Schule des Rades

Wilhelmine Keyserling

Das Nichts im Etwas

Vijnana Bhairava Tantra

Urkraft - Gewahrsein

17
Richte Dein ganzes Trachten
auf Anfang oder Ende jedweden Lauts.
Durch die Macht der Leere
wirst Du leer
und Teil der großen Leere.
18
Lausche in höchster Sammlung
dem verklingenden Ton einer Saite.
Wenn die Vorstellung ihren Halt verliert,
tut sich der Sternenhimmel in Dir auf.
19
Aber auch jedwede Folge
geordneter Mitlaute
im Vorstoß in die Leere
kann durch feinste Schwingungen hindurch
zum Urgrund führen.
20
Erwecke das Gewahrsein
des leeren Raums
im ganzen Körper
sich ausbreitend nach allen Richtungen.
Sobald das Denken einfältig-ungezweit
wird alles zum leeren Raum.
21
Gleichzeitige Leere
im Gipfel und Grund:
wenn die Kraft an keinen Stoff gebunden,
entsteht die Leere.

Unbedingte Leere
im Gipfel — Grund — und Herzen.
Jenseits des gezweiten Denkens:
das ungezweite Bewusstsein.
22
Wenn es gelingt
auch nur für einen Augenblick
in irgendeinem Punkt des Körpers
Abwesenheit der Zwei zu schaffen:
siehe die Leere selbst!
Zugang zum Ungezweiten.
23
Den ganzen Körper
durchwoben vom Äther
dem Allgegenwärtigen.
Wenn dies Bewusstsein
Dauer erlangt!
24
Die Haut als Hülle
Leere umschließend.
Wer dessen innewird,
west jenseits des Fassbaren.
Wilhelmine Keyserling
Das Nichts im Etwas · 1984
Mystik der Wassermannzeit
© 1998- Schule des Rades
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