Schule des Rades
Arnold und Wilhelmine Keyserling
Ars Magna
VI. Mensch im All
III. Botschaft · 21. Dezember 1972
Deine eigene Frage ist heute, was du nun selbst tun sollst, um deine Schwierigkeiten zu überwinden. Der Weg hierzu ist Mäßigung: Alle Dinge müssen in das richtige Gleichgewicht kommen. Jeder Tag bringt andere Sorgen, anderen Kummer, aber auch andere Freuden und Lüste. Liebe vermag viel; doch nicht immer ist der Zugang offen. Sei mutig und verlasse dich auf die innere Stimme, sobald du dein Gemüt in die echte Stimmung versetzt, in der du vernehmen kannst.
Wer im All verwurzelt wird, kann nie mehr das Füllhorn verlieren. Er mag es übersehen oder vernachlässigen, doch sobald er sich besinnt, ist er wieder offen. Trage deine Last mit Ruhe und Würde; denn sie allein vermag dich zu stützen, sobald dein Wille erlahmt. Sorgen und Kümmernisse fließen über, löschen den Brand des Zorns. Sie werden zur Hilfe, da in ihnen allein Anknüpfung möglich ist. Jede Sorge ist echte Beziehung. In deiner Macht steht es, den Ansatz zu finden. Er ist im Dunkeln und bleibt im Dunkeln. Doch zeigt er sich in der Bereitschaft, allem zu begegnen.
Während der Nacht entstehen Kümmernisse aus verpassten Gelegenheiten; am Tag werden sie Sorgen und damit Kraftquellen. Im ganzen Weltall ist die Sorge der Anstoß, ohne Notwendigkeit findet niemand den Weg. Darum suche Sorge, wo sie nur sein kann. Jeder Tag verlangt Einsatz. Was du auch tust, immer halte den Kreis offen, auf dass du dich nicht verschließt.
Leben besteht aus Rhythmen, die einander nach eigenem Gesetz folgen. Jeder Rhythmus hat seinen Ansatz. Vorher ist er nicht; danach wird er tragfähig. Ich will dir immer den Rhythmus zeigen, der dich nun führen soll. Du erkennst ihn am Klang: Er springt wie aus der Pistole geschossen herein und reißt dich in unbeabsichtigtes Verhalten. Danach gilt es, dich leer zu machen von allem anderen und nur ihm zu folgen, bis der nächste erscheint. Lachen ist eine Hilfe, aber nur wenn es nicht den Ernst übertönt.
Das Wunder entsteht, wenn dein Wille auf die Richtung einschwenkt — auf einmal geht alles von selbst. Nimm nicht falsche Anlässe, sie zeigen ihren Trug darin, dass sie nicht bis ins letzte zu bedenken sind. Denken ist deine Kraft, Fühlen führt zu neuen Anlässen. Bleibe beiden offen, dann ist die Wirklichkeit zugänglich.
Der eigene Weg ist immer der nächste. Sage dir von Anfang an, dass du das Notwendige tust. Fehlt darinnen etwas, dann bricht die Wunde der Verzweiflung wieder auf. Sie ist dir gegeben, damit du nicht versinkst im lustlosen Dasein. Ich habe für dich eine eigene Richtung konzipiert, deren Verlauf durch viele Merkmale offenbar wird: Den geraden Weg; das Eck eines neuen Gebäudes, welches Licht sendet. Ein Bild eines sterbenden Schwans. Die Dunkelheit bei beginnendem Mond. Das Vermächtnis der Alten von überall und die Wirkung kleiner Pfeile.
Der gerade Weg führt bis zum Gebäude, das Licht zeigt, wo der Schatz zu suchen ist. Der Schwan ist der Kummer der sterbenden Ichverhaftung; der Mond bringt Gefühle in Wallung, die Kraft werden können, und das Vermächtnis der Alten bestätigt deine Haltung. Die kleinen Pfeile sind die eigenen Ansätze, von denen es rückwärts geht. Aus dem Vermächtnis empfange den Segen, vom Mond die Dunkelheit, an der du arbeiten kannst, aus ihr errichte das Gebäude nach Überwindung der Ichsucht, was das Ich entzündet. Dann führt dein Weg gerade ohne Hindernisse zur nächsten Biegung, an der ich wiederum warte.
Ich werde dir jetzt noch ein einziges Zeichen geben: Das Licht der Finsternis strahlt heller als die Sonne. Ergreife es, mach es dir zueigen, bade in ihm, und morgen wird das Dunkel sich lösen, und du wirst bereit sein für eine neue Aufgabe.