Schule des Rades
Arnold Keyserling
Urreligion Astrologie
12. Luzifer - Sonne
Kriterien der Sonne
Die Astrologie der Zukunft verlangt, metaphysisch zur Sonne durchzustoßen, zum Zentrum des Rades als Erdmitte und Himmelsmitte. Alle Planeten sollen als Faktoren der Sonne untergeordnet werden, indem die Sonne des Menschen ihren Ort dem Tierkreis als immanentem Gottesbild einordnet. Sie wird zum Glied des Menschen im All.
Chi ist die Vereinigung von Kraft und Licht, der beiden Ordnungen von Raum und Zeit, durchgeführt durch das Subjekt der Aufmerksamkeit. Im Körper ist sie lokalisiert im fünften Chakra dem Vishuddha. So ist die kosmische Aufgabe des Astrologen gleichsam als Erdpriester der Wassermannzeit jeden zu seiner Sonne mit ihrem planetarischen Körper zu befreien. Von diesem Gesichtspunkt aus gilt es nun, die Himmelsleiter durch das Tor von Luzifer, Rahu und Ketu abzusteigen bis zur Mitarbeit an der Entfaltung der Erde zur Schönheit.
Aus der 0 kommt die 1, aus dem Wu Chi das Tai Chi. Aus der 1 die 2, Yang und Yin; aus Yang und Yin die Digramme, die Möglichkeiten der Wahl im Einklang mit den vier Stationen von Mond und Sonne, und schließlich die heiligen 8 Himmelsrichtungen, die Windrose, wo sich die Offenbarung über die Sprache, also den Wind aus 8 Richtungen öffnet.
Die Sonne prägt den Tag, das Jahr und das Weltenjahr. Der Tag beginnt mit dem XII. Haus, dem heliakischen Zeichen, das über dem Osthorizont auftaucht. Das Jahr wird bestimmt durch die 8 Richtungen: Osten Aszendent; Westen Deszendent; Süden Medium Coeli; Norden Imum Coeli, und die vier Nebenrichtungen, Südosten, Südwesten, Nordwesten und Nordosten. Die Sonne bestimmt das Wesen, das Lichtsubjekt. Der Tierkreis zeigt die Potentialität des Körpers, das immanente Gottesbild des Menschen im All, von dem Kopf im Widder bis zu den Füßen in den Fischen.
Die Sonne ist im Horoskop in einem der Tierkreiszeichen, und vom Tag aus gesehen in einem der Häuser. Sonne zu werden bedeutet, das scheinbare Licht der Planeten dem wahren Licht der Sonne unterzuordnen.
Die Sonne ist Ja und Nein, ersetzt also im Satzbau den Satz, der durch die drei Willensimpulse, Rahu Widder, Ketu Schütze und Luzifer Löwe bestimmt wird. Man denke an das Wort Christi: Deine Rede sei ja ja, nein nein, was darüber ist ist von übel.
Es liegt am Menschen, sich für die Liebe oder gegen die Liebe, das heißt den Hass zu entscheiden. Doch der Schatten und das unbewusste Selbst bleiben ihrem Bewusstsein verborgen.
Der Lebenskreis von 84 Jahren im Rad gibt die Möglichkeit, die 9 Planeten in der Zeit der Sonne einzugliedern. Der Ahne, der Heilige oder Weise, ist erkennbar an seinem Strahlen, dargestellt in allen Überlieferungen als Heiligenschein.
Astrologie ist die Urreligion, nämlich sonnenhaft oder Stern zu werden. Jeder der Planeten sich selbst überlassen, als Subjekt missverstanden, wird eigenmächtig zu einem Dämon, der den Menschen versklavt, sobald er sich für den Hass gegen die Liebe entschieden hat: Jupiter wird zur Eifersucht, Venus zur Eitelkeit, Uranus - Ehrgeiz, Mond - Gier, Merkur - Habsucht, Neptun - Neid, Mars - Wut, Saturn - Machtgier und Pluto - Ruhmsucht. Rahu, Ketu und Luzifer sind nicht negativ, da sie immer zusammenwirken. Im Rad stehen sie im Dreieck; aber im Horoskop sind Rahu und Ketu 180° voneinander entfernt, führen also durch die Mitte. Luzifer verliert sich wenn er nicht auf die beiden abgestimmt ist, kann aber jederzeit durch die totale Ruhe der Meditation, der Leere der Aufmerksamkeit zu seiner Aufgabe als Lichtträger zurückkehren. Da er alle Ereignisse und Erinnerungen verschluckt, alles Licht, das nicht zum Feuer des Wollens geworden ist, ist er zu erüben im Yoga, denn das Gewahrsein ist nur dem Vollmond zugänglich.
Der Körper des Menschen im All ist das Weltenjahr. Sobald der Egoismus in seinen drei Aspekten, Hass, Stolz und Gier, wie der Buddha sagt, überwunden wurde, also die Nabe des Rades nicht mehr die leere Mitte verbirgt, nimmt er die Fülle auf. Der Tod ist ein Trennen von all dem, was nicht zu einem gehört; in anderen Worten was nicht wesentlich ist.
Betrachten wir nun die Kriterien der Sonne im Tierkreis, in den Raumrichtungen des Jahres und im Häuserkreis, also Weltenjahr, Himmelsleiter und Lebenskreis:
Tierkreis | Raumkreis | Lebenskreis | |||
I | Widder Kopf, Gehirn |
AC | O | Person | 1-7 |
II | Stier Nacken, Sinnesorgane |
15° | SO | Besitz | 7-14 |
III | Zwillinge Arme, Hände, Lunge |
Werdegang | 14-21 | ||
IV | Krebs Brust, Magen |
IC | N | Familie, Heim | 21-28 |
V | Löwe Rücken, Herz |
15° | NW | Meisterung, Kinder | 28-35 |
VI | Jungfrau Bauch, Gedärm |
Arbeit | 35-42 | ||
VII | Waage Hüften, Nieren |
DC | W | Gemeinschaft | 42-49 |
VIII | Skorpion Geschlechtsorgan, Muskeln |
15° | SW | Tod | 49-56 |
IX | Schütze Oberschenkel, Leber |
Milchstraßenmitte | Aufgabe | 56-63 | |
X | Steinbock Knie, Gelenke |
MC | S | Beruf | 63-70 |
XI | Wassermann Unterschenkel, Skelett |
15° | SO | Freundschaft, Werk | 70-77 |
XII | Fische Füße, Rückenmark, Milz |
Erfüllung | 77-84 |
Das Feld des Tierkreises, in dem sich die Sonne befindet, bezeichnet den Ort woraus der befreite Mensch strahlt und die Planeten meistert, wobei der wandernde Aszendent im Lebenskreis das Ich und den zugehörigen Planeten bestimmt, während das Selbst immer die Mitte des Horoskops bleibt. In den Raumrichtungen und der Himmelsleiter wirkt Gott über das Licht in den 8 Richtungen, 8 Weltbereichen, und in den Festen der Urreligion, im Erdheiligtum öffnet er sich diesen Mächten, die aber alle Kraft Gottes sind, die durch das Licht zum Gewahrsein und zur Führung werden. Die Sonne ist nicht Gott, aber durch ihren Ort hat der Mensch Zugang zur Neuen Erde, zu den Ahnen, den Heiligen und Weisen.
Der körperliche Zugang zum Gewahrsein durch die Erdmitte wurde durch die Methodik des Yogasutrasystems als Übungsweg etwa 300 vor der Zeitenwende durch Patanjali artikuliert. Doch der Yogasutra sah gleich dem Buddha den Sinn des Daseins in der Enthaftung, im Erreichen der inneren Leere, wie es heißt: Citta vritta nirodha
; durch Verlangsamung der Assoziationen tritt der Mensch in die ruhende Mitte seines Wesens. Alle anderen Zustände sind leidvoll.
Diese Integration ist einerseits durch Zufall zu erreichen, andererseits durch einen achtfältigen Übungsweg, der dem buddhistischen Rad nachgebildet wurde. Das Ich wurde nicht als Werkzeug eines Weges der Unsterblichkeit betrachtet, wie in der Lehre von Ramana Maharshi, das das Ichorgan; Ahamkara, zum Teil des großen Ich Gottes, Aham werden sollte. Die Welt galt als Illusion, als Maya.
Aber auch das Leben in der Welt kann zum Heil führen, wenn man die Auferstehung im geistigen Leib nicht als Verschmelzung mit dem Nichts oder dem Chi betrachtet, sondern als Entfaltung zu einer Mitarbeit an der Neuen Erde, christlich am Neuen Jerusalem und tibetanisch am Shambala. Das Rad entspricht als Symbol dem Neuen Jerusalem in der Apokalypse des Johannes, der christliche Weg geht vom Garten Eden zur Heiligen Stadt der Juwelen.
Im Weltenjahr sind diese zwölf Abschnitte rückläufig, von der Krebszeit vor elftausend Jahren bis zur nächsten Löwezeit in fünfzehntausend Jahren. Wir haben gerade den fünften Abschnitt hinter uns gelassen, befinden uns im sechsten Abschnitt der Menschheitsentfaltung zur Vereinigung mit dem Göttlichen, analog im Lebenskreis im Haus der Arbeit zwischen 35 und 42 Jahren.
Mit diesem Übergang wurde das ganze Rad offenbar; es ist die letzte evolutive Epoche des Weltenjahres, in Entsprechung zu den Häusern I - VI; die weiteren dienen der Integration der Gegenzeichen, gleich wie sich im Lebenskreis die Häuser VII - XII in der Öffentlichkeit vollziehen als Ernte der ersten Hälfte.