Schule des Rades
Arnold Keyserling
Das magische Rad Zentralasiens
IV. I Ging
Vier Wege
Jedes der 64 Zeichen enthält ein Urteil, ein Bild und die einzelnen Linien mit Einzelurteilen. Man fragt nicht was passieren wird, sondern wie man zwischen Tao und Te im Einklang ist.
Psychische Probleme existieren nicht, da der Mensch nicht auf der tierischen Ebene einen Sinn finden kann. Lichtleib und Kraftleib, makrokosmische Eingebung und mikrokosmische Neigung sind nur im Werk zu vereinen. Daher muss jede Situation ganzheitlich verstanden werden, durch Einbeziehung ihres Gegenteils.
Dies findet seinen Niederschlag in den vier Wegen der Lauernden Zeichen:
- dem Weg der Erde, der vom Körper und vom Fühlen ansetzt;
- dem Weg des Menschen, der von denken und Seele beginnt;
- dem Weg des Himmels, der im Geist und empfinden den Ansatz hat, und
- dem Weg des Sinnes, des Tao, der Teilhabe an der Offenbarung bedeutet und die Brücke zur Neuen Erde bildet.
Wir wollen diese vier Wege nun im einzelnen schildern. Wenn man ein Zeichen gewürfelt hat, so zeigt das Gegenzeichen jene Menschen, zu denen man im Augenblick in Polarität steht. Bei vielen Menschen kann man analytisch erkennen, in welcher Situation sie sich befinden, indem man funktionell fragt: was ist die Einstellung nach innen, das untere Trigramm, und was nach außen, das obere, und dann schaut ob man die Mentalität verändern sollte. Die Mentalität schafft sowohl persönliche Befindlichkeit als auch das Schicksal. Ändere ich meine Einstellung, so verändert sich mein Weg. Der gemeinsame Raster aller Wege sind die zyklischen Zeichen, die den Rahmen der traditionellen chinesischen Regierung gebildet haben und damit auch der Geschichte. Der Kaiser zog im Ming Tang von Zimmer zu Zimmer und gab in jedem Monat einer anderen Gruppe Audienz.
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.
X.
XI.
XII. 11.
34.
43.
1.
44.
33.
12.
20.
23.
2.
24.
19. Friede
Des Großen Macht
Durchbruch
Das Schöpferische
Entgegenkommen
Rückzug
Stockung
Betrachtung
Zersplitterung
Das Empfangende
Wiederkehr
Annäherung Technologie
Heilung
Politik
Kunst
Wissenschaft
Heim
Spiel und Erziehung
Wirtschaft
Recht
Tod
Religion
StaatWassermann
Fische
Widder
Stier
Zwillinge
Krebs
Löwe
Jungfrau
Waage
Skorpion
Schütze
Steinbock Hund
Schwein
Ratte
Büffel
Tiger
Katze
Drache
Schlange
Pferd
Ziege
Affe
Hahn
Gab es keinen Würdigen, dann blieb etwa der Stuhl des Musikmeisters durch sechzig Jahre leer, wie einmal während der Chou-Dynastie. Betrachten wir den Zusammenhang aus der Wassermannzeit, dann ergibt sich folgender Plan, wobei das Jahr um ein Achtel konstellationsmäßig zur Widderzeit geneigt ist, wie es die Chinesen von Anfang an verstanden: das Neujahrsfest ist im Wassermann.
Die chinesischen Tierkreiszeichen sind auf 15° bezogen, die chaldäischen auf 0° jedes Zeichens. Die chaldäischen haben ihren Ursprung in der Sonne, die chinesischen im Mond und Jupiter. Sie gelten für Jahrgänge, wobei sich das Mondjahr jeweils um die Heiligen zwölf Nächte verschiebt. Die zyklischen Zeichen bedeuten den Fortschritt des Lichts im Mond. Im Stier ist Vollmond, das Schöpferische. Daher ist im Wassermann der zunehmende Halbmond, der Friede, im Löwe der abnehmende Halbmond, die Stockung, und im Skorpion, dem Haus des Todes, der Schwarzmond oder Neumond, das Empfangende, mit welchem jedes Tierkreiszeichen beginnt.
Wassermann ist das Zeichen Friede, der Hund kümmert sich um jeden anderen und ist treu. Hier ist der Beginn des chinesischen Jahres. Die Erde ist über dem Himmel, das Empfangende über dem Schöpferischen. Das Neujahr ist das Hauptfest. Von nun an herrscht das Übergewicht des Lichtes, Yang wird stärker. 14, Besitz von Großem, hat vier Yanglinien, 43, der Durchbruch hat fünf, 1, im Stier hat sechs: das Schöpferische, die Schau der Fülle. Mit den Zwillingen, 44, dem Entgegenkommen, beginnt das Dunkel wieder einzutreten, mit dem Krebs, 33, kommt es zum Rückzug und mit dem Löwen, 12, drei Yinlinien, zur Stockung. Der Drache kann nur von Augenblick zu Augenblick eingreifen, er ist ein Fabelwesen. In der Jungfrau, 20, kommt die Betrachtung der Wege, in der Waage, 23, ein Yinstrich, dem Pferd, die Zersplitterung des Alten, die im Skorpion, sechs Yinstriche, 2, zum Empfangen des Neuen führt. Dann kehrt das Licht mit einem Yangstrich wieder in 24, dem Schützen oder Affen, und das letzte Mondzeichen ist 19, der Hahn oder Steinbock, die Annäherung, das Lehren und Lernen. Das Sonnenzeichen zeigt die Intention, das Mondzeichen die Motivation.
64 weniger 12 = 52, die Anzahl der Mondwochen im Jahr, 354 Tage. So bezeichnen die nichtzyklischen, kreativen Zeichen die Wochen, die den Tierkreismonat in vier Abschnitte gliedern.
Alle Offenbarungen kommen vom Nachthimmel. 13 und 12 sind die synodischen und tropischen Monate des Metonzyklus. So treten die Zeitzahlen als Parameter der Inspiration auf. Es kann keine anderen Signifikatoren geben, die den Menschen in der Zeit beeinflussen. So ist der Himmel der Geist, die Erde der Körper, der Himmel die Zeit, die Erde der Raum, und der Mensch die Vereinigung von Himmel und Erde.
Das Ziel des Daseins ist die liebende Vereinigung von der sexuellen bis zur geistigen. Der Mensch kann Ich und Selbst nur im Wesen vereinen und im Werk leben, wenn er zu jedem Zustand den Gegensatz kennt, der ihm als Mitmensch und Lage begegnet. So gibt es die 32 Lauernden Zeichen, und diese, 4 × 16, zeigen die vier Wege an, die aus dem I Ging ein Weisheitsbuch machen, einen Leitfaden, durch welchen Gegensatz man jegliche Situation in Sinn und Leben, in Tao und Te verwandeln kann und das Subjekt im Gewahrsein, den schöpferischen Keimen fixiert.
Wir beginnen mit dem Weg der Erde.