Schule des Rades

Dago Vlasits

Wissenschaft und Weisheit

Torus – Attraktor  0 − 0

T o r u s - A t t r a k t o rSchrumpft nur eine Dimension und bleiben zwei Dimensionen stabil, so gewinnen wir die zweidimensionale Oberfläche des Torus, welcher für die Anschauung im dreidimensionalen Raum erscheint. Bereits die naive Betrachtung des reifenartigen Gebildes vermittelt den Eindruck von Massivität. Doch er besteht eigentlich aus vielen gekoppelten Grenzzyklen, die aber nun, um sich nicht durch Resonanz gegenseitig zu zerstören, nicht mehr periodisch, sondern quasi-periodisch schwingen. Ihre Umlaufszeiten befinden sich also nicht in ganzzahligen, sondern irrationalen Zahlenverhältnissen. Für den Menschen ist die Welt des Torus-Attraktors die Welt des Körpers und des Empfindens. So besteht unser Leib aus gekoppelten Zyklen, wie Atmung, Nahrung oder Blutkreislauf, und selbst kleinere körperliche Einheiten wie die Zelle mit ihren Stoffwechselprozessen oder das Atom mit seinen kreisenden Elektronen sind als Kopplung von Zyklen zu verstehen. Die Beziehung des Torus zu den Sinnesempfindungen besteht darin, dass sich seine spezielle Gestalt genau aus der topologischen Darstellung der Obertonreihe ergibt. Und gerade die Gesetze des Schalls und der Musik sind die Grundlage aller sinnlichen Unterscheidung, denn das Ohr ist das einzige Sinnesorgan, das genau messen kann. So kann der Mensch etwa beim Hören einer Oktave wissen, dass die schwingende Saite genau in der Mitte geteilt ist, wohingegen er durch das Auge allein die exakte Mitte der Saite nicht leicht finden kann.

Dago Vlasits
Wissenschaft und Weisheit · 1995
Studienkreis KRITERION
© 1998- Schule des Rades
HOMEDas RAD