Schule des Rades
Arnold Keyserling
Klaviatur des Denkens
3. Sprache
5. Eigenschaftswort
Das Eigenschaftswort bezeichnet die Erscheinung in der Wirklichkeit, die unmittelbar empfindbare Gegebenheit. Ein Wort im Sinne der ersten Kategorie fügt nur Zeichen zusammen, ohne Bezug auf die äußere Wirklichkeit; die zweite Wortart, sinngemäß konstruiert, zeigt seinen vertikalen Bezug, die dritte seine Rolle im dialektischen Ablauf, die vierte seine Verhältnisse zur Gesamtwirklichkeit. Doch die fünfte bestimmt die Eigenschaft als Element, welches austauschbar ist. So hat die Befreiung des wissenschaftlichen Denkens aus der Naturphilosophie erst begonnen, als man blau
nicht mehr als Attribut eines Körpers betrachtete, sondern als Wahrnehmung einer konkreten Gegebenheit, die sich als eine bestimmte Wellenlänge des Lichtes ermessen lässt.
Nur als Eigenschaft, als Qualität lassen sich Gegebenheiten vergleichen — blau mag heller oder dunkler, klarer oder trüber sein — ja das klarste und intensivste Blau — die dritte Steigerungsstufe — vermittelt ein anschauliches Bild. Auch Zahlen werden hier zu Eigenschaften, und zwar sowohl bestimmte vier Äpfel
als auch unbestimmte viele Bienen
ergeben eine eindeutige Vorstellung.
Die Struktur der fünf Sinne — die sich natürlich auch anders gliedern ließen als herkömmlich, wo manche Zuordnung wie jene von Wärme zu Tastsinn willkürlich erscheint — leuchtet deswegen ein, weil das Urteil über die Eigenschaft fünffältig ist. Nur die Eigenschaften sind gegeben, empfindbar; sobald ich die Welt als Qualität zu betrachten versuche, offenbart sie sich als Erscheinung.