Schule des Rades
Wilhelmine Keyserling
Anlage als Weg
XII. Das Weltenjahr
III. Stierzeit 4520 - 2360 v. Chr.
Die Stierzeit, mit der Venus als Hauptgottheit, brachte den Beginn der Stadtkulturen mit ihren Tempeln, Grabmälern, Skulpturen, wie sie noch in Ägypten erhalten sind. Sie brachte auch die Entwicklung der Schrift. Reichtum war die Voraussetzung der Gestaltung und Schönheit, wie des Studium. Dem III. Haus Des Menschen entsprechend war das Erlernen der Naturprinzipien, die Kenntnis der Namen jenseitiger Götter notwendig, um sich in der anderen Welt zurechtzufinden.
Über das Gegenzeichen Skorpion muss der Tod bereits im Leben einbezogen werden — Totenbücher, Totenkulte. Die Götter sind ehemalige Menschen, und die Aufgabe des Menschen ist es, das Ewige zu vergegenständlichen, und über das Gestaltete — Skulpturen, Pyramiden, Totenstädte — den Weg zum Ungreifbaren zu eröffnen.
In diesem Sinne kann der Gestaltende, der körperlich Verwirklichende die Einstellung der Stierzeit integrieren. Die Frage ist nur, ob wir eine Periode der Menschheits-geschichte in ihrem tiefsten Sinn integrieren, oder uns nur im rituellen Rahmen der Vergangenheit fixieren.
Auch die Stierzeit mit ihrer Freude am Schönen, an Reichtum und Pracht, dem Sichtbarmachen des Unsichtbaren, ist, wie die Geschichte berichtet, in Unsitte und Prunk verfallen; der Kult des heiligen Stiers entartete in der Verehrung des goldenen Kalbes. — Echnaton versuchte die Stierreligion in einen Widderkult überzuführen, woran uns noch die Alleen von Widdern in Ägypten erinnern, die zu heiligen Stätten führen. Ein Volk aber, das die Widderzeit einleitete, zum Ausdruck brachte und in die Fischezeit überführte, waren die Juden.