Schule des Rades
Wilhelmine Keyserling
Anlage als Weg
V. Die Fragen zum Häuserkreis
IX. Geist wollen · Haus der Ideen · Ziele
Geist-wollen ist die Bereitschaft (wollen), sich für einen zu schaffenden Zusammenhang (Geist) einzusetzen, offen zu sein für das, was getan werden könnte, anzuknüpfen an denen, die gesucht und erschlossen haben — in diesem Sinne auch Geschichte: Geistesgeschichte, Literaturgeschichte, Theatergeschichte oder Expeditionsgeschichte. Im Horoskop, das die Begegnung von Tier- und Häuserkreis zeigt, kann sich diese Aufgeschlossenheit, die an sich geistiger Natur ist, auch als dynamische Richtung einer Firma, eines landwirtschaftlichen Unternehmens, in der Kunst oder Medizin, in jeglichem Gebiet zeigen.
Der Mensch des IX. Hauses (Planetenbesetzung im IX. Haus) braucht eine Richtung, in der er sich entwickeln kann. Er möchte am Trip
sein; das kann ein geistiger Trip, oder ein Interesse am Reisen und Expeditionen sein. Er möchte nicht nur Bedürfnisse des Augenblicks erfüllen, sondern sehen, wie es weitergeht. Diese Einstellung kann Begeisterung und Inspiration bringen, aber auch in Stumpfheit und Verzweiflung umschlagen. Ziel und Richtung sind nicht festzuhalten; sie erlangen Dauer durch stete Erneuerung. So leuchtet der Sinn manchmal auf, dann verliert man die Richtung, und kann sich nicht mehr erinnern, dass es sie gibt; man ist im Dunkel. Dann gibt es Worte und Taten der Vergangenheit, an denen man anknüpfen kann; Schriften, Evangelien aller Art, aber auch sie sind tot, wenn die Offenheit, die Bereitschaft sie nicht zum Leben erweckt.
Und nur die Offenheit kann Richtung finden und weisen. Auch der Weg, wenn er festgelegt wird, kann zum Irrweg, zur Sackgasse werden, zum Wahn, zur Verführung. Wieder gilt es Eigenwillen abzulegen, damit das IX. Haus zum Tor des Lichts der Inspiration wird, das einen trägt, ohne dass man es anderen aufdrängen möchte.
Wo folge ich einer Richtung, wo reihen sich meine Schritte zu einer Kontinuität, die auf Zukünftiges gerichtet ist?
Welche Menschen, Dinge, Schriften haben mich begeistert, geführt?
Wie fügen sich die Momente inspirierter Existenz zusammen?
Wann verliere ich die Richtung, tappe im Dunkel, wie ertrage ich diesen Zustand, was bleibt mir auch dann noch als dunkle Gewissheit?
Woher kommt das Licht, das mein Dunkel erhellt?
Ist mein Alltag von dieser Inspiration durchdrungen? Schneide ich sie mir selber ab, wodurch?
Wann habe ich das erstemal die transzendente Realität erlebt (Naturerleben — Gefühl der Seligkeit — Dankbarkeit — Vision)?
Haben meine Träume eine Richtung, welche?
Kann ich andere inspirieren? Was sind meine Ziele, kann ich sie anderen verständlich machen?
Wer gehört zu meiner Richtung als Gefährte?
Neige ich zu Irrwegen, folge ich falschen Propheten? Wo falle ich in Aberglauben — Wunderglauben, der nichts bringt?
Habe ich Mut zum Wunderbaren?
Wo habe ich Vorahnungen (nicht Vorstellungen) in bezug auf politische, menschliche, künstlerische, ökonomische Tendenzen?
Was bedeutet mir Reisen, was brachten sie mir, wie reise ich am liebsten, mit wem?