Schule des Rades

Arnold und Wilhelmine Keyserling

Ars Magna

II. Mantik · Das Tor des Ostens

IV. Wollen

Das Empordringen
46. Schong - 1/IV Empfinden unter Wollen
Das Wollen beginnt mit der Richtung nach oben, die auf dem Wagnis beruht. Es hat erhabenes Gelingen. Man muss — also nicht bloß man soll — den großen Mann sehen; es ist lebensnotwendig, dass die eigene Richtung den Einklang mit dem großen Sinn hat. Fürchte dich nicht. Aufbruch nach Süden bringt Heil, also Rückkehr zu Unschuld und Vertrauen.
Dieser Neubeginn ist nicht spektakulär, er ist gleichsam unmerklich: so häuft der Edle hingebenden Wesens Kleines, um es zu Hohem und Großem zu bringen.
Die Verfinsterung des Lichts
36. Ming I - 2/IV Denken unter Wollen
Wer einen Willensweg beginnt, stört das bestehende Gleichgewicht der Kräfte und gerät in Not. Fördernd ist es, in der Not beharrlich zu sein. Man weiß sich im Recht, und hat doch keinen Erfolg. Die Zeit geht vorüber, so muss man sich auf seine Lauterkeit beschränken: so lebt der Edle mit der großen Menge; er verhüllt seinen Schein und bleibt doch hell.
Die Annäherung
19. Lin - 3/IV Fühlen unter Wollen
Nicht im Handeln, sondern im Lehren, in der Bildung der Nachfolge geht der Weg weiter: so ist der Edle in seiner Absicht zu lehren unerschöpflich und im Ertragen und Schützen des Volkes ohne Grenzen. Die Annäherung hat erhabenes Gelingen, Beharrlichkeit ist fördernd. Sie schafft die Vorbereitung zum Einrasten der neuen Richtung des Wollens, die totale Selbstaufgabe verlangt.
Das Empfangende
2. Kun - 4/IV Wollen unter Wollen
Die Erde ist die Mitte, das Wollen bedeutet Hingabe. Erhabenes Gelingen, fördernd durch Beharrlichkeit einer Stute, die gehorsam den Inspirationen folgt. Fördernd ist es, im Westen und Süden Freunde zu finden, in Gesellschaft und Mitarbeit, und im Osten und Norden der Freunde zu entraten; im Osten empfängt man Befehle und im Norden verantwortet man sich gegenüber bestehenden Autoritäten. Ruhige Beharrlichkeit bringt Heil. Die Erde ist stärker als alle Gegner, und der Mensch muss in seinem Wollen ihr gleich werden: so trägt der Edle weiträumigen Wesens die Außenwelt.
Die Bescheidenheit
15. Kiën - 5/IV Körper unter Wollen
Das Wollen, das vom Körper, der Anlage anhebt, ist bescheiden und kommt dadurch zum Erfolg, da es die Extreme ausgleicht. Bescheidenheit schafft Gelingen, der Edle bringt zu Ende; was immer er angefangen hat, sofern es seiner Richtung entspricht. Hierzu muss er verringern, was zu viel ist, und vermehren, was zu wenig ist; er wägt die Dinge und macht sie gleich.
Das Heer
7. Schï - 6/IV Seele unter Wollen
Nur aus der Bescheidenheit lässt sich die echte Disziplin verwirklichen. Der eigene Organismus und auch die Mitmenschen folgen der Willensrichtung, sofern sie nichts auslässt und großzügig bleibt. So mehrt der Edle durch Weitherzigkeit gegen das Volk seine Massen. Dies verlangt hierarchische Ordnung des ganzen Lebens: das Heer braucht Beharrlichkeit und einen starken Mann. Heil ohne Makel.
Die Wiederkehr · (die Wendezeit)
24. Fu - 7/IV Geist unter Wollen
Wer die Disziplin erreicht hat und damit die Selbständigkeit, braucht die Verinnerlichung der Kraft. Dies ist der Sinn des Zeichens Wiederkehr, das von Richard Wilhelm im Geheimnis der Goldenen Blüte geschildert wurde. Die Kraft des Bewusstseins muss durch das Kreisen des Lichtes zuerst nach unten, damit das Wesen im Hara ernährt wird, bis es zum Diamantkörper wird, der lichtdurchlässig ist. Ausgang und Eingang ohne Fehl, Freunde kommen ohne Makel, hier sind es die geistigen Helfer. Hin und her geht der Weg, am siebten Tag kommt die Wiederkehr, der Wiederaufstieg durch die Chakras; die Richtung nach unten wandelt sich in die Richtung nach oben: in diesem Zeichen sieht man den Sinn von Himmel und Erde.
Die Haltung der Wiederkehr verlangt Abgeschlossenheit wie im Yoga, die Kräfte können nur in der Stille angejocht werden. Doch auch Kulturen bedürfen manchmal der Inkubationszeit: so schlossen die alten Könige zur Sonnwendzeit die Pässe, Händler und Fremdlinge wanderten nicht und der Herrscher bereiste nicht die Gegenden.
Der Friede
11. Tai - 8/IV Pleroma unter Wollen
Dieses Zeichen bildete den Jahresanfang der chinesischen Regierungsordnung, die auf die Zeit gegründet war, bei 15° Wassermann, dem Ort des Pluto im Rad. Friede, das Kleine geht hin, das Große kommt her. Heil, Gelingen. Himmel und Erde sind in umgekehrter Stellung. Die Erde ist oben, das Ziel ist ihre Vollendung. Der Himmel ist unten, die Intention ist zur Motivation geworden. Der Einklang von Xing und Ming ist vollzogen. Da gilt es nur ordnend einzugreifen: so teilt und vollendet der Herrscher den Lauf von Himmel und Erde, verwaltet und ordnet ihre Gaben und steht so dem Volke bei.
Der König führt die Menschen, hat seine Macht von ihrer Zustimmung. Der Herrscher bildet die Brücke zwischen Himmel und Erde. Er hat seine Macht aus der Weihe, entspricht also in der europäischen Terminologie dem Kaiser und nicht dem König. In der Fischezeit war der Kaiser das Höchste; in der Wassermannzeit muss jeder zum Kaiser werden, jeder die eigene Brücke bauen, den eigenen Sinn finden.
Arnold und Wilhelmine Keyserling
Ars Magna · 1982
Kriterien der Offenbarung
© 1998- Schule des Rades
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