Schule des Rades

Arnold Keyserling

Urreligion Astrologie

2. Erde - Mars

Gewahrsein

E r d e - M a r sIn der Erdmitte, im Atom, ja in jeglicher Mitte ist die einsteinsche Gleichung, E = mc² gültig. Tod bedeutet Rückkehr aus der Masse in die Energie, aus dem Wachen in den Traum. Die Afrikaner lehren: der Körper wird im Leben alt und der Geist jung. Man stirbt im Bewusstsein einer einfachen, ja kindlichen Problematik.
Zwischen dem Tod und der Wiedergeburt, einer neuen Inkarnation wird der Geist alt. Er arbeitet in der Motivation alle Mängel der Vergangenheit auf, alle Fehlhandlungen. Die Tibetaner lehren: er muss alle Menschen im Totenreich, die er verletzt oder denen er geschadet hat, um Verzeihung bitten. Nur wenn er dieses erreicht, wird er aus dem Geist (klein wie ein Molekül), wieder in eine neue körperliche Inkarnation, in eine Mitose eintreten. Wenn er nicht imstande ist, mit Hilfe der Lebenden durch deren Riten zur Unschuld durchzustoßen, dann ist er im Fegefeuer; er erlebt Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, bis er ein Elternpaar findet, über das er sich inkarnieren kann, und deren Horoskope seiner Motivation entsprechen. Doch vor der Inkarnation — so lehrt die afrikanische Tradition wie die islamische — wird er Gott begegnen als der Großen Eins und von Ihm seine Aufgabe, indisch sein Dharma, chinesisch sein Mandat finden, das als Antwort auf die Motivation, das Te, sein Tao, seinen möglichen Sinn bestimmt.

In den Vedas heißt es: von allen vier Welten kennt der Durchschnittsmensch nur eine, nämlich die seines Bewusstseins, die ihm eine falsche Realität vorspiegelt. Er muss die drei anderen Schichten integrieren, dann erst sieht er die Welt richtig. Diese Vierheit ist nicht identisch mit den vier astrologischen Elementen Feuer, Erde, Luft, Wasser, sondern geht von einem ganzheitlichen Gewahrsein aus.

Nachtwelt Lichtwelt

Chi

Feuerwelt
Tagwelt

Im energetischen Bereich der chaotischen Traumwelt mit ihren Attraktoren verwandelt sich wie im Tod die Masse in Energie. Der Mensch hat aber die Möglichkeit, als Grundlage seines Sinnes die Zauberperle, seine Berufung zu erahnen. Das Bewusstsein wird oft bereits im Leben zur Hölle. So bezog sich die Erleuchtung Buddhas in den Worten seiner letzten Predigt, auf das Aufhören des vergifteten Tranks des assoziativen Bewusstseins, des Weltbildes der übernommenen Religion oder persönlichen Philosophie. Diese sind nicht eine Spiegelung der Wirklichkeit im Wort, sowie der Vollmond die Sonne ohne Verfälschung aufnimmt, sondern eine falsche Synthese, ein falscher Gott, der den Gläubigen daran hindert, vor allem durch die Setzung eines teuflischen Gegners, die frohe Botschaft des Himmels, der Neuen Erde zu vernehmen.

Die Voraussetzung des Erwachens zum Sinn ist die Annahme des Todes; nicht nur als endgültiges Ziel des Taglebens und als Durchgangstor, sondern als Verlegung des Subjektes aus dem Bewusstsein des Habens (die Bewusstseinsinhalte) der Assoziationen, der Bedeutung, in das Gewahrsein, in das Chi oder Prana, und damit aus Seele und Geist in den Körper, der bereits aus der Evolution auf die zweite Geburt im Wort angelegt ist, und die Kommunion mit allen Wesen nie verliert.

Sobald das Gewahrsein horoskopisch und erlebnismäßig in der Schwerkraftachse verankert ist, wird die Senkrechte der sieben Chakras erwachen, und die vier Welten werden in ihrer Zwölffältigkeit zum Wirkfeld, ohne die Notwendigkeit sich wie im Buddhismus als Mönch von der Welt zurückzuziehen. Hier folgen wir der taoistischen Lehre: Sinn des Lebens ist das Schaffen und die Integration des unsterblichen Wortkörpers, des Diamantleibes.

Die Veden künden: Es gab keine Zeit, da diese Wahrheit, das ewige Gesetz, Sanatana Dharma nicht bekannt war. Doch erst der Islam und die Sufis Zentralasiens im Verein mit den Buddhisten und den Taoisten, haben den Schritt in die Praxis vollzogen, indem sie das Zahlengesetz der Drei und Sieben als die Verbindung der Arbeit an der Welt mit der Arbeit an sich selbst verstanden.

Ohne die Meditation, das Finden der Ruhe der Erdmitte, und der Erleuchtung ist dieser Weg nicht gangbar. Laut Gurdjieff sind die Sufis Wachende in einer Welt von Schlafenden, die einander natürlich erkennen. Sie erkennen aber auch die Menschen die an der Schwelle des möglichen Erwachens sind, und ihre Aufgabe ist es, diesen dazu zu verhelfen.

Arnold Keyserling
Urreligion Astrologie · 1996
Enneagramm und Himmelsleiter aus der Sicht des Rades
© 1998- Schule des Rades
HOMEDas RAD