Schule des Rades
Wilhelmine Keyserling
Anlage als Weg
V. Die Fragen zum Häuserkreis
VII. Seele denken · Haus der Gemeinschaft
Das VII. ist das Haus des Du, des Partners, des Anderen. Es birgt den ausgesprochenen Gegensatz zwischen ich und du, Mann und Frau, der sich in der Ehe, über dieses Dritte, auf das Gemeinsame bezieht.
Wer keine Besetzung (Planeten) im VII. Haus hat, kann im Horoskop trotzdem ersehen, worauf bei ihm Partnerschaft und gemeinschaftliche Teilnahme beruhen: In welchem Zeichen befindet sich die Häuserspitze, in diesem Fall der Deszendent? Nehmen wir an, in der Jungfrau. Daraufhin suchen wir den (im Enneagramm) zur Jungfrau gehörigen Planeten: Merkur. Wir finden ihn z. B. im V. Haus im Löwen. Also schließen wir, dass Partnerschaft auf dem Gespräch , der Meisterschaft (V) von Wort und , der Meisterung sprachlicher Unterscheidung, beruht — vielleicht eine Schriftstellerpartnerschaft.
Wessen VII. Haus leer ist, der wird gemeinschaftlich nicht engagiert sein. Er gehört keiner Gesellschaft an. Er kann das Du gelegentlich sowohl im Bettler wie auch im König erkennen, wird aber keinen Anlass finden, mit ihnen zu verkehren; er wird gelegentlich von Freunden oder Verwandten gesellschaftlich einbezogen, eingeladen, wobei er sich nicht immer am rechten Platz fühlt. Ein Mensch mit Sonne oder Jupiter im VII. Haus wird gemeinschaftsbildend wirken, ein Zentrum sein und schaffen, wo man sich trifft. Ein gesellschaftlich Begabter wird Formen des Zusammenseins schaffen oder beherrschen, in deren Rahmen jeder einzelne zur Geltung kommt.
Sehr wesentlich ist die Unterscheidung zwischen: sich auf andere einstellen und sich nach anderen richten. Leicht können Sitten und Formen, gesellschaftliche Pflichten, die Freiheit des Individuums einschränken: man muss sich am Sonntag in der Kirche zeigen — Weihnachtskarten schreiben — Müllers zum Essen einladen, weil…
Für den Schauspieler ist das Du, das er ansprechen möchte, auch das Publikum.
Für manche Volksgemeinschaften, zum Beispiel auch die Tiroler, ist als Gegenpol des einzelnen das Volk bestimmender als gesellschaftliche Kaste oder Klasse. Das vordringliche an einer Gemeinde ist, dass jeder gleichermaßen Beachtung findet und die persönliche Freiheit gewährleistet wird. Im VII. Haus ist die Liebe und Achtung des Du das Tor zur Urkraft.
Kann ich das Andere im anderen achten oder suche ich Gleichartigkeit?
Welche Rollen spiele ich in der Gesellschaft; beachte ich mehr das Gegenüber oder gehe ich von der Gesamtheit der Anwesenden aus?
Bin ich aggressiv, herausfordernd, harmonisierend anregend, kann ich zuhören?
Bin ich ganz ich selbst oder verschließe ich mich unter anderen Leuten; bin ich wirklich in Beziehung mit den anderen, oder würde ich sie lieber allein treffen; welche Art der Geselligkeit ist mir zuwider?
Bin ich Gesellschafter einer kommerziellen Gesellschaft mit bestimmten Rechten, eines Vereins, einer Gemeinde; fühle ich mich einer Volksgemeinschaft zugehörig, rede und denke ich in der Wirform: wir Frauen, wir Geschäftsleute, Hanseaten, Österreicher, Wiener, Stadtmenschen?
Die Urfarbe der Fahne ist das Flaggenrot, das Rot der Waage im Rad. Hisse ich die Fahne der Gleichheit, Freiheit, Gerechtigkeit; was bedeuten mir diese Begriffe?
Habe ich Sinn für Konversation, ein rituelles Gespräch ohne besondere Information, das der seelischen Kommunikation dient?
Wann und mit wem kann ich absichtslos beisammensein?
Wann habe ich Sehnsucht nach Gesellschaft; in welcher Form? Ist sie mir eine Belastung, ist sie langweilig, lustig, gleichgültig?
Bin ich besorgt, was die Leute von mir denken, sagen; was verberge ich vor ihnen, wann geniere ich mich; nehme ich zu wenig Rücksicht auf andere; wann wäre es vielleicht richtig, sich mehr anzupassen?
Kann ich mich auf meinen Partner einstellen und meine persönliche Eigenart entfalten, Selbständigkeit bewahren; wo passe ich mich unnötig an, wo stelle ich mich zu wenig auf ihn oder sie ein; wo könnte ich mehr annehmen, wo mehr geben?
Als was betrachte ich meinen Partner: Freund, Mitarbeiter, Beschützer, Geliebter, Anlass zu meiner Entfaltung, mein Hauptproblem?
Wann bin ich mit ihm (ihr) glücklich, wann nicht; wie kann ich das Glück mehren und Unglück meiden; wann streite ich; ist das Streiten fruchtbar?
Kann ich in Auseinandersetzungen (auch mit Gesprächspartnern) Distanz und Liebe bewahren; kann ich mich Gegnern stellen, sie in Partner verwandeln?
Wann kann ich andere bestätigen, entstätigen; sie im Kontakt dazu bringen, wesentlich zu sein?
Nehme ich meinen Teil der Verantwortung für ein misslungenes Beisammensein auf mich?
Kommt meine Höflichkeit vom Herzen; bemühe ich mich um angenehme Umgangsformen?
Was bedeutet mir ein Gespräch: Dialog, Monolog, Konfrontation, Diskussion?
Kann ich Gegnerschaft, Zersplitterung, Bruch von menschlichen Beziehungen aushalten; wie verhalte ich mich, wie wenn ich im Unrecht bin?
Fühle ich mich zu irgendeiner gesellschaftlichen Form, Sittengemeinschaft zugehörig, von ihr getragen; lehne ich irgendeine Zugehörigkeit bewusst ab?
Wie verhalte ich mich in Streitfragen dritter Personen?