Der Anrufung liegt die systemische Ordnung von Zahl und Maß zugrunde, aus der sich ein ganzheitliches Weltbild entfaltet. Das Bild entfaltet sich dem Vorstellungsvermögen des einzelnen entsprechend, ist nicht festgelegt. Auf die Schöpfungsprinzipien geeicht, kann es sich jederzeit verändern, erneuern. Was bleibt — in der Wassermannzeit — ist die Abstraktion in Zahl und Maß, die Urstruktur, wie sie das Rad darstellt. Mit der Vorstellungskraft aber erwacht sie in Vision und Wort zum Leben, zum Weltbild, dem dann die Intention entspringt. In der Anrufung ist es die Intention, mit den Wesenheiten des All in Beziehung zu treten.
Die Intention des Meditationsverses besinne dich auf den unendlichen Raum
, den ich angeführt habe, zielt auf die Auflösung aller Vorstellungen, Ichbilder und Weltbilder im Nichts, wie wir es auch in buddhistischen Übungen finden.
Das ganzheitliche Weltbild der Wassermannzeit, und Varianten, die der Einzelne auf diesem Grund entwickelt, sind aber nicht bindend und hinderlich, insofern sie auf die Urstruktur der Schöpfungsprinzipien zurückgeführt werden können. Die Auflösung vollzieht sich im Denkzeitalter über die Abstraktion auf Zahl und Maß, auf deren Grund sich immer relevantere Vorstellungen entfalten können.
Vorstellungen des Himmlischen aus den vergangenen paternalistischen Epochen haben für viele Menschen keine Wirklichkeit und damit keine Wirkung mehr. Dennoch ist in allen in der Tiefe ihres Wesens die Ahnung der Zugehörigkeit zum Ganzen geborgen. Als Subjekt ist es jenseits von Name und Form — unvorstellbar; Namen wurden ihm zugeschrieben, wie Brahman, als Gefährt der Einstimmung. Ich nenne es das Einende, überall Mitte, Urliebe.
Dem Einenden entspringt die Zweiheit. Wir kennen sie aus unserer Welt und können sie unterscheiden als räumlich und zeitlich, als yinhaft und yanghaft.
Den Urraum, Nichtraum, in seiner jenseitigen göttlichen Subjekthaftigkeit, rufen wir als heiligen Urgrund, alles durchdringendes Überall, unendliche Leere an — Urmutter des All,
geeint mit der
Urzeit, dem heiligen Ursprung, der Schöpfung von allem, was es gibt, Nichtzeit, ewiger Augenblick, Urlicht des Gewahrseins — Urvater des All.
In den vergangenen Epochen wurde die Urmutter vielerorts aus dem Bewusstsein verdrängt. Unsere indianischen Lehrer haben die Beziehung zum Schöpferpaar bewahrt und unterschieden, und damit in uns den Keim eines inneren Wissens belebt. Auch das lebendige Verständnis der Raumrichtungen mit den Raumzahlen ist in ihrem sacred count
verankert. In der Wassermannepoche verbinden sich Erkenntnisse der Altsteinzeit mit jenen der jüngsten Wissenschaft.
Wir beginnen in der Anrufung mit der senkrechten Achse jenseits der Raumzahlen:
Wir besinnen uns auf das heilige Einende, jenseits von Name und Form.
Dann wenden wir uns der unendlichen Leere zu und besinnen uns auf Dich, heiliger Urgrund, unendliche Leere überall ………
Und wieder wenden wir uns dem Himmel zu und besinnen uns auf Dich, heiliger Ursprung, Urlicht überall, schöpferischer Augenblick, auch jetzt in unserer Mitte.
Dann wenden wir uns der Erde zu — und rufen Dich, Mutter des Endlichen; dein Geist sei in unserer Mitte ………
Dann erst trommeln wir die Zahl der Himmelsrichtungen. Unsere Vorstellung schießt wie ein Pfeil in die jeweilige Richtung und holt die Mächte aus dem Unendlichen in unsere Mitte.
Manchmal ist die Anrufung der Raumzahlen mit den Chakras verbunden, in denen wir ein Bild oder ein Wort des Vorsatzes bergen, das der Entfaltung unseres Wesens dient. Wie wir uns auf die Feste einstellen und sie im besonderen gestalten, erfahren wir im engen Kreis durch die Botschaften, die Arnold, dem Audition gegeben ist, vom Menschen im All erfährt.
Die Aussagen über die Raumrichtungen werden freilich erst im Tun zugänglich: Einen Kompaß zu nehmen, sich die Richtungen im Kreis auszulegen, sei es zu Hause oder auf einer Lichtung im Wald, sich in meditativer Einstellung hinzusetzen, hinzustellen und dieses körperliche Tun mit der mentalen Intention zu verbinden. Zur rechten Zeit am rechten Ort wird die Verbindung zum Ritus; Ritus der Einstimmung.
Als wir begannen, uns mit den Richtungen zu beschäftigen, haben wir in diesem Sinne so manches unternommen, um den theoretischen Einblick zur Tatsache zu machen.
Damals hatten wir schon einen Kellerraum, in dem sich unsere Teilnehmer zu Körperübungen, Yoga, Meditationen, Vorträgen und Seminaren einfanden.
Eines Tages, im Jahr 1982, hatten wir die Intuition, einen Raum in freier Natur zu finden. Auf eine Zeitungsannonce fanden wir das jetzige Erdheiligtum in Hintersdorf, am Dorfende, wo der Wald beginnt, neben einem Hügel, der Tempelberg heißt. Einstmals ritueller Versammlungsort der Zigeuner, wurde dieser zur Müllgrube des Dorfes. Ein Dschungel von Gewächsen und Pilzen bedeckte weggeworfene Eisschränke, Kinderwägen, Schuhe, Flaschen und noch anderen Mist. Trotzdem hatte der Ort eine märchenhafte und der geistigen Sammlung förderliche Schwingung.
Wir pachteten den Ort von einem Bauern und schafften den Mist mit vierundzwanzig Camionfuhren in die neue Mülldeponie. Der Ort war auch ein ehemaliger Steinbruch. Eine Plattform entstand, auf der wir einen achtfältigen Steinkreis auslegten. Später stellte sich heraus, dass diese Plattform, unser Erdaltar, geomantisch einem wahren Stonehenge entspricht.
Acht Richtungen — acht Feste im Jahr — sollten wir dort feiern. Anfangs war ich besorgt: was werden wir dort tun?
Auf diese Frage an den Menschen im All erhielt Arnold Weisungen, die die Feste zu einer Entfaltungsspirale, ja zu einem Lehrgang der Menschwerdung machten. Manches in diesen Weisungen ist neuartig, überraschend, anderes wieder gleicht den Übungen, die seit Urzeiten Lehrer aller Kulturen — oder zum Beispiel die Sufimeister — ihren Adepten aufgetragen haben. Nur dass es bei uns keine Adepten und Schüler, keine Vater-Kind-Beziehung im früheren Sinne gibt, da die Wassermannzeit keine persönlich-geistige Autorität zulässt.
So kommen inzwischen manchmal hundert bis zweihundert Menschen zusammen, von denen etwa ein Fünftel versteht, worum es geht, und noch weniger sind es, die aus eigenem Impuls die Anregungen zur Arbeit an sich selbst verwenden. So ist es. Aber es scheint, dass in diesem Zeitalter die Gotteskindschaft nicht im Vordergrund steht, dass ER
erst mit Erwachsenen und Freien etwas anfangen kann; schließlich entspricht die Reife der Menschheit dem Alter von 35 Jahren. Aber es gibt auch so einige, die das Radwissen ergreifen und weiter vertiefen, die an den gemeinsamen Riten zu immer größerer Freiheit und Mitarbeit am Werk erwachsen.
101 Feste haben seit 1982 (bis zum 7. August 1995) stattgefunden. Man versammelt sich unten beim Feuer. Da gilt es bereits oft etwas wegzugeben, vergangene Sorgen und Probleme loszulassen, oder sich einer bestimmten persönlichen Vision zu öffnen. Dann geht man hinauf zum Steinkreis, wo sich das Kernstück des Ritus ereignet. Zum genauen Zeitpunkt, auf 0° Widder, 15° Stier, 0° Krebs etc. gibt Arnold eine Einführung über die Bedeutung des Festes, die uns bewusst macht, wozu wir hergekommen sind. Dann folgt die Anrufung, die ich vollziehe. Danach gehen wir wieder hinunter zum Buffet, zu Plauderei und Tanz. Oft sollen wir im Tanz das Wesen einer Zahl, eines Tieres oder die Beziehung zu einem der Naturgeister, sofern es gerade ihr Fest ist, integrieren. Wir haben das Glück, dass viele unserer Freunde gute Trommler sind.
Die Weisungen zu den Festen werden wir in späteren Jahren veröffentlichen. Ich wähle als Beispiel zum Abschluss eine schlichte Botschaft, die keiner besonderen Überlegung und Radkenntnis bedarf:
Freitag, 7. August 1992 · 08:27 MEZ
Wie können wie das Fest der Freunde Gottes im Sonnenjahr 1992 feiern?
Lasst los alles, was euch bis heute bedrückt. Es kommt die Zeit der einfachen Menschen. Jeder wird alle Fragen stellen, und jeder findet seine Antwort. Seid bereit eine Freude der Kommunion zu erleben, wie ihr sie euch nicht hättet erträumen können. Menschsein wird Freude, und Freude gibt die Freundschaft.
Am Anfang denke jeder am Abend vorher, was ihm je Freude bereitet hat. Das gilt es aufzuschreiben, und zu versuchen, diese Freuden in einer Linie zu verbinden. Dann in der Früh mit dieser Erinnerung daran gehen:
Wie können wir in der Zukunft alle negativen Probleme lassen und uns auf das Tuende konzentrieren?
Jeder hat seine eigene Idee, seine eigene Vorstellung seines Lebens. Nun gilt es diese zu teilen, mit den anderen zu sprechen, wie sie sich die Fülle vorstellen können.
Aus der Aufzeichnung des Abends gilt es, einen Satz zu fassen, der die Stimmung der Freude am klarsten wiedergibt. Dann am Morgen während der Anrufung versuchen, diesen Satz in allen Richtungen zu prüfen: Wie können mir die jeweiligen Wesen dabei helfen: und zwar, was kann ich für sie tun aus diesem Erleben meiner Freude, dass auch sie daran teilhaben können?
Nichts Negatives darf euch in der nächsten Zukunft beschweren. Löwe ist Gegenwart, Engel antwortet auf jede Frage. Sorgen sind kindisch, Erwartung des Kommenden, des Füllhorns, ist kindlich. Denkt an eure Kindheitswünsche, wie sie mit dem Geschehen zusammenstimmen.
Nachher gemeinsamer Rhythmus mit Trommeln auf was immer für Gegenständen, Töpfen, Holz, weil der Rhythmus alle Trägheit wegschwemmt, die euch an alten Kummer erinnert. Der Fluch der Vergangenheit ist weg, die Zukunft der Mitgestaltung an der Schönheit der Erde hat begonnen.