Schule des Rades
Dago Vlasits
Vom Sinn der Zahl - Teil III
Teilhabe am Sinn
Um uns das Wählen und Wollen als sinnschaffenden Prozess zu vergegenwärtigen, werden wir uns auf den Einheitskreis beschränken, und als alternative Wahlmöglichkeiten die unendlich vielen komplexen Zahlen betrachten, die die Peripherie dieses Kreises schaffen. Dabei liegen zwischen zwei beliebig nahe beieinanderliegenden Punkten bzw. Zahlen auf der Peripherie immer noch unendlich viele andere. Dieses Kontinuum an Möglichkeiten ist bereits durch die reellen Zahlen der 3. Dimension gegeben, es repräsentiert die Unbestimmtheit und Unschärfe der Quantenwelt bzw. die Unbestimmtheit der Anfangswerte in den laufenden Prozessen bzw. Algorithmen. Eindeutige Wirklichkeit ereignet sich aber erst in der Wahl und Entscheidung für eine der möglichen Zahlen.
Nun erschafft jede Wahl und Entscheidung für eine komplexe Zahl eine Wirklichkeit, doch nicht jede Wahl erschafft einen für den Menschen integrierbaren Sinn. Er ergibt sich erst im Gewahrsein dessen, dass die gewählte komplexe Zahl Teil eines 1 — 9-fältigen Zusammenhangs ist. Wirklichkeit ereignet sich dauernd, einfach indem dauernd komplexe Zahlen gewählt und aktualisiert werden, indem zur reellen Möglichkeit eine verwirklichende Kraft aus der Dimension von i tritt. Doch unterhalb der Stufe des erwachten Menschen vollzieht sich diese Wahl unter dem Diktat des Zufalls und dem Zwang der Wahrscheinlichkeit.
Hier wird nun klar, dass um den Sinn zu schaffen, nicht bloß die Wahl einer komplexen Zahl ausschlaggebend ist, sondern die Wahl einer der neun natürlichen Zahlen. Der Sinn einer Entscheidung ist noch nicht durch die Tatsache gegeben, dass sich eine komplexe Zahl als Kraftvektor verwirklicht. Mit dem reellen Anteil ist der Ort in der Realität festgelegt, also ein Zweck und eine Bedeutung in einem bestehenden Kontext, und mit der imaginären Komponente — sie bestimmt den Winkel und somit die Länge des Vektors — die Größe der eingesetzten Kraft. Doch ein ganzheitlicher Sinn ist damit noch nicht getroffen. Dies geschieht erst, wenn eine der natürlichen Zahlen gewählt wird.
Wie ist dies nun zu verstehen? Das unerwachte
Wählen in der komplexen Ebene ist kein punktgenaues Wählen einer Zahl, sondern das Wählen einer kleinen Umgebung, bestehend aus unendlich vielen unendlich dicht beieinanderliegenden komplexen Zahlen, von denen sich dann zufällig eine verwirklicht. Diese nahe beieinanderliegenden Zahlen unterscheiden sich kaum voneinander in ihrer Größe, und auch kaum im Maß ihrer Wahrscheinlichkeit, sich zu verwirklichen. (Jede dieser Zahlen — wenn einmal aktualisiert und in einen Algorithmus eingespeist — wird nach den ersten Iterationen ein Ergebnis zeitigen, und dieses Ergebnis wird sich wahrscheinlich von den möglichen Ergebnissen anderer Zahlen dieser kleinen Umgebung kaum unterscheiden. Doch nach vielen Iterationen wird sich zeigen, dass jede Zahl eine völlig andere Geschichte erzeugt. Letztendlich bedeutet dies aber auch, dass sich erst einmal das Handeln von jemanden, der nach dem Sinn strebt, rein äußerlich kaum vom Handeln eines Menschen unterscheiden braucht, der nicht nach diesem übergeordneten Sinn strebt.)
Wie wird also in der Entscheidung der Sinn mitgewählt, wie unterscheidet sich mathematisch gesehen banales von sinnvollem Handeln? Der Unterschied liegt in der Zahl, welche letztlich definitiv gewählt wird. Der sinnvoll Handelnde wählt nicht nur die unscharfe Punktumgebung, wie oben beschrieben, sondern trifft intuitiv die sinnträchtige Zahl unter den vielen möglichen komplexen Zahlen in dieser Umgebung. Denn in einer solchen gewählten Umgebung in der komplexen Ebene gibt es unter den unendlich vielen Zahlen eben einige ausgezeichnete Zahlen, welche Teil eines der neun n-Ecke sind. Intuitiv bedeutet aber in diesem Zusammenhang nicht schlafwandlerische Instinktsicherheit, sondern das Vermögen der Urintuition, die die neun Ziffern sind. Das Gewahrsein der 0 und der 9 ist gleichsam die Peilvorrichtung
, welche eine komplexe Zahl auswählt, die nun nicht nur eine Kraft und eine Bedeutung verwirklicht, sondern zugleich einem integrierbaren Sinn angehört. Diese Wahl ist völlig frei und spontan, durch nichts Äußerliches erzwungen. Wird diese Wahl aber getroffen, so erblüht in allem Geschehen der Sinn, ohne welchen der Mensch nicht Mensch sein kann.