3. Die zwölffältige Form des Menschen im All als Raster aller Zivilisation zu leben, jeden Monat im Gespräch die Qualität der Zeit zu verstehen.

In Ephesos hatte Artemis den Beinamen Dadduchos, Lucifera, die Fackelträgerin. Zusammen mit der Vision der Sonne weist der Mond zum Ziel der Befreiung jedes Einzelnen aus seinem dunklen Loch, seinem höheren gefesselten Selbst, dessen Kern so lange in der Mitte der Erde gefangen bleibt, bis er sich eines Tages als Lichtträger erkennt und über das Wort Teil der kosmischen Gattung wird als Freund des Menschen im All, sobald die Stimme und nicht mehr das geformte Wissen zum Träger unseres Wesens und Weges wird.

Arnold Keyserling
Alphysik · 1985
Edelgase
© 1998- Schule des Rades
HOMEDas RAD