Betrachten wir nun den werdenden Gott, wie er den Überlieferungen der Jungsteinzeit, der Klans und Stämme, also der vorchristlichen Tradition zugrundeliegt. Tierkreis und Ekliptik werden durch die Wechselwirkung von Sonne und Mond im Bild des Quintenzirkels bestimmt. Zwei Bewegungen lassen sich beobachten: der Jahresablauf und Lebenskreis in Gegenrichtung zum Uhrzeiger und der Tageslauf und das Weltenjahr als Urbild der Mythen, wie Giorgio de Santillana in Die Mühle des Hamlet nachgewiesen hat.

Musikalisch besteht der Quintenzirkel aus zwei Sechsecken oder Ganztonleitern, die für die Chinesen den Raster des Buches der Wandlungen gebildet haben. Die solaren Zeichen sind Widder, Zwillinge, Löwe, Waage, Schütze und Wassermann, die lunaren Zeichen sind Krebs, Stier, Fische, Steinbock, Skorpion und Jungfrau.

Die lunaren Yinzeichen veranschaulichen die Entwicklung des Menschen zur Vollendung, zum Ahnen und der Welt der olympischen Götter, germanisch Walhalla, hinduistisch und buddhistisch Shambala, griechisch die Hyperboräer, die im hohen Norden jenseits des Polarkreises dem Visionär erfahrbar werden. Die solaren Yangzeichen bestimmen die Eingliederung des Menschen in das All und damit die Gottheit. Wir verstehen ihre Bedeutung durch die entsprechenden Planeten und Faktoren in den zwei Sechsecken des Tierkreises.

lunar

Politik solar

Kultur

Die Weltgeschichte begann mit der Neolithischen Revolution vor elftausend Jahren, einer biologischen Mutation. Sie entstand durch die Teilung der Gehirnhemisphären über die Befreiung der Sprache aus den Instinkten; das Menschentier, homo faber, wurde zum Menschen der Zivilisation, homo sapiens. Damit trat zu der biologischen Abfolge der Lebensalter die soziokulturelle Tradition. Sie beruhte auf der Familie, dem Zusammenleben von Großeltern, Eltern und Kindern. Hieraus entstand die sprachlich geprägte Gesellschaft, die nach Maßgabe des rückläufigen Frühlingspunktes im Laufe der Geschichte ihren Horizont erweiterte:

Krebszeit
Zwillingszeit
Stierzeit
Widderzeit
Fischezeit
Wassermannzeit Klan
Stamm
Stadt
Volk
Reich
Menschheit 8940
6680
4520
2360
200 v. Chr.
1962

In den solaren Zeiten herrscht der Geist und die Inspiration, die Kultur, in den lunaren die Erde und die Politik. Die sechs lunaren Zeichen erwiesen sich als Raster der Urfamilie, die alsbald ihre Verkörperung in sozialen Institutionen fand.

Damit wurde die historische Kontinuität geschaffen. Vater versinnbildlichte Beruf und Staat, Mutter Heilung und Religion, Bruder wurde zum Krieger, Schwester zum Sinnbild der Schönheit und des Reichtums. Die Tochter galt als Träger und Heim, der Sohn als Unternehmer und Arbeiter in seiner Geschicklichkeit.

In der solaren Widderzeit waren die Götter in Griechenland Ahnen, Hermes lief bei der ersten Olympiade mit und siegte. Alle sechs Komponenten wurden später zu Mythen und Göttern. Saturn-Kronos verkörperte das goldene Zeitalter der Gerechtigkeit, Jupiter den Götterfürsten Zeus, Aphrodite die Schönheit der Venus, Ares den marsischen Krieger, Demeter-Mond wurde zum Hüter von Landwirtschaft und Heim und schließlich Merkur-Hermes zum Göttersohn und Seelenführer. Die Götter waren Gott als kollektive Symbolik, ebenso wie der jüdische Plural Elohim der Weltschöpfung im Unterschied zum singularen künftigen Gesetzgeber Jahwe stand.

In der Dreiheit von Tempel, Theater und Stadion war bis zur Zeitenwende jede Handlung auf den Mythos, den Einklang mit der jenseitigen Welt gerichtet. Mit dem Beginn der Fischezeit ging der existentielle Kontakt verloren, und dies in allen Religionen der Welt. Im lunaren jupiterischen Zeichen Fische wurde der Vorhang zwischen Lebenswelt und Todeswelt zugezogen. Die prophetische Eschatologie kannte im Unterschied zu den Stammeskulturen keinen Verkehr mehr zu den Toten, Ahnen und Göttern.

Die solaren sechs Zeichen und ihre Faktoren blieben in der Widderzeit mythisch. In der Fischezeit wurden sie verteufelt: Orpheus, das singende Haupt im Widder, Dionysos als Luzifer im Löwen und Chiron, der Tiermensch im Schützen, der Lehrer aller Künste.