Schule des Rades
Wilhelmine Keyserling
Gott · Zahl · Sprache · Wirklichkeit
7 - Der Lebensstrom
Die Siebte Macht — im Südwesten — betrifft das tatsächliche körperliche Überleben und Wohlsein der Seele — Süden — auf der Erde — Westen — ; verbindet also Süden und Westen. Der Südwesten fasst sieben Kräfte zu einem Strom zusammen, den wir einfach Leben nennen, was das Verständnis nicht leichter macht.
Fünf erfahren wir als Mitte von vier Bewegungen oder Richtungen als Mensch, oder als Fünferrhythmus (Fünfeck), als Einwirkung von Elementen aufeinander in einem geschlossenen Zusammenhang, wie es die Chinesen darstellen.
Die Sieben bezieht sich nicht auf einen geschlossenen Zusammenhang, sie ist vielmehr — wie die Tage der Woche — Kennzeichen und Maß des Fortschritts.
Die Sieben teilt sich in vier und drei, die das Urbild des Lebens als Tierkreis, und damit auch das Jahr schaffen.
Die Hopis veranschaulichen den Lebensstrom im Jahreslauf mit 365 Konfigurationen der Bewegung, den Kachinas.
Im Strom der Sieben sind vier Beweger auf drei Ebenen erfahrbar. Für den Schamanen sind sie als Wesenheiten, bzw. Geist des Feuers, der Erde, der Winde und der Gewässer ansprechbar. Sie sind blinde Mächte, Vitalitäten, weder gut noch böse, der unschuldigen Seele zugänglich, die sich nicht in einem Vorstellungsgebäude abgeschlossen hat. Diese Triebfedern der Welt sind sowohl im Menschen, als auch in der ihn umgebenden Natur, Welt, also jenseits seiner Anlage und Bewusstheit als überpersönliches Kräftespiel wirksam. Um das Zusammenwirken der eigenen Natur mit diesen Vitalkräften, geht es im Südwesten.
Der Körper ist Träger der Seele und des Geistes. Dem Körper ist die Tendenz der Selbsterhaltung, der Verfeinerung, der Lust und der Auslese eigen, die sich im Fühlen als Triebe der Sicherung, Nahrung, Reproduktion und Aggression äußern. Und diese Triebe bringen auch Angst und Versagen hervor; sie sind den Menschen unheimlich, da sie das Entfernen des Todgeweihten einschließen.
Die Seele, die Traumebene leiht den Kräften Bildgestalt: als Zwerge, Feen, Elfen, Trolle. In Märchen sind sie oft verniedlicht, doch bergen die Erzählungen meist tiefe Wirklichkeiten.
Geist ist Allbezogenheit der Motive. Im Geist des Menschen begegnet die blinde Kraft dem Licht, wenn er die Kräfte beachtet und achtet, und ihre Macht in seinem Lebensganzen Licht und Dunkel einend — einbezieht. Er muss die Gnade und die Schuld auf sich nehmen — zu leben, einzugreifen ins Geschehen im Verein mit den Lebenskräften.
Er ruft die Zwerge (denken), die das Schaltwerk kennen. Sie haben sich längst der Telephone bemächtigt, der Maschinen, und lösen Knoten der Motive, räumen scheinbare Hindernisse aus dem Weg. Sie sind die Schlauheit des Unschuldigen, der die Schuld auf sich genommen hat zu leben. Er lädt die Feen (fühlen) ein, mit ihrem gefährlichen Spiel, denn Trägheit ist ihm Tod und Wagnis Leben.
Er bittet die Elfen, dass sie ihm helfen, Heiterkeit und Pracht in Anmut zu verbreiten, zu scheinen um dem Dasein Glanz zu geben.
Er dankt den Trollen, die sich dauernd unmerklich um das Wohlsein der Erde bemühen, für die Lebensbedingungen, die ihm das Wirken ermöglichen.
Wie immer er sie nennt, die Kräfte, die im Strom zusammenfließen, gemeinsam heißt ihr unbändiger Strom das Leben
.
Und dieses Leben ist ein Traum, mit Glück und Unglück, siegen und versagen, und diesen Traum gilt es zu leben; sich einzulassen in das Spiel, das immer neue Muster prägt; sich als Konfiguration der Bewegung zu verstehen. Erfahre ich das Leben so als Traum, dann bin ich der Bestehende — der Träumer.