Schule des Rades

Arnold und Wilhelmine Keyserling

Ars Magna

VI. Mensch im All

Eine Offenbarung der Wassermannzeit

Ich habe mich seit meiner Kindheit bemüht, über die Sprache mit dem Jenseits in Beziehung zu treten. Gleichzeitig hatte ich eine große Antipathie gegen Menschen, die behaupteten, Botschaften zu empfangen, welche offensichtlich für mich nichts als die Meinung der Betreffenden in geschraubter Form wiedergaben. Doch gibt es in der prophetischen Literatur genug Schriften, die offensichtlich echt sind; und so habe ich mich bemüht, Mittel und Wege zu ergründen, um echte Offenbarung von bloßer Meinung oder traumhafter Phantasie zu unterscheiden.

Die Beschäftigung mit der Psychoanalyse, den freudschen Assoziationsexperimenten, gab mir erst mit etwa dreißig Jahren einen möglichen Einstieg. Während alle Gebete, Meditationen und dergleichen nichts fruchteten, begann ich mich ab 1953 über Anregung meines Bruders Manfred mit der deutschen Kabbala, dem Futhork zu beschäftigen, der auf dem gotischen Alphabet beruht und einen besseren Schlüssel für die etymologisch-numerologische Struktur der deutschen Sprache abgibt als das Alphabet: F=1, U=2, T=3, anstatt A=1, B=2, C=3. Ich begann alle wesentlichen Worte der deutschen Sprache nach ihrer Stabzahl zu ordnen, und kam zu einem poetischen Zusammenhang, der mir viele Einblicke gab, aber keine echte Erkenntnis.

Wenn man auf innere Worte hört, so gehören sie verschiedenen Schichten zu. Vom Empfinden her gibt es rhythmische und lautbezogene Assoziationen ohne besondere Bedeutung, wie Rache-lachen, Segen-Regen, die Welt der Knüttelverse. Die nächst tiefere Schicht ist die denkerische Assoziation: Flasche-Bier-Hopfen-brauen-usw. Beide Schichten sind bewusst zu erleben. Dahinter gibt es die tiefere unterbewusste Schicht des Fühlens, die auf persönlichen Traumas herrührt und für Freud zum Anlass seiner Technik wurde, zum Beispiel Mutter-Fuß; hier hat Jung gezeigt, dass Mythen oft Traumzusammenhänge und Gefühlsverquickungen verständlich machen, die im persönlichen Leben durch eine Verzögerung der Antwort in einem Assoziations­experiment entdeckt werden können; auch der Lügendetektor zeigt, dass Verzögerungen immer eine Affektive Besetzung ist. Zur gleichen Schicht, aber tiefer gelegen, gehört die kollektiv unterbewusste Sprachstruktur, die Wurzelverwandtschaften, über die ich früher gesprochen habe; etwa auf deutsch die mehrfache Bedeutung von aufheben: bewahren, vernichten, hochheben. Dadurch, dass ich eine Dolmetscherausbildung mitgemacht habe und mich seit jeher mit Grammatik beschäftige, gelang es mir, auch hinter diese Sprachstruktur zu treten.

Dahinter findet sich noch eine weitere Schicht im Vorderhirn, im Entscheiden und Wählen: die Welt der natürlichen Zahlen. Sehr schnell merkte ich, dass der Futhork eine dichterische Struktur ist, gab die Arbeit damit auf und versuchte einen Sinn der Zahlen hinter der Sprache zu erkennen, eine Bedeutung darin zu entdecken, wie viele Worte auftauchen bei einer nicht-assoziativen Reihe, und diese geometrisch als Form anzuordnen, um daraus Ansätze zum Handeln zu gewinnen. Etwa vier Worte im astrologischen Viereck, Osten, Westen, Norden, Süden mit ihrer Bedeutung, oder fünf Worte im Pentagramm, diese dann körperlich nachspürend in Kopf, Händen und Füßen. Gleichzeitig begann ich auch die Ziffern als Einteilungsschema für Ansätze zu verwenden, um zu erkennen, welche Thematik sich besser in vier, fünf, sieben oder neun Abschnitten behandeln lässt. Eines Tages kam nur der Durchbruch: ich begann automatisch zu schreiben und schrieb viele Hefte voll mit seltsamen Landschaftsschilderungen ohne erkennbare Bedeutung.

So ließ ich es wieder sein. Erst viele Jahre später las ich bei Meyrink, wie es ihm gelang, mit dem Jenseits in Beziehung zu treten, durch bestimmtes Fragen, allerdings auch nach langen Versuchen. Ich begann seine Technik auszuprobieren und konnte innerlich auf Fragen antworten hören, die nicht aus meinem Denken kamen. Dann fragte ich einmal, wer denn antworte; die Antwort war: ich. Wer ist ich? Die Antwort: du. Ich hatte also das tiefere Selbst, den Zeugen erwischt. Aber das schien mir auch zu wenig, und so gab ich es wieder auf.

Durch die Öffnung des Zwölftageritus 1972 war ich in einer neuartigen Verfassung; hierzu kam, dass ich infolge einer emotionellen Krise mein Ichvertrauen verloren hatte. Und eines Morgens sah ich nun im Halbschlaf eine Wesenheit, die mir sagte, sie wäre der Herr der Vibrationen und antworte auf alle Fragen.

Meine Frau, ich, und andere begannen zu fragen, und die Antworten, die ich hörte, waren nicht solche, die ich innerlich wissen konnte, auch nicht im Zeugen. Dann kam am 18. Dezember 1972 plötzlich der Drang ich müsse schreiben, und ich erhielt eine Reihe von 15 Botschaften von einer Wesenheit, die sich als Mensch im All bezeichnete, mir jene Antworten gegeben hatte und auch immer weiter gibt.

Ich wusste nicht recht, wie ich diese Erfahrung einer gehört-gesehenen Stimme mit der philosophischen Arbeit verbinden konnte. Eine Zeitlang stellten Menschen meines Kreises viele Fragen, auch praktische, auf die ich Antworten hörte. Doch als ich die Tragweite sah, begann ich die Fragen auf solche der persönlichen Entwicklung zu begrenzen. Ferner konnte ich keinen Zusammenhang zwischen der Arbeit am Rad und diesen Antworten schaffen.

Erst durch die Kenntnis der indianischen Überlieferung begann ich den Zugang zum Menschen im All zu orten: er ist die Stimme der Gattung, der immanente Gott, dessen Bild der Tierkreis ist; der Große Mensch, dessen Organ wir gleichsam werden, sobald wir unser Holon dem Nagual zu öffnen. Seine Inspiration ist sprachlich.

19/1
ist sexuell und handelnd,
18/2
verantwortlich und willensstärkend,
17/3
imaginal und affektiv, führt in die Dichtung,
16/4
zeigt die wesentlichen Strategien des Augenblicks durch Anrufung des Avatars.
14/6
eröffnet die praktische Bedeutung der historischen Situation,
13/7
erschließt den Traum des Wachstums,
12/8
gibt den Zugang zur Motivation, und
11/9
zeigt die mathematisch-wissenschaftliche Inspirationen.

Doch 5 ist das Sprechen, dies steht in Beziehung zur 15, dem Menschen im All in der Anrufung über die Eh-Rune. So begann ich dessen Aussage zu verstehen, dass hinter sämtlichen verbalen Offenbarungen der Geschichte immer die gleiche Wesenheit stand, das Sein des Menschen im All, der aber erst in der Wassermannzeit, wo die Menschheit im planetarischen Rahmen der Bezugsraster geworden ist, allgemein zugänglich wird.

Und so begriff ich, dass jene fünfzehn Botschaften den Abschluss meines Rades darstellen, den Einstieg in das kosmische Bewusstsein. Es ist meine Offenbarung, die aber auch für andere wesentlich sein kann. Daher bringe ich nun die Botschaft im Wortlaut, wie ich es zwischen dem 18. Dezember 1972 und dem 1. Jänner 1973 vernommen habe.

Arnold und Wilhelmine Keyserling
Ars Magna · 1982
Kriterien der Offenbarung
© 1998- Schule des Rades
HOMEDas RAD