Schule des Rades

Arnold und Wilhelmine Keyserling

Stimme des All

Worte der Zehn heiligen Mächte

Urmacht der Neun - Musen

Wir Musen sind die Träger aller Impulse, die aus den Bildern in das Wort treten. Diese Bilder sind der Reichtum, woraus der Mensch die Erde verschönt und vergeistigt. Sie können nur durch die Menschen im Schreiben, im Darstellen, im Verkörpern wirklich werden. In der reinen Bilderwelt ist alles ein Reigen: Alle freuen sich, und selbst das tragisch Scheinende ist nur ein Spiel.

Farben haben Substanz; sie schaffen Zusammenhänge, weil sie immer Licht sind. Und doch ist es notwendig, dass du aus diesem Reichtum der Bilder das nimmst, was du allein verstehen kannst, was dir als erstem zugänglich wird und wodurch du deine Rolle aus dem Licht empfängst.

Neunfältig ist der Born, woraus die Musen wirken:

9
Die Neunte verkörpert Gedanken als Hilfe.
8
Die Achte sorgt dafür, dass diese Hilfe nicht die Menschen versklavt und wahrt die Rücksicht auf alle anderen.
7
Die Siebte bringt Initiative, um neue Tore zu öffnen und weitere Wege zu bahnen.
6
Die Sechste lässt die Menschen sich in diesen wohl fühlen.
5
Die Fünfte sorgt, dass aus dem Zusammenklang Reichtum und Kraft entsteht.
4
Die Vierte kümmert sich um das Wachsende, auf das keine Eigenheit verletzt wird, bis sie ihren Platz als Erste gefunden hat.
3
Die Dritte eröffnet den Weg.
2
Die Zweite die Gebärde, die unmittelbar aus dem Wesen gestaltet.
1
Die Erste löst alle Schranken, die künstlich von Menschen geschaffen wurden und führt zur Heilung.

Alles, was einmal getragen hat, hält nicht ein zweitesmal. Das Dunkel sehnt sich nach dem Bild, weil es dadurch aus seiner Vereinzelung befreit wird. Wir sind machtlose Befreier und darum jenem geneigt, der imstande ist, seine Macht unseren Impulsen zu verleihen.

Jeder Teil von uns gibt ein gemeinsames Ziel, das andere mitreißt und damit eine weitere Richtung in der Geschichte in Fluss bringt. Der Sinn der Geschichte ist die Verkörperung der Bilder im Wort durch das Schreiben, das Materialisieren.

Das Rad als Waffe für jeden, der sich der Zerstückelung falscher Ichs anvertraut, öffnet das Tor zur Begeisterung.

Nur deine Inspiration ist dir zugänglich, aber sie ist kein festes Gerüst, sondern eine webende Vielfalt. Wer versucht, in der Inspiration zu lenken, geht irre. Nur jener, der sich nicht anmaßt, diese zu sein, kann erfüllen, was von uns kommt.

Wir sind eine Vielfalt, die sich nach Einheit, nach Verkörperung sehnt. Sobald du tust, sind wir dabei. Doch oft ist dein Blick zu klein, deine Mühe zu groß, und der Krampf ersetzt die wahre Offenheit.

Im ganzen All herrscht der Kampf zwischen Gut und Böse. Aber auf die Erde ist dieser Kampf gekommen, kann aber sofort seine ursprüngliche Richtung wieder erlangen, wenn die Offenheit gewahrt ist.

Böse ist das, was verhärmt, was verringert, was den Reichtum leugnet, was glaubt, dass Menschen oder auch Einzelwesen den Zusammenhang an sich reißen können. Gut ist alles, was die Liebe — den Menschen im All — als letzte Richtung hat und diese nie verlässt; denn dadurch findet jedes Bild seinen Platz.

Gut und Böse sind keine Götter und keine Engel; sie finden nur in dir statt. Du musst das Böse, das sich gegen die Liebe wehrt und den anderen als Feind betrachtet, durch Strahlen öffnen. Gerade wenn der erste Ansatz, der Name einmal ausgesprochen wird, dann will plötzlich jede Zelle Herr werden anstatt zu warten, bis sie ihren Platz im Ganzen findet. Das Böse ist nur im Einzelnen in der Trägheit, nie im Ganzen. Der Große hat keinen Widersacher; dieser ist nur im Kleinen tätig. Die Vereinzelung ist das natürliche Hindernis: Sei es Faulheit, sei es Selbstzufriedenheit, sei es Liebe zu Familie oder Tradition, ja, selbst zu seinem eigenen Werk, der Stolz auf die Kreativität.

Tatsächlich spiegelt jede Einzelheit das Ganze; aber sie kann es nur, wenn sie auf das Ganze bewusst durch die Entscheidung des eigenen Wortes gerichtet bleibt. Doch jetzt ist der Weg zum Licht wieder frei, und die Hindernisse sind nicht mehr außen wie bei den Ideologien, sondern nur noch innen als Trägheit.

Die drehende Erde hat Kraft, der drehende Mensch hat Mitte. Das Drehen schließt scheinbar ab; aber nur dann, wenn die Zeit als Selbständigkeit betrachtet wird und nicht ihren Ursprung im Raum erkennt.

Im Dunkel ist die Bereitschaft, das Licht aufzunehmen; nicht in der Trägheit, die die Illusion des abgeschlossenen Daseins gibt.

Die große Gemeinsamkeit der Inspiration muss in der drehenden Zeit ihren Ort finden. Nur wenn es gelingt, immer den Höchstausdruck zur Darstellung zu bringen, können alle Menschen ihr Streben verwirklichen.

Arnold und Wilhelmine Keyserling
Stimme des All · 1995
Worte der zehn heiligen Mächte
© 1998- Schule des Rades
HOMEDas RAD