Schule des Rades
Wilhelmine Keyserling
Anlage als Weg
V. Die Fragen zum Häuserkreis
Persönlicher Zugang zum Rad
Die Fragen setzen am Häuserkreis an, aber in den Antworten zeigt sich der Bezug zum Tierkreis und den Planeten im Horoskop. Wenn wir die Fragen in einer Gruppe durchgehen, können wir an der Verschiedenheit der Antworten bereits gewisse Konstellationen erkennen. Aber hier sind wir noch theoretisch ahnungslos und gehen daher unmittelbar von unserer Lebenserfahrung aus.
In dieser Arbeit finden wir unseren persönlichen Zugang zum Rad, verwenden die zwölf Gebiete des Häuserkreises, um das Material unseres Bewusstseins kennen zu lernen, die eigenen Probleme zu durchschauen, den Reichtum unserer Anlage im Zwölferkreis zu orten.
So entdecken wir unsere Horoskopfigur, bevor wir sie berechnet haben. Erst wenn wir selbst unsere Eigenheiten, unsere spezifische Wirkweise über das Rad ins Licht gehoben haben, wird uns das Horoskop weitere Antwort geben. So mancher fragt den Astrologen: Wie steht es bei mir mit den Frauen… mit den Berufserfolgen? Erst wenn man die eigenen Erfahrungen unparteiisch beobachtet, Erinnerungen vertieft, wiederkehrende Vorfälle, die Art der Bemühung, die Wurzel der Rückschläge, Fähigkeiten und Schwierigkeiten selbst geklärt hat, wird die strukturelle Übersicht des Horoskops Richtigstellung der eigenen Betrachtungsweise und Ergänzung bringen.
Manche dieser Fragen sind solche, die sich die Menschen in ihrer Bewusstwerdung immer wieder gestellt haben; andere sind subjektiv, das heißt, man könnte sie ergänzen, verändern; sie dienen nur dazu, die Eigenart der Anlage zu bestimmen. Vielleicht sind in Folgendem wesentliche Aspekte der einzelnen Felder übersehen worden — aber die Fragen eines anderen können bewirken, dass man auf die eigenen stößt, auf jene, die an eine Leichtigkeit oder Schwierigkeit herankommen, oder neue Möglichkeiten enthüllen, die Kurzschlüsse auflösen und damit eine vielseitige Entfaltung einleiten.
Die Fragen können eine Methodik darstellen, das Ichbild zu durchstoßen, wenn es gelingt, als neutraler Beobachter Verhaltensweisen zu beleuchten und nicht in die bereits bekannten rationalisierenden Erklärungen seiner selbst zu verfallen.
Man kann sich jeden Tag ein anderes Fragengebiet vornehmen und es schriftlich beantworten; man kann versuchen, die Fragen in der Gruppe schnell und spontan zu beantworten — oft wird durch die Verschiedenheit der Einstellung des anderen die eigene klar. Und wenn man sich eine Woche lang mit einem Gebiet befasst, so werden die Erlebnisse des Tages und die Träume Aufschluss bringen; man wird die eigenen Tendenzen der Verwirklichung erkennen.
Die Fragenmethodik kann den Zugang zur jeweiligen eigentlichen Schlüsselfrage freilegen. Wer bis zur eigenen nächstliegenden Frage vordringt, dem ist die Antwort sicher. In der Frage liegt eine ungeheure erneuernde Kraft; natürlich nicht in jeder; manche wird man mechanisch beantworten. Aber wer immer an eine Schlüsselfrage herankommt — viele haben es schon erfahren: im Augenblick, da man wirklich bereit ist zu fragen, als Nichtwissender auf jede geformte Meinung, erklärende Überlegung verzichtend, mit aller Intensität dessen, der sich dem Unbekannten öffnet, in sich horcht, bereit ist die innere Stimme zu hören und ihr auch zu folgen — der wird durch die Antwort wiedergeboren.
Die Frage ist der Tod vieler Ichvorstellungen, vieler Kümmernisse. Aber wer ist schon bereit, sich von seinen Kümmernissen zu trennen? Nur der, der an das Vorhandensein jener zusammenfügenden Kraft in sich glaubt, die jenseits aller Leiden besteht, oder ahnt, dass er im Lassen gewinnt, oder einfach wagt.
Eine kurze Einführung soll den Themenkreis des entsprechenden Hauses wieder in Erinnerung bringen; dann folgen die Fragen.