Schule des Rades
Arnold Keyserling
Vom Eigensinn zum Lebenssinn
4. Durchbruch zum Imaginalen
Conjurers Count · 7/13
Die Götzen des Sieben sind eine begrenzte körperliche Haltung, ein Bewegungshabitus, wie er vom Militär karikiert ist in dessen mechanischen Bewegungen. Wer seine Bewegungen nicht kennt, — dass er aus jeder in jede übergehen kann — kommt in Angst, die sich auch auf die anderen Gebiete überträgt, wie Feldenkrais gezeigt hat. Man muss die Körperganzheit auf das Vertrauen eichen, dass jegliche Bewegung einem zugänglich ist, dass man sich selbst nichts mehr verbietet, weil der Körper selbst weiß, wie er sich zurechtfindet, und keiner Bevormundung durch das Denken bedarf.
Eine große Hilfe, um Vertrauen zu gewinnen, ist bei einer Unpässlichkeit zu einem großen Baum zu gehen, ihm Tabak oder Geld zu geben, und ihm in der vorher geschilderten Weise, jedoch gemeint als Sprecher für den Geist aller Pflanzen, als uranischen Impuls der Evolution, alle irregeleitete Energie zu übergeben. Ich habe es selbst einige Male skeptisch versucht, und war mehr als überrascht, dass es tatsächlich möglich ist. Wir sind so gewohnt, das entfremdete Bewusstsein als normal zu betrachten, dass wir bei Wohlsein misstrauisch werden — so wie man immer wieder erstaunt die Zunge zu einem ehemals schmerzenden Zahn fährt, ob er nicht doch noch weh tut.
Folgendes Ritual kann einem den Zugang zum Vertrauen in das Wachstum, in die Unschuld wiedergeben. Man stellt sich im Geist an eine Küste, schaut erst in das Land hinein, und dann dreht man sich um. Jetzt lässt man vor seinem geistigen Auge seinen nackten Leib auftauchen und über dem Meer schweben, und man betrachtet ihn genau: Wie sind die Proportionen? Was gefällt einem, was ist nicht in Harmonie? Dies Ritual geht ebensogut in einer Gruppe wie in einem Zweiergespräch.
Der Teil, der nicht in das Ganze passt, ist der augenblickliche Schwerpunkt der Entwicklung. Wenn man Krankheit nicht als Problem, sondern als Gelegenheit betrachtet, wie dies Marilyn Ferguson darstellt, so bedeutet die längere Beschäftigung mit einem Glied des Körpers, dass dessen seelische und geistige Entsprechungen bewusst werden. Der Körper ist der Freund der Seele, der in seinem Schmerz Schwierigkeiten erträgt, denen wir seelisch und geistig nicht gewachsen wären.
Hat man dieses innere Bild einmal erreicht, so stellt man sich tatsächlich vor den Spiegel, nackt, und versucht zu erkennen, warum und wieso man schön ist. Häßlichkeit entsteht nur im Vergleich mit anderen; sobald man versucht, die Schönheit selbst eines verwachsenen Gliedes zu erkennen, kommt einem der Körper entgegen, und das Akzeptieren von dessen Gesamtheit — das siebte Chakra — eröffnet den Zugang zur Heiterkeit, zur Serenität, die die Voraussetzung für die echte Freude und die Liebe darstellt.