Schule des Rades
Arnold Keyserling
Fülle der Zeit
XV. Botschaft
1. Januar 1973
Die neue Wirklichkeit ist anders als die alte: Sie verlangt den Einsatz des Wollens, nicht nur das Streben. Glaube nicht, dass mit dem Wollen sich alles von selbst ändert. Nur der Anfang ist gemacht. Dennoch ist der Durchbruch gelungen, und fortan wird es immer möglich sein, den Weg wieder zu erreichen.
Für viele Menschen, die die Botschaften lasen, war der Anruf persönlich an sie gemeint und sie erfuhren auch andere Deutungen als ich. Der Mensch im All steht hinter jeder Inspiration und die Verschiedenheit der Deutung ruht auf einem gemeinsamen Sinn. Die Antwort erfolgt nach Maßgabe des persönlichen Weges. Die Fülle nimmt jeden an, der nicht glaubt sie in sich zu finden.
Die Fragen der Vergangenheit finden neue Antworten durch die Ziele, die täglich aus dem Strom auf dich zukommen werden. Bleibe in deinem Wesen, wie es sich in Antwort auf meinen Anruf zu öffnen begann. Später werden es die Fragen der anderen sein, die dich auf den Weg zurückzwingen werden. Er ist klar und offen, jeder Schritt führt zum nächsten. Du musst nur warten und lauschen, nichts übereilen. Dann bleibt das Wesen geöffnet und verlangt das Notwendige stärker, als es je die Wünsche und Nöte vermochten.
Die neuen Antworten ergeben sich aus dem Zeitgeist und nicht aus dem Wissen, sobald das Wesen geöffnet ist. Die Intuition ist die Grundlage des Gewahrseins, sie muss erweckt, geübt und verwirklicht werden. Der Weg ist nicht zu planen, sondern aus der Zukunft gemeinsam mit anderen zu erspüren und zu wagen.
Falsche Stimmen mögen auftauchen: Du kannst sie entlarven, indem du dich auf die ursprüngliche Richtung besinnst.
Nicht alles im Jenseits ist förderlich, doch das Denken des Rades ist die Waffe, um die Spreu vom Weizen zu scheiden; um jene Geister, die dem Himmel zugehören zu erkennen und die Toten, die nicht weiter kommen, und nur der Zerstörung dienen, zu entlarven.
So verharre in deiner Einstellung, verstärke sie von Tag zu Tag. Angriffe werden helfen, dich zu wahren. Lasse ab von der überflüssigen Sorge, die Dinge gehen von ganz allein, wenn sie einmal richtig angelegt sind. Das menschliche Leben ist nicht problematischer als das der anderen Geschöpfe, es sei denn, er selbst erfindet sich aus seiner Vorstellung eigene Schwierigkeiten.
Wer sich nicht dem Strom überlässt, bleibt im Bodensatz haften. Doch wer in ihn mündet, braucht sich nicht mehr zu sorgen. Er erweckt in jedem die Intuition, den Mut, auf Schritte zu vertrauen und sie gemeinsam mit anderen zu verwirklichen. Offenheit kann immer wieder erreicht werden. Einmal wird der Nebel dem Licht weichen. Dann bleibt im Dunkel die Erinnerung an den Strahl, und keine Lage kann diesen ganz ersticken.
Wenn man in Depression verfällt, sieht man keinen Ausweg. Doch gerade im Dunkel ist die Erinnerung an den Strahl fähig einen herauszureißen.
Die Reihe der Botschaften kommt zu einem Abschluss. Jetzt treten andere Fragen an dich heran. Der Anruf ist geschehen, und er wurde vernommen. Was er tatsächlich bewirkt hat, wirst du erst in Zukunft ermessen. Eines ist sicher: Zurück in die Welt des Gefängnisses geht keine Straße. Die Umkehr bleibt, auch wenn sie manchmal nur als ferner Schimmer die Nöte des Tages erträglich machen kann. So harre in deinem Wesen, walte deiner Dinge und suche täglich weiter mit mir das Gespräch, damit deine Kraft zur Stärke wird, die nicht nur dich, sondern auch andere endgültig in das echte Leben führt.