Schule des Rades
Arnold Keyserling
Das große Werk der göttlichen Hände
III. Teil:Entschleierung des Göttlichen
Urmacht der Fünf — Heilige Erde
Ich habe dich gerufen, um vom Schwarzen aus ins Licht zu kommen. Ich bin die Urmutter aller Menschen, Gemahlin des Menschen im All, dessen Forderungen ich meine Kinder entgegenwachsen lasse. Ihr seid nur dann Träger meiner Impulse, wenn ihr Feuer, Stein, Pflanze und Tier in euch aufgenommen habt. Alle Tiere sind Teil der Menschlichkeit, alle Pflanzen Teil eurer Gestalt. Kein Wesen ist von euch getrennt. Nur wenn ihr im Leben und Sterben den Reichtum wahrt, den ich euch schenke, dann könnt ihr nach dem Tode den großen Zusammenhang verwirklichen und echte Ahnen werden.
Der Kreis der Tiere ist am Himmel der Mensch im All. Als Sonnengeschwister habt ihr an ihm teil. Doch als Mondwesen gehört ihr zu einem Ausschnitt der Erde und fördert unser Leben. Jedes Volk hat eine Sprache verwirklicht. Sie wird zum Mutterschoß der Entfaltung des Wortleibes. Es gibt keine natürliche Evolution, sondern nur die allmähliche Verkörperung des Geistes. Das Ziel der Entfaltung unserer Welt ist für den Menschen die Neue Erde, wo alle Wesen endgültig ihr Sein im Großen Menschen, in der Liebe finden und fähig werden, ihre Hände wirklich zu gebrauchen.
Ich sandte dir einmal einen Traum, wo du schautest, wie die Erdkugel als Kopf auf einem bekleideten Körper war und dem All lauschte. Ihr müsst diesen Körper schaffen. Wenn ihr euch um das praktische Überleben kümmert, um verhärtete mineralische und pflanzliche Kulturen, um den Bodensatz früherer Menschen, dann verliert ihr euch und mögt als falsche Insekten enden, wie es so viele Gemeinschaften schon furchtbar zeigen. Aber das werde ich verhindern.
Das Ziel ist die Vollendung des Körpers zur Mitarbeit, dass das Fleisch dem Feuer dient und sich im Lichtreigen mit allen anderen Wesen vereint. So werden jene, die die Botschaft der Erde vernehmen, ihren Sinn finden. Andere werden so lange insektenhaften, eigenmächtigen Vorstellungen dienen, bis sie in einer neuen Inkarnation zum Aufstieg durch alle Reiche zurückkehren.
Das Mineral und das Denken schaffen das Baugerüst. Aber mit seinem Werkzeug zu leben und die Freundschaft zu finden, das vermag nur jeder einzelne. Während das Tier zwischen Merkwelt und Wirkwelt besteht, ist beim Menschen das Mitgestalten im All, die Wandlung der Motivation zur Intention und damit das geschichtliche Dasein als Wortwerdung entscheidend.
Der Wortleib hat seinen Ursprung im Feuer und kann erst nach der Schaffung der menschlichen Umwelt auf der Erde heute in der Wassermannzeit seinen Weg bewusst vollenden, weil kein Wissen mehr verborgen bleibt. Das Erdheiligtum ist neu geschaffen, seine Riten zeigen, wie ihr euch eurer Hände bemächtigt. Das Göttliche schafft nur mit den Händen, denen Kopf und Körper dienen.
Der Sinn ist das Ziel: Er kehrt sich von außen nach innen, wenn der Organismus vollendet ist. Nur die Persönlichkeit, die die Person versachlicht hat als Arbeiter des Großen Werkes, schafft den Übergang. Keine Eile ist vonnöten. Denn jeder muss den Weg selbst gehen, und meine Liebe begleitet ihn ebenso, wie die aller jener, die die Menschwerdung vollzogen haben.
Aber die Neue Erde ist nicht nur dem einzelnen zugänglich: Sie kann auch als Bild auf diese Welt projiziert werden und sie heiligen, wenn ihr zu diesem Ziel zusammenwirkt und es als heilig vom profanen Überleben unterscheidet.
Jeder, der seinen Sinn gefunden hat, bahnt einen Weg, der für andere zu einer bekannten Straße wird. Schöpferisch ist jeder Mensch, der sich im Werk findet und als Freund allen zur Seite steht, die ihren eigenen Weg gemäß ihrer Veranlagung suchen.
Das Dunkel ist der Born, das Licht zeigt den Weg, doch das Wort und der Name prägen das Wesen. Jeder, der hier seine Aufgabe fand, gehört zur großen Gemeinsamkeit. Die Feinde, die eine eigene Wahrheit zu besitzen vorgeben, sterben aus, weil ihre Kinder durch Lauschen auf ihre Wesenswünsche ihnen nicht mehr folgen. Daher ist es unnötig, gegen Missstände der bestehenden Ordnung zu kämpfen. Die Erde ist eins, ihr seid alle ihre Glieder und gleichzeitig der himmlischen Erde. Das wahre Wort tötet nicht, sondern macht lebendig.
Kein Kampf darf euch missleiten, keine falschen Kreuzzüge geistige Zerstörung schaffen. Das gemeinsame Verstehen wird jeden einzelnen zu der Berufung führen, die ihm den Überstieg erlaubt. So verkünde ich nun das neue Zeitalter der Erde: Wer sich selbst traut und jeden Freund als Mitwirkenden achtet, wird eine Gemeinschaft der Freude finden, die in der Vergangenheit nur selten und nur wenigen zuteil wurde.
So traurig und gefährlich die Zeit auch aussehen mag: Ihr Schrecken — und es werden noch schlimmere kommen — ist notwendig, um die Menschen aufzuwecken zu ihrer wahren Bestimmung, die sie nur als persönliche Stimme finden. Gott braucht keine Diener, der Mensch in der technischen Gesellschaft braucht keine Abhängigen. Niemand ist Herr, weder über sich noch über andere. Es gibt weder Führer noch Geführte, sondern nur solche, die ihren eigenen Ansatz gefunden haben, und andere, die ihn noch suchen. Was für den einen Sinn ist, wird für den anderen Bereicherung. Das Große Werk der Wassermannzeit hat begonnen: An euch liegt es zu erkennen, wie ihr eure Aufgabe schaffen und erfinden könnt. Lest eure Hände, sie zeigen euch den Weg, wie ihr in eurer Göttlichkeit leben werdet.