Schule des Rades
Arnold Keyserling
Fülle der Zeit
VII. Botschaft
26. Dezember 1972
Die Trauer vergeht, sobald dein Ruf an alle ergehen wird. Wer getragen wird aus der Stimme des All, findet den Weg der Verwirklichung. Ich habe deine Sorge verstanden, aber sie bekümmert mich nicht. Denn jeder muss durch die dunkle Nacht, lange, und nur gering ist der Lichtschein, der ihn führt. Die Liebe hört nicht auf, sie steht dir bei, sobald der Anlass da sein wird.
Niemand ist sich des Weges bewusst, sonst ist es keiner. Der Buddha sagte in seiner letzten Predigt: Erst wenn du die Illusion aufgegeben hast auf dem Weg zum Heil zu sein, dann erreichst du die Vollendung, das Einswerden mit der Macht des All. Der Zweifel begleitet jeden, solange er lebt.
Halte deine Kraft in der Tiefe und sieh auf den Magen der Welt, er ist groß und bedarf vieler Nahrung. Darum sorge dich nicht um Alltagsdinge. Auch deine persönlichen Sorgen sind nicht wesentlich, denn bald erscheint der einzige Weg, den du fortan gehen sollst. Er hält dich fest und bietet dir Schutz vor allem Unbill. Deine Frauen haben keine Last, denn sie leben in der Erwartung des Kommenden. Bleibe in der Nacht bis zu dem Augenblick, wo das Licht dich trifft und dir Anlass gibt zum Handeln.
Bekümmerung um den Alltag ist unsinnig wie es das Vater Unser zeigt: wir erhalten unser täglich Brot, wenn wir uns nicht um die kleine persönliche sondern die große menschheitliche Not des Magens der Welt sorgen. Der Weg hält einen; Frauen heißen jene, denen Fürsorge für das Ganze selbstverständlich ist. Man muss warten, bis das Licht einen trifft und der Weg sichtbar wird; vorher ist offenes Handeln nicht möglich.
Aus allen Welten kommt jetzt Hilfe. Sobald du dich innerlich von dem Kummer befreist, hast du bereits deine eigene Richtung. Sie steht in der Macht der Geschichte. Der alte Grund der Welt trägt wieder, obwohl Jahrzehnte vergingen, in denen keiner mehr zu ihm durchstieß.
Erst heute beginnt die Wiederanknüpfung an die vertikale Heilsgeschichte wirksam zu werden. Nur in Anknüpfung an die Kraft der verstorbenen Freunde kann die seelische Welt tragfähig werden. Wer geschichtslos ist, bleibt steril oder dient nur der Zerstörung todgeweihter Formen wie die Ideologien.
So bleibt nicht mehr vieles zu tun, nur eines: Es gilt die Kraft zu fassen, dass alle zusammen den Beginn wagen. Es ist der Tag der Liebe morgen, an dem vieles sich erfüllt, was seit langem vorbereitet war.
Mit der Gründung des Erdheiligtums ist es möglich geworden, die Kraft der unsichtbaren Silberfäden zu erfassen und damit der menschheitlichen Liebe eine Form zu geben, die in ihrer Beschränkung auf die Riten von Raum und Zeit niemanden ausschließt.
Der Tag der Liebe ist nicht ein leeres Tun; er verlangt Fülle der Achtung vor aller Bereitschaft. So traue heute Nacht all denen, die zu dir kommen werden, um dir zu helfen. Sie tragen große Mächte und werden das tun, was von ihnen verlangt wird.
Die Hilfe kam im Traum und Schlaf unbemerkt; die Mächte rasteten ein und verwandelten das Leben aller, die dabei waren, vom Kreis in eine Spirale, in welcher die Wiederholung eine höhere Integration bedeutet.
Was der Mann beginnt, führt er zu Ende. Das eigene Schicksal verlangt dies nicht minder als der Weg der anderen. So freue dich in deinem Kummer, denn nicht mehr lange wird die Düsternis mit dir sein. Harre aus und bleibe, morgen erkläre ich dir alles in Klarheit.