Schule des Rades

Arnold und Wilhelmine Keyserling

Ars Magna

II. Mantik · Das Tor des Ostens

V. Körper

Die Arbeit am Verdorbenen
18. Gu - 1/V Empfinden unter Körper
Die Integration des Körpers geschieht dadurch, dass der Mangel, das Verdorbene, als Ansatz zur eigenen Entwicklung genommen wird. Man muss den Eltern nicht für das Gute dankbar sein, was sie getan haben, sondern an den Fehlern und Mängeln ansetzen, die sie uns hinterlassen haben, an den Problemen, die zur Motivation werden können. Die 1., 3., 4. und 5. Linie des Zeichens handelt von dem vom Vater Verdorbenen, die 2. bezieht sich auf die Mutter, wo man nicht zu beharrlich sein soll, da hier die Wurzeln des Grundvertrauens liegen. Die 6. Linie ist oberhalb der Elternproblematik: dient nicht Königen noch Fürsten; solch eine Gesinnung kann man sich zum Vorbild nehmen.
Erhabenes Gelingen, fördernd ist es, das große Wasser zu durchqueren, vor und nach dem Anfangspunkt drei Tage: es gilt die eigene Geschichte aus der Folge der Generationen — das große Wasser zu durchqueren — herauszulösen. Da alle Menschen persönlich von dieser Problematik ansetzen, wird der, welcher sie meistert, zum Erwecker der anderen: so rüttelt der Edle die Leute auf und stärkt ihren Geist.
Die Anmut
22. Bi - 2/V Denken unter Körper
Wer seinen Körper aus der Elternbezogenheit löst, erreicht die Ungefärbtheit, die Einfachheit. Anmut hat Gelingen, im Kleinen ist es fördernd, etwas zu unternehmen. Hier wird die Form des Menschen entscheidend. Wenn man seinen Stil ernst nimmt, kann man auch die Form von Himmel und Erde verstehen. Dies Zeichen ist auf die Verinnerlichung bezogen, der Stil des Einen ist nicht jener des Anderen. Daher heißt es: so verfährt der Edle bei der Klarstellung der laufenden Angelegenheiten; aber er wagt nicht, danach große Streitfragen zu entscheiden.
Die Minderung
41. Sun - 3/V Fühlen unter Körper
Wer Anmut erreicht, der akzeptiert seine Form und kann die Kritik vom Wesen auf die Leistung richten, die allein verglichen werden kann. Minderung verbunden mit Wahrhaftigkeit wirkt erhabenes Heil ohne Makel. Man kann darin beharrlich sein. Fördernd ist es, etwas zu unternehmen. Hier handelt es sich nicht um große, sondern um kleine Entscheidungen: zwei kleine Schüsselchen mag man benützen zum Opfer. Die Minderung bezieht sich auf kleine Veränderungen des Verhaltens: so bändigt der Edle seinen Zorn und hemmt seine Triebe.
Die Zersplitterung
23. Bo - 4/V Wollen unter Körper
Das Kind wächst auf im Glauben, dass die Gesellschaft in Ordnung ist. Eines Tages kommt das Erwachen, dass sie letztlich immer im Zerfall ist und nur durch Einzelne aufrechterhalten wird, die vorangehen. Nimmt der Zerfall überhand, soll man so wenig wie möglich eingreifen, um ihn nicht zu beschleunigen, weil Menschen innerhalb der Struktur leben müssen. Nicht fördernd ist es, wohin zu gehen. Das noch bestehende Gute gilt es zu schützen, so können die Oberen nur durch reiches Spenden an die Unteren ihre Stellung sichern.
Das Stillehalten, der Berg
52. Gen - 5/V Körper unter Körper
Stillehalten seines Rückens, sodass er seinen Leib nicht mehr empfindet. Hier wird die Senkrechte des Körpers im Rücken, wie im Yoga und Tai Chi, das Erleben der Schwerkraft zum Ansatz des wahren Bewusstseins. Solch eine Vertiefung geschieht notwendig allein: er geht in seinen Hof und sieht nicht seine Menschen, kein Makel. Mit dieser Haltung wird die Anlage gefestigt. Man stellt sich der gegebenen Wirklichkeit ohne Sorgen: so geht der Edle mit seinen Gedanken nicht über seine Lage hinaus.
Die Jugendtorheit
4. Mong - 6/V Seele unter Körper
Wer das Vertrauen zu seinem Körper wiedergefunden hat, wird wie ein Kind und kann alles in Frage stellen. Die Jugendtorheit hat gelingen. Auch wenn der Mensch zu viel fragt: beim ersten Orakel gebe ich Auskunft. Fragt er zwei- dreimal, so ist das Belästigung. Wenn er belästigt, so gebe ich keine Auskunft. Und doch heißt es weiter: fördernd ist Beharrlichkeit. Nur durch Infragestellung des Selbstverständlichen werden neue Ansätze gewonnen und der Charakter wird dynamisch, im Streben konsequent: so nährt der Edle durch gründliches Handeln seinen Charakter.
Die Mundwinkel · (die Ernährung)
27. I - 7/V Geist unter Körper
Frage führt zur Antwort und Antwort ist Aufbau. Daher wird die Richtung der Frage und der Antwort wesentlich, diese muss echte Nahrung sein: Beharrlichkeit bringt Heil. Sieh auf die Ernährung und womit einer sucht seinen Mund zu füllen. Es gilt Maß zu halten: so hat der Edle acht auf seine Worte und ist mäßig im Essen und trinken.
Des Großen Zähmungskraft
26. Da Tschu - 8/V Pleroma unter Körper
Wer seinen Körper in ein Gefährt des Sinnes verwandelt hat, wird für die Menschheit nützlich und findet Anerkennung. Fördernd ist Beharrlichkeit; nicht zu Hause essen bringt Heil; das heißt, in fremde Dienste zu treten. Fördernd ist es, das große Wasser zu durchqueren; die Wirkung wird historisch bedeutsam. Man muss die Geschichte kennen: so lernt der Edle viele Worte der Vorzeit und Taten der Vergangenheit kennen, um dadurch seinen Charakter zu festigen. Die Vorzeit lebt in Mythen und Riten weiter, die es immer zu erneuern gilt, die Taten lehren, welche falschen Handlungen vermieden werden können.
Arnold und Wilhelmine Keyserling
Ars Magna · 1982
Kriterien der Offenbarung
© 1998- Schule des Rades
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