Schule des Rades

Arnold Keyserling

Klaviatur der Kreativität

Das Pythagoräische Chi

Sowohl der jüdische Gott der Kabbalisten als auch Pythagoras erkannten in den zehn Ziffern den Ursprung der Kreativität. Man zitierte Pythagoras als den Entdecker des Dezimalsystems. Die heutige Kosmogonie der Physik verlangt zur Bestimmung der Quantenwirklichkeit zehn Dimensionen, und im Urknall, dem Beginn der Geschichte des Universums, waren die zehn in virtuellem Zusammenhang. Um das Schöpferische zu verstehen, müssen wir daher zu diesem Beginn zurückkehren und das Universum wie Bergson und Whitehead als Entfaltung verstehen, welche nie ein Ende findet, wie der unendliche Raum, aber auf Vollendung angelegt ist.

Wie kann ich nun Mathematik qualitativ, also nicht als Messung verstehen, sondern als Träger der Kreation? Die Antwort finden wir bei Pythagoras, dem Begründer der philosophischen Mathematik.

Die archaischen Philosophen suchten nach einem Urbegriff, der als Voraussetzung für alles Wissen gelten könnte. Thales vermutete ihn im Wasser, Anaximander im Unendlichen, Anaximenes in der Luft, aus der die übrigen Aggregatzustände durch Verdickung und Verdünnung entstehen, — Heraklit im Feuer. Anaximenes auch in der Unterscheidung von Chaos und Kosmos, Mythos und Logos.

Doch was ist Logos als weltenschaffendes Prinzip? Griechisch bedeutet das ursprünglich Zahl, von Lego, zählen. Pythagoras erkannte den Urgrund in der Zahl, wenn sie sowohl quantitativ als auch qualitativ aufgefasst wird. Die neun Ziffern und die Null oder die Zehn sind gleichsam die Buchstaben der Weisheit. Er führte sie auf das Chi zurück, mittels dessen Gott die Welt erschaffen hat.

Pythagoras vereinte zwei Figuren, das Lambdoma als Gesetz der Division und der Musik in Obertönen und Untertönen, und das Gamma mit den Produkten der Multiplikation, in genauer Entsprechung zum Lambdoma.

P y t h a g o r ä i s c h e s · C h i

Die mittlere Diagonale des Divisionsfeldes ist die Eins, musikalisch der Zeugerton. Die mittlere Diagonale des Multiplikationsfeldes veranschaulicht das Gesetz des Mikrokosmos 1 · 4 · 9 · 16 · 25 · 36 · 49, der Abstände der Elektronenschalen vom Kern des Atoms. Die zweite Diagonale im Divisionsfeld zeigt die Oktave, — im Multiplikationsfeld die Füllungskapazität der Elektronenschalen, die von Element zu Element schwankt gemäß der Zahlenreihe 2 · 8 · 18 · 32. Durch das Lambdoma erkennt man die Erscheinungswelt des Makrokosmos und der sinnlichen Welt, durch das Gamma jene des Mikrokosmos und der Quantenwelt. — Alle Zahlenarten und Rechnungswege ordnen sich in dem Symbol des Rades. In der waagrechten und der senkrechten Linie des Lambdoma befinden sich die zehn Ziffern. Die mittlere Diagonale des Gamma hat sieben Stufen — mikrokosmisch die Schalen der Elektronen, mesokosmisch, das heißt im menschlichen Bereich die sieben Chakras als Stufen des Energiekörpers. Das Gamma veranschaulicht die Struktur der Potentialitäten, sowohl im Mikro- als auch im Mesokosmos. Das Lambdoma zeigt die Struktur der Aktualitäten, so die Schwingungsstruktur im Tonbereich und die Ordnung der Planeten im Makrokosmos.

Arnold Keyserling
Klaviatur der Kreativität · 2002
Monographie: Die Inbegriffe der Qualia
© 1998- Schule des Rades
HOMEDas RAD