Schule des Rades

Wilhelmine Keyserling

Anlage als Weg

II. Der Tierkreis

Das Seelenkreuz

S e e l e n k r e u z
SEELE-wollen W I D D E R Widder

Seele ist das Spezifische, Einzigartige an jedem Wesen. Es erfährt sich als Ich. Wollen ist bejahen oder verneinen.

Bejahen der seelischen Sonderheit bedeutet Selbstbehauptung. Wollen ist die Kraft der Aufmerksamkeit, inhaltslos, die sich wie ein Scheinwerfer jedwedem Körperlichen, Seelischen oder Geistigen zuwenden kann. Auf die Seele bezogen, wird der persönliche Aspekt der Menschen zur Persönlichkeit.

Die Seele wird sich selbst zum Ziel. Sie wird anderen zum persönlichen Vorbild, zum Führer, versucht diese zu motivieren wie die Politiker oder die Werbung, die über ein Modellbild suggeriert, wie sich die Person kleiden, gebärden, womit sie sich umgeben soll.

Seele-wollen heischt Gehorsam ohne Erklärung; der Leithammel. Wollen schafft Einung, Ganzheit, wie der Scheinwerferkegel, der das Objekt erfasst. Persönlichkeit umfasst die äußere Erscheinungsform, das Auftreten, die Gewohnheiten des Menschen — seine Masken — das Ich in Beziehung zum Du. Ich bedeutet hier den Mut, die Schuld dafür auf sich zu nehmen, dass man auf der Welt ist, dass andere einen zur Kenntnis nehmen müssen; für sich einzustehen (oder für das Persönliche eines anderen) obwohl man nie im Recht sein kann; das Recht steht im Gegensatz zur Sonderheit der Seele. Persönlichkeit ist eine Art der Ganzheit, aber sie ist immer unvollkommen; dies bringt die Idee der Erbsünde nahe. Das da bin ich kann andere stören, und doch muss der einzelne für seine sogenannte Lebensberechtigung einstehen, auch für die der anderen. Dieses da bin ich kann nur durch ein ich bin bereit im Sinne des Ganzen an der Evolution mitzuwirken, gesühnt werden.

S t e r n

Gegenüber:

SEELE-denken W A A G E Waage

Denken ist in Beziehung setzen, urteilen, schließen, verstehen und begreifen, Seele sind die persönlichen Verhältnisse.

Die seelische Begegnung entspricht mathematisch der Multiplikation: Länge mal Breite ist Fläche; zwei Verschiedenartige ergeben verbunden ein Drittes und Andersartiges, eine neue Ebene, auf der das Denken Beziehungen herstellen kann. 2 × 3 = 6. Diese Sechs im seelischen Rahmen ist etwas anderes als die bloße lineare Hinzufügung von 3 + 3, die Addition, die dem Empfinden zugrundeliegt.

Das Gesetz der 6 erforscht die Gruppendynamik und versucht damit das Geheimnis des Zeichens Waage zu enthüllen: die Gruppenseele. Eine Mehrzahl von Menschen hat andere Reaktionen als jeder für sich. Auch die Ehe ist kein bloßes Ich und Du, Müllers Kuh welcher Reim ja bezeichnenderweise mit dem Esel endet.

Das Verstehen menschlicher Verhältnisse ist das Feld der Gemeinschaft, der Gesellschaft, von Ehe, Sitte und Recht — Konfrontation, Verhandlung, Vertrag, Ausgleich — und hat als Ideal die Gerechtigkeit.

Ein Ehehoroskop (auf den Zeitpunkt der Eheschließung berechnet) zeigt deutlich, wie ein Paar als Zusammenhang wirkt. Jeder Partner hat seine Probleme und Begabungen; als Paar ergeben sich ganz neue Aufgaben und Fähigkeiten. Die Beziehung zwischen ich und du, die auch er, sie, es einschließt, muss in der Waage auf ein Drittes bezogen sein, wenn sie Dauer erlangen und fruchtbar werden soll. Das Dritte kann ein gemeinsames Interesse oder Anliegen sein, sagen wir die Kartoffeln. Wenn es im Gespräch klar ist, worum es geht, wird ein persönlich emotionelles hin-und-her vermieden.

K a r t o f f e l n

Wenn zwei Menschen dialogisch in Beziehung treten, sollte Gott der Dritte sein, kündet Martin Buber.

G o t t

Am besten geht es, meine ich, wenn Gott und die Kartoffeln, wenn beide Dreiecke, der Erde und dem Himmel zu, vorhanden sind.

In einer Gemeinde, in Gemeinschaft ist ein gemeinsamer Nenner vorhanden; eine Ebene, auf der man verkehrt. Auch in freier Geselligkeit — ob sich nun drei, fünf oder acht Leute zusammensetzen — entsteht eine jeweils verschiedene Schicht der Unterhaltung mit ihren Spannungsverhältnissen und Spielregeln, die Höflichkeit und Rücksicht voraussetzen. Viele traditionelle Gemeinschaften verwenden das Symbol des Sechssterns, das die Gleichheit der beiden Dreiecke hervorhebt, ähnlich dem Symbol der Waage, das Ausgleich und Gleichgewicht nahelegt.

Im Negativen wird Gemeinschaft als Gleichschaltung erfahren, oder wird der Gegensatz Person — Gemeinschaft als Egoismus — Altruismus erlebt. Hier ist die Problematik einerseits die persönliche Eigenart zu bewahren und zu entfalten, sich andrerseits auf den Mitmenschen einzustellen.

D a v i d s t e r n
SEELE-fühlen K R E B S Krebs

Fühlen ist verbinden — trennen, lieben — hassen, wünschen — befürchten, Lust — Schmerz.

In welchem Gebiet der menschlichen Verhältnisse der Seele spielt die Verbundenheit und Trennung eine wesentliche Rolle? Im Bereich der Familie: Eltern, Heim, Heimat. Auch die Befriedigung der Bedürfnisse als Selbstverständlichkeit, ohne Bezahlung oder direkte Gegenleistung, auf Grund seelischer Zugehörigkeit, Angehörigkeit ist ein Kennzeichen des Krebses.

Hauswirtschaft, Gastwirtschaft, Landwirtschaft beruhen auf der Sorge für die Bedürfnisse von Mensch, Tier und Pflanze. Witterung, Wachstum, Wohlbefinden entziehen sich teilweise der Festlegung; hier walten dem Bewusstsein verborgene Gesetze. Das Vertrauen in das Selbsterlebte, das Folgen der inneren Tendenzen, der Rückzug in sich selbst oder in einen intimen Rahmen wurzeln in diesem Begriffspaar.

Nachwuchs, Fruchtbarkeit, Sorte, Gattung, Stammbaum stehen bei der Pflanzen- und Tierzucht im Vordergrund. Beim Menschen schließt die Herkunft auch die Bilderwelt des Überlieferten ein. Diese Wurzeln sind unterschwellig, sie äußern sich unterbewusst in der Traumwelt. Der Psychologe verdankt sein Verständnis der unabänderlichen und verborgenen seelischen Verhältnisse der Vergangenheit, diesem Zeichen. Anknüpfen und trennen, Bewusstmachen der Traumas gehört zu seiner Art der Hilfe.

Die Familie wurzelt in den Urverhältnissen, die wir bei der Bestimmung der Seele genauer dargestellt haben.

H e x a g o n

Im Gegenzeichen:

SEELE-empfinden S T E I N B O C K Steinbock

Empfinden ist die Realitätsfunktion. Sie ist objektiv und unterscheidet Quantitäten und Qualitäten.

Die Seele, also der Mensch als Person, wird hier gewogen und als Qualität eingeordnet. Seine Funktionsfähigkeit, seine Kapazität wird objektiv bewertet. Diese Einstufung in der Gemeinschaftsordnung führt sowohl in den einzelnen Sparten des Berufslebens, im Orchester, in der Werkstatt, der Firma, einer Klinik, wie der Öffentlichkeit im allgemeinen und letztlich dem Staat zu einer Hierarchie, die Pflichtenkreis und Kompetenz jedes einzelnen bestimmt.

Hier geht es um das Zusammenwirken der Menschen, um das Koordinieren der Wirkungsbereiche, vom Trambahnschaffner, Straßenbauer, den sanitären Anlagen, der Stromversorgung, dem Postwesen bis zum Landwirt und Minister. Auch der Künstler wird im Staat von seiner Funktion her eingeordnet. Diese sachliche Einstufung erregt leicht Missfallen; Funktionär ist ein Schimpfwort geworden. Doch in diesem Zeichen werden Pflichtgefühl und Gewissenhaftigkeit beurteilt, Reife und Können in Frage gestellt. Hier ist die Person strengster Kritik ausgesetzt.

Die Bewertung in der Öffentlichkeit steht im Gegensatz zur Liebe der Familienmutter, die sich auf jedes Kind gleichermaßen erstreckt, ob es tüchtig und gelehrig, krank oder gesund ist. Im Haus ist die Mutter für Küche, Wachstum, Wohlsein zuständig. So wird der Staat, wo Bewertung der Fähigkeit, Anerkennung, Aufstieg, Position im Vordergrund stehen, mit dem väterlichen Prinzip identifiziert. In der Öffentlichkeit gibt es immer etwas zu erreichen, zu realisieren. Auch das Absetzen einer Person, die nicht entspricht, ist hier an der Tagesordnung (den eigenen Großvater, Krebs, kann man nicht absetzen), obwohl jede Institution, die eine Kontinuität der Realisationsmöglichkeiten gewährleisten soll, ein Beharrendes darstellt; eine mühevoll aufgebaute Organisation, Administration, die leicht zum Amtsschimmel wird, wenn sie der Wendigkeit entbehrt. Alles ist hier festgelegt im Gegensatz zum natürlichen Wachstum des vierten Zeichens, das wiederum seine Gefahr in der Wucherung, im Krebsschaden hat. An der Ordnung des Steinbocks hat besonders die Jugend vieles auszusetzen; hier gibt es Umsturz, Revolution. Aber gerade die Fähigkeit, alle Umstände einzubeziehen, allen Situationen gewachsen zu sein, ferner die Unbestechlichkeit und Selbstlosigkeit sind die Tugenden eines Menschen, der eine öffentliche Position bekleidet und seines Amtes waltet, das er eines Tages einem Nachfolger übergibt.

Das Sechseck im Sinne der Bienenwabe zeigt das Zusammenwirken der einzelnen Menschen in einer funktionellen Gesellschaftsordnung.

B i e n e n w a b e
S e e l e k r e u z
Wilhelmine Keyserling
Anlage als Weg · 1988
Theorie und Methodik der Astrologie der Wassermannzeit
© 1998- Schule des Rades
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