Schule des Rades

Arnold Keyserling

Das Nichts im Etwas

4. Das Rad

2. Hauptwort

V e n u sDas Wort wird im zweiten Erzeugungsprinzip zum Hauptwort und teilt sich damit in Name und Begriff, Singular und Plural; es entsteht die vertikale Ordnung. In der Natur war dies die Oktavierung: gleicher Ton auf höherer Ebene in der Musik, Teilung zufolge des Genoms in der Meiosis, bis der ganze Organismus vollständig, die Einheit also Verwirklicht ist. Im Multiplikationsfeld als Kriterium der Atomwelt entspricht der Zweierprogression die der Reihe 2 · 8 · 18 · 32, die mögliche energetische Ladung.

Die Idee des Hauptwortes ermöglicht die Begriffsbildung. Alles kann als Teil einer höheren Ordnung betrachtet werden, wenn auch dieser Regressus nur theoretisch unendlich ist, praktisch aber schnell den umfassendsten Begriff erreicht, in Entsprechung zur Natur nach höchstens sieben Stufen:

(diese)
Ameise-Arbeiter-Ameise-Bau-Insekt-Tier-Lebewesen.

Die zweite Wortart birgt die Gefahr falscher Begriffe, falscher Regresse. Hier gilt es nun, die Notwendigkeit der Oberbegriffe immer wieder nachzuprüfen, damit nicht plötzlich gleichsam dämonische Substanzen entstehen, die eine fiktive Wirklichkeit der gegebenen zugrunde legen, wie es etwa die Ätherhypothese zum Erklären der Schwingungen des elektromagnetischen Feldes versuchte.
Syntaktisch entspricht der zweiten Wortart in ihrer Gliederung allgemein-besonders, Plural-Singular das logische Subjekt eines Satzes Der Vater (schläft) und die Beziehung Subjekt-Objekt, Subjekt-Prädikat im Sinne des Syllogismus, wenn ein Unterbegriff deduktiv einem Oberbegriff eingeordnet wird:

Alle Menschen sind sterblich.
Sokrates ist ein Mensch.
Also ist Sokrates sterblich.

Letztlich wird hier als Einheit oder Singular Sokrates dem begrifflichen Plural alle Menschen eingeordnet.

Arnold Keyserling
Das Nichts im Etwas · 1984
Mystik der Wassermannzeit
© 1998- Schule des Rades
HOMEDas RAD