Schule des Rades

Wilhelmine Keyserling

Anlage als Weg

XI. Die neun Schöpfungsprinzipien in der Sprache

D r e i

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Das Zeitwort · die Urzeitworte
Geist denken

Das Zeitwort erfasst leben in seinen drei Formen:

Leben ist Da-sein im Vergehn (werden)
Bestehn (haben) in der Bewegung Lauf

Haben-sein-werden ist die Trinität der Urzeitworte. Sein, das sich nicht auf Etwas (haben) bezieht und wandelt (werden), ist undenkbar.

Im Satz stellen die drei Grundformen des Verbs drei Richtungen des Geschehens dar:

  • intransitiv (zuständlich) — der Baum blüht;
  • transitiv (gegenstandsbezogen) — der Baum trägt Früchte;
  • modal (wandlungsbezogen / zeitwortbezogen) —
    der Baum soll ausgeschlagen werden.

Die Aussage eines Satzes kann nur in einer dieser drei Formen stehen; sie können im Nacheinander, im Fortschritt verwendet werden. Sicher kann ich sagen: ich lese, mache Notizen und möchte ausgehen. Damit habe ich aber drei selbständige Aussagen gemacht.

Der vollständige Vorgang, der dialektische, vollzieht sich in drei Etappen:

  1. die Zuständlichkeit (sein)
  2. Begegnung mit dem Anderen (haben)
  3. Verwandlung des Zustands (werden).

Resultat: der Zustand ist verwandelt, ich beginne einen neuen Zyklus.

Jede Trinität birgt die drei Urformen der Zeit, ist Zeitträger; auch die vergegenständlichste, z. B. Körper-Seele- Geist. Der körperliche Aspekt ist der habende, der seelische der seiende, der geistige der ewig werdende.

Sein oder nicht sein, das ist die Frage. Immer wieder haben Denker versucht, den Urgrund des Verbs, des Lebens zu erfassen — und immer wieder haben sie die eine oder andere Zeitform bevorzugt. Wird der Seinsaspekt des Lebens allein betont, führt er in die Statik. Die Dingbezogenheit führt leicht in eine materielle Auffassung, der dynamische Aspekt des Werdens, in eine revolutionäre Einstellung, die sein und haben vernachlässigt. Nur über die Zeitfolge der Drei entsteht Kontinuität des Denkens, Kontinuität des Lebens, Entwicklung, Fortschritt.

Zeiterfahrung bedeutet Nacheinander, Raumerfahrung Miteinander oder Gleichzeitigkeit.
Wiederum sind beide zwei Aspekte ein und desselben — es gibt das eine nicht, ohne das andere. Und doch bedeutet Erkennen, Verstehen, dass wir einerseits den Wandel des Bestehenden, den zeitlichen Aspekt des Räumlichen, und andererseits das Bestehende im Wandel, den räumlichen Aspekt des Zeitlichen erfassen können.

Das Dreieck ist die Grundfigur der Zeit — der Dreitakt — die das Zeitgeschehen am Hintergrund des Raumes erfahrbar macht. 3 Punkte, 3 Linien.

U r a n u s
Wenn wir es nachzeichnen, können wir uns nur an einem Punkt befinden (denken ist Bewegung) und doch wissen wir um das Ganze (Geist ist Vorstellungsebene). So sind sein, haben, werden nicht bloß Hilfszeitwörter, sondern die Urform des Zeitwortes.
Wilhelmine Keyserling
Anlage als Weg · 1988
Theorie und Methodik der Astrologie der Wassermannzeit
© 1998- Schule des Rades
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