Schule des Rades

Wilhelmine Keyserling

Anlage als Weg

V. Die Fragen zum Häuserkreis

XI. Körper denken · Haus der Freundschaft

Die Denkhäuser sind es, die menschliche Beziehungen schaffen; die seelischen Häuser könnte man als solche sehen, die eine Abstimmung bestehender menschlicher Verhältnisse verlangen.

Das XI. Haus bedeutet freudige Teilnahme an Etwas. Hier ist es das objektive (denken) Interesse an einem Gegenstand (Körper), das die Menschen zusammenbringt, das den Zusammenhang über jenes Dritte schafft. Es ist verschieden von seelischem Ausgleich des VII. oder dem gemeinsamen Tun des III. Hauses. Im Tun steht der Meister des XI. Hauses allein, ob es sich um die Freundesbeziehung von Maler zu Maler, oder zwischen Wissenschaftler, Künstler, Geschäftsmann handelt. Jeder ist ein Freier, Selbständiger. Ein gemeinsames, sachliches und selbstloses Interesse — kulturell im Sinne des denkerischen Bauens — ein Betrachten, Erörtern, Möglichkeiten erwägen, Zuhören, Ergänzen, ist das Verbindende. Verstehen und verständlich-Machen ist in der Teilnahme an einer Begegnung von Freunden und Notablen das Erfreuliche, — nicht Diskussion oder Überzeugenwollen. Wassermann ist das Zeichen des Friedens, und unser Zeitalter jenes der Mitarbeit (VI. Haus der Menschheitsgeschichte) am Werk.

Alles was durch den Menschen entsteht, ist letztlich Teil des Werks — und die Welt, die er versteht, wird ihm zur Aussage, zur Sprache; in diesem Sinne ist alles: Architektur, Musik, Technik, soziale Einrichtungen etc. Sprache, geronnener, Fleisch gewordener Gedanke.

Das XI. Haus zeigt den Zugang zum Ganzen als Urwort, als Kraft des Verstehens; es zeigt den Umgang mit Menschen — auch Meistern der Vergangenheit — für die die Welt ein offenes Buch ist oder war, in dem wir lesen, und mitschreiben können.

In welchen Gebieten bin ich der freudigen Teilnahme fähig? Wo kann ich anderen die Teilnahme eröffnen, wo bin ich selbst auf andere angewiesen?
Über welche Werke, Errungenschaften der Menschen kann ich mich besonders freuen?
Worin erfasse ich Zusammenhänge, habe Übersicht?
Wo kann ich Möglichkeiten erkennen Verwirklichung (im Werk) zu fördern, wo bin ich Regisseur?
Wo setze ich Gegebenheiten in Beziehung zu Menschen? (Ein Musikstück zum Beispiel wird durch die Beziehung zum Verleger, Musikwissenschaftler, Konzerthausdirektor und den Musikern ein kultureller Faktor, der den Zuhörern Teilnahme ermöglicht.)
Welche Werke anderer werden mir zum Werkzeug?
Was ist mein Beitrag zur Kultur und Zivilisation, was hinterlasse ich?
Wo verstehe ich den Zusammenhang der Wirklichkeit in Hinsicht auf mögliche Erweiterung?
Wer sind meine Freunde, wem bin ich Freund?
Knüpfe ich, bewahre ich Freundschaften oder werden sie von anderer Seite geknüpft? Was tue ich für meine Freunde? Wie kann ich Freundschaft fruchtbar machen?
Welche Notablen, Vorbilder, Sinnbilder verehre ich wegen einer bestimmten Leistung, einem Beitrag, den sie der Welt gegeben haben?
Was kann diese Verehrung in mir und in meiner Welt bewirken?
Welche Anlage habe ich der Welt zurückzugeben, welche gilt es noch zu entfalten, zu verkörpern?

Das XI. Haus bedeutet auch Wunscherfüllung: Möglichkeiten erkennen, die sich verwirklichen lassen.

Wilhelmine Keyserling
Anlage als Weg · 1988
Theorie und Methodik der Astrologie der Wassermannzeit
© 1998- Schule des Rades
HOMEDas RAD