Schule des Rades
Arnold Keyserling
Rückkehr des Selbstverständlichen
4. Dimension
Wollen - DNS/Urzelle - Molekül - Mond
- Klärung der Systemik
Die vierte Dimension ist unbewusst: sie entsteht nur durch freie Wahl, indem man sein Was, seine Struktur als Horoskop akzeptiert und ferner vom unbewussten Zeugen zum kombinatorischen Spieler erwächst. Das Was seiner selbst gilt es daher zu erlernen, jedoch die Frage muss man stellen. Der Mond bringt das Gesetz der molekularen Verbindung im Achterkreis. Er hält das Gleichgewicht des Lebens und die Lebensgeister aufrecht.
Im Nullbewusstsein, dem Gewahrsein sind Yin und Yang Wechselwirkung; einmal ist dieses, einmal jenes im Vordergrund. Die Zelle aber in der vierten Dimension ist der Ursprung des Körpers als Kombination der Nukleotiden des genetischen Codes. Sie entsteht durch die Vereinigung der elterlichen Chromosomen und gleichzeitig tritt das Gewahrsein in Form der Aufmerksamkeit in ihre Mitte, präsidiert bei der Teilung der Urzelle und der darauf folgenden Weltgestaltung. Hier sind wir bei der Kraft der
Autopoiese
angelangt: der Mensch muss eine erste Frage nach seiner höchsten Möglichkeit am All mitzuwirken stellen, sei es über die Vision, sei es über die Rationalität. Und dann gilt es Prioritäten zu setzen und alles dieser Fragestellung unterzuordnen. Nur damit wird er zum Mitarbeiter der Evolution. - Existentielle Erfahrung
Der erste Weg ist die Anamnese der eigenen Struktur über das Durchschauen und Erlernen des eigenen Geburtshoroskops. Man erlebt sein Was, seine Anlage als Weg Darüber hinaus gilt es im Ritus die Bedeutung der Acht für den Menschen, wie sie das Rad und das Erdheiligtum zeigen, zu erkennen. Zur vollen Integration dieser Bewusstseinsebene ist es dann notwendig, sich in einer Vision zurückzuerinnern an die eigene, persönliche Urzelle und ihre Teilung nach dem Oktavgesetz bis zur vollen Ausfaltung des Organismus mitzuerleben. Erst durch die existentielle Erfahrung im Geteilten doch derselbe zu bleiben, wird man fähig, nicht mehr Teile der Ganzheit als losgelöste
Ichs
zu leben, sondern im Wandel des Lebens in der Einzigkeit zu wurzeln.
Kehren wir zum Ausgangspunkt unserer Gedanken zurück. Die Gefahr der soziokulturellen Traditionen war, sich mit einem Spiel, einer Kultur, einer Überlieferung zu identifizieren. Doch nicht ein vorgegebenes kulturelles Gehäuse, sondern ich selbst bin jener, der meine Identität schafft, indem ich als sprachliches Wesen mit dem Schwerpunkt auf Denken und Seele beginne, anstelle einer beliebigen Tradition die Grammatik der Welt unmittelbar zu lernen.
Die Weltgrammatik ist im Rad dargestellt. Sie gibt jedem, der sich ihre Sprache und Komponenten erarbeitet, die Möglichkeit, sowohl Osten und Westen — Gewahrsein und Wollen als auch Norden und Süden — Denken und Seele, Mann und Frau, zur wahren Kommunion der Freunde Gottes im großen Bewusstsein aller Schichten zu integrieren und im Rad zu leben.
Die vergangene Zivilisation sah den Weg des Menschen als Aufstieg zum Paradies, zum utopischen, gelobten Land. Sie vergaß aber im letzten Jahrhundert der Aufklärung die rechte Großhirnhemisphäre, die Wahrheit der imaginalen Welt. Die Wassermannzeit verlangt den Abstieg hinunter zum Unbewussten, zum eigenen Wollen im Bilde Luzifers. Nur der Lichtträger ist der technologischen Zivilisation gewachsen, indem er seine Tätigkeit vom bloßen Befolgen von Bedingungen in das Entwerfen neuer Spiele des gesellschaftlichen Zusammenwirkens verwandelt. Diese Rückkehr des Selbstverständlichen bedeutet keine Gleichschaltung, sondern Anerkennung der gemeinsamen wissenschaftlich erweisbaren Nenner im Rad.
Das Rad als Verstehensraster wird die Grundlage einer künftigen Arbeit, die das erste Mal in der Heilsgeschichte Zweck und Sinn des Lebens — Überleben und Selbsterzeugung — im großen heiligen Tanz vereint.