Schule des Rades
Arnold und Wilhelmine Keyserling
Ars Magna
IV. Mystik · Das Tor des Westens
Ziel des Yoga
Die Periode zwischen 700 und 200 vor Christus, das Ende der Widderzeit, wird zurecht von Jaspers als Achsenzeit bezeichnet. In China lebten damals Konfuzius und Lao Tse, in Indien Buddha, Mahavira und Patanjali, in Persien Zarathustra, in Israel die Propheten und in Griechenland die vorsokratischen Philosophen. Ebenso wie die letzteren das Tor des Nordens aufstießen aber wegen mangelnden Wissens nicht für dauernd öffnen konnten, hat sich Patanjali in der Beschreibung des Yoga der Terminologie des Samkhya bedient, dessen psychologische Erfahrung zu gering war. So können wir die Grundbegriffe sinnvoll verwenden, müssen aber in den Einzelheiten die Ergebnisse der modernen psychologischen Forschung integrieren.
Yoga hat das Ziel, im Bewusstsein aus den Assoziationen durch deren Verlangsamung in die Mitte des Rades zu kommen, damit der Zeuge, der sonst schläft und nur in Krisenzeiten erwacht, zum Täter wird.
- Hierzu gibt es vier Wege den Sadhanapada der Integration der Sinne;
- den Vibhutipada der Erweiterung des Wirkens auf andere Weltbereiche, die Erringung der Siddhis, der sogenannten Wunderkräfte.
- Den Kaivalyapada der Enthaftung, der Lösung von der Triebhaftigkeit,
- und den Samadhipada der unmittelbaren Erleuchtung.
Für die Fischezeit war die Entsagung, die Überwindung der Triebe das höchste Ziel, eine Auswirkung in der Welt war dem damaligen indischen Denken unzugänglich; geistliches und weltliches Dasein standen im Gegensatz. Daher stand der Samadhipada am Beginn des Yogasutra zur Erweckung der Hoffnung, nämlich der Tatsache, dass die Mitte des Rades in unzähligen Weisen auch ohne bewusste Übung zu erreichen ist. Wir wollen aber mit Sadhanapada, der Struktur der Sinne und ihrer Anjochung beginnen, die anderen anschließen und den achtfältigen Weg des Yoga zurück zum vorgeburtlichen Bewusstsein als linksläufigen Kreis ans Ende setzen.