Schule des Rades

Arnold Keyserling

Das Nichts im Etwas

4. Das Rad

Die neun Planeten

Die neun Kategorien der Grammatik entsprechen einerseits den Planeten, andrerseits den Elementegruppen des periodischen Systems. Die Sonne als Sinn des Satzes — Freiheit der Selbstbestimmung vom Raum her, Bekenntnis zur Dauer von der Zeit her — prägt das Wesen. Die neun Planeten dagegen sind die Instinkte, die den Menschen zwanghaft lenken — die Anangke — solange er nicht zur Sonne und zum Mond als vertikaler Ordnung durchgestoßen ist, zum Bereich des Wollens und des Tiefschlafs.
Die neun Planeten sind die Motive, die die Seele bestimmen.

J U P I T E R
1. Jupiter, das Wort, ist das Inbild, die höchste Möglichkeit. die mit Begriffen wie Würde und Ehre umschrieben wird. Dieser Impuls im geistigen Fühlen verführt den Menschen, wenn er sein Inbild in kollektiver Ethik außerhalb seiner sucht. Jupiter wird integriert im Horoskop, sobald der Mensch nicht nur in sich, sondern auch in anderen die höchste Möglichkeit erspürt. Als Kompetenz wird dieser Impuls zum Heilen, welche Kraft durch den Menschen hindurchgeht.
Jeder der Planeten kann vorläufig oder rückläufig sein. Ist er vorläufig, so steht die Kompetenz als Begabung im Vordergrund; ist er rückläufig, dann ist es die Sehnsucht als Motiv.
V E N U S
2. Venus, bedeutet den Lebensstil, worin die äußere Form im Sinn der Einheit von Name und Begriff des Hauptwortes dem Inbild zur Verkörperung verhilft. Der Impuls verführt im Körper-empfinden, wenn man den Stil anderer nachahmt; die positive Fähigkeit ist das Gestalten.
U R A N U S
3. Uranus bedeutet den Werdegang im Geist-denken, der den echten Interessen im Sinne immer höherer Integration des Wissens folgen sollte. Seine Gefahr ist nach Expertentum zu streben und stehen zu bleiben, was zur geistigen Stagnation führt; seine Fähigkeit ist Erkennen.
M O N D
4. Mond bedeutet die Gabe der seelischen Empathie in Seele-fühlen, der Sorge für die Erfüllung der eigenen Bedürfnisse und auch jene der anderen. Seine Fähigkeit ist das Erfüllen, das Umsorgen, und die höchste Qualität des Lebens zu gewährleisten.
M E R K U R
5. Merkur ist die Sehnsucht nach wirtschaftlicher Unabhängigkeit im Geist-empfinden durch Arbeit, durch die Fähigkeit ein Vermögen zu bilden, das den Lebensbereich erweitert.
N E P T U N
6. Neptun in Seele-denken hat die Sehnsucht in einer Geselligkeit zu leben, wo Kommunion mit anderen möglich ist. Die sein Streben nach sozialer Stellung entspricht als Fähigkeit die Gabe des Verhandelns.
M A R S
7. Mars in Körper-fühlen zeigt die Sehnsucht nach Einsatz für Werte. Seine Fähigkeit ist der Einsatz, die Initiative, das immer erneute Beginnen.
S A T U R N
8. Saturn in Seele-empfinden, der Öffentlichkeit, ist die Sehnsucht nach einem Beruf, in dem man auf Grund seiner Kompetenz entscheiden kann. Seine Fähigkeit ist Verantwortung.
P L U T O
9. Pluto, im Körper-denken ist die Sehnsucht nach Ruhm und Anerkennung, seine Eigenheit gleich einem Stempel der Welt aufzuprägen. Seine Fähigkeit ist Planen und Erfinden.

Im Horoskop ist bei rückläufigen Planeten die Sehnsucht im Vordergrund, sie verlangt Gelegenheit um sich zu manifestieren; bei vorläufigen Planeten ist die Fähigkeit unmittelbar zugänglich. Nur von der Sonne her sind die Planeten zu integrieren. Solange sie eigenmächtig sind und Sonne spielen, reißen sie den Menschen mit sich und äußern sich als Laster:

Jupiter als Eifersucht,
Mond als Lüge,
Mars als Aggressivität,
Venus als Eitelkeit,
Merkur als Habsucht,
Saturn als Machttrieb,
Uranus als Ehrgeiz,
Neptun als Neid,
Pluto als Ruhmsucht.

Die drei Wollenszeichen haben keine Planeten sondern Impulse Einstellungen.

R A H U
Rahu in Seele-wollen, der aufsteigende Mondknoten im Widder, bedeutet als Führer für kollektive Ziele von anderen anerkannt zu werden.
K E T U
Ketu im Geist-wollen, der absteigende Mondknoten im Schützen, bringt Anerkennung als Dichter, Inspirator oder Prophet.
L U Z I F E R
Luzifer im Körper-wollen, der Schwerpunkt zwischen Mars und Jupiter zerstörten großen Planeten im Löwen, ist in seinen Milliarden von Planetoiden die Gefahr des Ichbildes, des Eingesperrtseins im Rad ohne Öffnung zu den Wesenheiten des Alls und zum göttlichen Ursprung.

Solange die Menschen nicht zum Ich durchgestoßen waren, wurde die Menschheit mittels Katastrophen und Kriegen durch diese Impulse der Evolution gelenkt. Die Anangke der Planeten als Mythen ist unausweichlich; sie sind nicht im Fühlen zu überwinden, sondern nur im Wollen der Liebe, der Zuwendung zum Mitmenschen und zur Menschheit.

Arnold Keyserling
Das Nichts im Etwas · 1984
Mystik der Wassermannzeit
© 1998- Schule des Rades
HOMEDas RAD