Schule des Rades
Arnold Keyserling
Weisheit des Rades
2. Kraftleib des Körpers
Alphysik
Während die Tonwelt ihr Gesetz in der Division hat — alle Obertöne und Untertöne sind mathematische Brüche — entstammt die Materie dem Multiplikationsfeld, das wie gesagt symmetrisch zum Lambdoma steht und zusammen mit ihm das pythagoräische Chi, das Werkzeug des Demiurgen bildet.
Raum entsteht aus dem Licht, die Zeit aus dem Ton. Das Auge kann ein einziges Wirkungsquant des Lichtes, ein Photon wahrnehmen. Das Licht hat raumschaffend eine Ausdehnungsgeschwindigkeit von etwa 300.000 km pro Sekunde, über die alle Körper aufnehmend oder strahlend miteinander in Beziehung stehen. Jeder Körper nimmt die Gegenfarbe von jener auf, die er sendet. So ist die innere Farbe jeglichen Körpers notwendig weiß, das aber schwarz, die totale Absorption als Gegensatz erfordert, denn Licht gibt es nur zwischen Körpern; sonst wäre der Himmel hell erleuchtet und nicht dunkel.
Aus dem Licht entsteht die Materie nach der einsteinschen Formel E = mc². Die Welle biegt sich zum Kreis, genau wie beim siebten Oberton, jener Brücke zwischen stehende Welle und Schallausbreitung. Auch beim Licht lässt es sich graphisch veranschaulichen, wobei m für Masse, c für Lichtgeschwindigkeit und ℎ für das Wirkungsquant stehen.
Quadrierung bedeutet einen Winkel von 90° die wellenförmige Ausdehnung wird zum Kreis:
Doch hier ist die orphische Physik von der modernen Naturwissenschaft verschieden, die demokratisch eine Vielzahl von Atomen annimmt, aus denen sich gleichsam durch Zufall, ähnlich wie bei der darwinschen Evolutionstheorie, das periodische System der Elemente entwickelte. Die Elemente sind Qualitäten des Uratoms, des Ursprungs allen Raumes. Seine arithmetische Struktur lässt sich aus dem Multiplikationsfeld ablesen und seine geometrische im Inneren des Rades. Wie der Quintenzirkel der Raster der Töne ist, die sich aus dem Divisionsfeld ableiten, hat die Materie ihren Ursprung in den Diagonalen des Gamma.
Jedes Atom hat eine bestimmte Anzahl von Protonen, die entsprechende von Elektronen, und eine weitere von Neutronen. Im gasförmigen Zustand sind alle gleich groß und weisen folgende Gestalt auf: um einen Kern kreisen im Abstand von Quanten die Elektronen in sieben Schalen in der Reihenfolge der mittleren Diagonale: 1
· 4
· 9
· 16
· 25
· 36
· 49
, welche Zahlen gleichzeitig die Beschleunigung der Schwerkraft kennzeichnen. Jede der Schalen kann eine bestimmte Anzahl von Elektronen aufnehmen, die durch die zweite Diagonale des Gamma begrenzt wird: 2
· 8
· 18
· 32
, mit den Bahnen 2 · 6 · 10 · 14.
Ein Atom ist ein spontanes entscheidungsfähiges Gebilde, bleibt aber auf die Gesamtheit der Materie im All immer bezogen. Es hat einen Grundzustand, wo die Elektronen in den niederst möglichen Bahnen und Schalen kreisen. Dies ermöglicht uns, die zehn Elementegruppen nach Anzahl der Füllung im Rad darzustellen und ihren Mikrokosmos mit dem Makrokosmos der Planeten in Entsprechung zu setzen.
Die Gruppen unterscheiden sich durch die Anzahl der Außenelektronen. Ihre genaue Gliederung habe ich in Alphysik
gezeigt, hier beschränke ich mich auf die Übersicht.
- Alkalimetalle haben 1 Außenelektron.
- Erdalkalimetalle haben 2 Außenelektrone.
- Erdmetalle haben 3.
- Die Kohlenstoffgruppe hat deren 4, die sowohl als Positronen wie als Negatronen auftreten mit entgegengesetztem Spin und der Verbindung mit der eigenen Gruppe fähig sind.
- Die Stickstoffgruppe hat 5 Elektronen oder drei Leerplätze.
- Die Sauerstoffgruppe hat 6 oder zwei Leerplätze.
- Halogene haben 7 oder einen Leerplatz.
- Die Eisengruppe hat bis zu 8 verfügbare Elektronen und ist die Grundlage des Magnesiums.
- Die Seltenen Erden füllen eine Vierzehnerbahn der vierten Schale aus und haben 3 Außenelektronen.
- Die Edelgase als Struktur aller gesättigten Verbindungen haben den vollen Achterring.
Die Materie wird durch die Sinne bewusst, von denen jeder einen anderen Aspekt der Bewegungsgeschwindigkeit oder des Feuers darstellt: so ist Gewahrsein reines Feuer oder Licht.
- Der absolute Nullpunkt bedeutet Ruhe, den Sinn der Aufmerksamkeit, die innere Leere, das schwarze Loch.
- Der feste Zustand, wo die Moleküle in den Gittern schwingen, wird durch den Tastsinn bewusst.
- Der Schmelzpunkt ist die Grundlage des Bewegungssinnes.
- Der flüssige Zustand ist die Basis des Geschmackssinnes.
- Der Siedepunkt ist die Grundlage des Hörens — Schallgeschwindigkeit ist gleichzeitig die Dispersionsgeschwindigkeit eines Gases.
- Der gasförmige Zustand wird durch das Riechen bewusst.
- In der Ionisierung verlassen Elektronen die Kerne; dies ist die Grundlage des Sehens.
- Im Plasmazustand stehen Quarks und Leptonen, Protonen und Elektronen in Anziehung und Abstoßung zueinander und sind durch Magnetfelder zusammengehalten: der Sinn der Konzentration.
- Im Hitzepunkt wird alle Masse zu Energie; dies ist der Sinn der Meditation, der All-Eins-Werdung.
- Das Feuer selbst, das Gewahrsein ist Subjekthaftigkeit und damit Teil des Weltengrundes und des Menschen im All.
Die zehn Gruppen der Materie in ihren Qualitäten sind für die Sinne voneinander getrennt, obwohl sich ihre Energien ineinander verwandeln lassen. Die kosmische Energie verhält sich zu ihnen wie die Null zu den Zahlen. Sie ist der dauernde göttliche Quell, germanisch Got im Unterschied zum männlich fordernden Gott und der weiblich bergenden Gottheit, indisch Brahman im Unterschied zur Dreifaltigkeit Brahma, Vishnu, Shiva — Schöpfer, Erhalter und Zerstörer. Doch lassen sich alle Sinne über das Wort integrieren. Auch physikalisch ist das einzig erkennbare Ziel der Evolution die Vermehrung der Information, des Reichtums der Schöpfung und damit des Wortes.
Sprache bedeutet die Fähigkeit, in Zeichen, Lauten oder Gebärden Erscheinungen und Elemente zu bestimmen, und als Wissen im Gedächtnis zu bleibendem Besitz zu machen.