Schule des Rades

Hermann Keyserling

Amerika · Der Aufgang einer neuen Welt

Primitivität

Normalität und Gleichgesinntheit

So viel über diese Seite des Problems. Zunächst erstrebte ich nur das eine deutlich zu machen, um ein wie Primitives es sich beim neuamerikanischen Menschen handelt. Ist der Typus, der noch heute die Traditionen des 18. Jahrhunderts fortsetzt, wesentlich senil, so ist der neue infantil. Ihm fehlt jeder kulturelle Hintergrund.

Doch wir sagten, das heutige amerikanische Leben sei von der Jugend beherrscht, und dieses erscheint doch höchst zivilisiert. Wie ist es damit? — Auf dem Gebiet des Lebens kommt es nie und nimmer auf die Tatsachen an sich an, sondern darauf, was sie bedeuten. Innerhalb jedes äußeren Rahmens kann der Mensch fortschrittlich oder primitiv, Barbar oder Kulturmensch sein. So finden wir denn, dass gerade die herrschenden Ideen und Ideale des zivilisierten modernen Amerika, soweit sie nicht Ausdrücke des noch nicht verstorbenen Geistes des 18. Jahrhunderts sind, nicht einem fortgeschrittenen, sondern einem primitiven Zustande entsprechen.

Der Höchstausdruck des Menschenlebens ist überall die voll ausgeschlagene Persönlichkeit, die sich ihrer Einzigkeit bewusst ist, sowie des inneren Wertes dieser Einzigkeit. Und dies meine ich nicht allein im Sinne Christi, der vom unendlichen Wert jeder Seele vor Gottes Auge sprach und nicht das mindeste von Majoritäten hielt, sondern in dem allgemeineren Verstande, dass aller menschliche gegenüber dem bloß tierischen Wert in seiner Einzigkeit besteht.1 Es fehlte jeder Grund, nicht auch Menschen zu töten und zu verzehren, solange Töten und Verzehren von Tieren als erlaubt gilt, hätte nicht jeder einzelne Einzigkeitswert. Andererseits aber wird der individualisierte Mensch nicht als solcher geboren. Er wird geboren als Spross zweier Eltern; das primäre Bewusstsein des Kindes ist eine Art undeutliches Gruppenbewusstsein. So erwächst auch auf der Ebene des Sozialen alles Selbstbewusstsein aus vorherrschendem Gruppenbewusstsein. Unter diesen Umständen beweist vorherrschendes Gruppenbewusstsein unter allen Umständen Primitivität. Eben dieses Vorherrschen der Gruppe charakterisiert nun das heutige Amerika. Die Pilgerväter, die Neu-Engländer, alle großen Vertreter des 19. Jahrhunderts waren noch echte Individualitäten. Sie dachten nicht daran, in der Gruppe ein Höheres zu sehen als in der Persönlichkeit. Umgekehrt steht es mit Neu-Amerika. Dies will ich nunmehr an den wichtigsten seiner Ideale nachweisen.

Zunächst das Ideal des Social Service. Unmöglich könnte das Verhältnis zu anderen — als solches eine Abstraktion — für wertvoller gelten als die Einzigkeit der Persönlichkeit, herrschte nicht wieder einmal primitives Gruppenbewusstsein vor. Hier entdecken wir eine neue Konvergenz zwischen Amerika und Russland: der kollektive Mensch, das Ideal der kommunistischen Partei, der Mensch, der nichts als soziales Organ ist, unterscheidet sich vom amerikanischen social worker nur insofern, als die gleiche Idee in anderer Sprache ausgedrückt erscheint. Gegen die dank denn Social Service-Ideal erzielten Errungenschaften ist selbstverständlich nichts einzuwenden, sie ändern jedoch nichts an dessen Primitivität. Die Ideale der Normalität (normalcy) und Gleichgesinntheit (likemindedness) entsprechen ihrerseits einem primitiven Zustand. Sobald der Mensch zu kultureller Reife gelangt ist, dominiert das Gefühl für Unterschiede und deren Wert; es ist in der Tat unmöglich, sich einen auf Gleichheit beruhenden Kulturzustand auch nur vorzustellen — gibt es nur eine Sorte von Instrumenten, oder spielen alle eine und dieselbe Melodie, so ist Musik höherer Art unmöglich. Wohl hat es echte Kulturen auf der Grundlage eines nicht-individualisierten Allgemeinzustandes gegeben; dies war so in Ägypten, Indien und Alt-China. Aber damals war das Selbstbewusstsein im modernen Verstande noch nicht geboren, weshalb sich das Spirituelle mittels kollektiver Impulse ausdrücken konnte — während normalcy und likemindedness in Amerika einen Rückfall von einer höheren auf eine niedere Stufe bedeuten. Und sogar in den in einem nichtindividualisierten Allgemeinzustand wurzelnden Kulturen der Vergangenheit war das Ideal doch immer im großen Mann verkörpert — wogegen die, welche in Amerika dem Normalen den Vorzug geben, dies aus Abneigung gegen Überlegenheit tun.

Nicht anders wie mit normalcy und likemindedness steht es mit der heutigen Heimlosigkeit und der Neigung zu entwurzeltem Dasein. Auch hier handelt es sich um keinen vorgeschrittenen Zustand: es handelt sich einfach um einen neuen Ausdruck frühen Nomadentums; denn ob ein Nomade ein Kamel oder ein Automobil zur Fortbewegung benutzt, ob er eine luxuriöse Villa durch vorgeschrittenste Technik von einem Ort zum anderen schafft oder ob er sein Zelt täglich abbricht und neu aufrichtet, bedingt keinen psychologischere Unterschied. Hier handelt es sich um keinen höheren Zustand jenseits der Seßhaftigkeit, sondern um einen Rückfall von einem höheren in einen niederen.

Nicht anders steht es endlich, wenn auch nicht durchaus, mit der Krisis im amerikanischen Geschlechtsleben. Sicher ist ein wichtiger Grund für die Unbefriedigtheit der amerikanischen verheirateten Frauen darin zu suchen, dass die amerikanischen Ehemänner auch sexuell in jener einfachen, direkten Weise vorgehen, die in vielen anderen Hinsichten so reizvoll ist. Das ist feinempfindenden Frauen natürlich unerträglich. Doch hier haben feiner veranlagte Männer oft ebensoviel Grund zur Klage. Da der Mann als sinnliches und emotionales Wesen wenig differenziert ist, bedarf er weiblicher Feinfühligkeit als einer vital notwendigen Kompensation. Er will, dass sie schön sei auf allen Gebieten aus dem gleichen physiologischen Grunde, aus dem die Frau in erster Linie die Stärke des Mannes schätzt — sei sie physisch, geistig oder finanziell — und wenig Gewicht auf sein Äußeres legt (außer in Zeiten einer Rollenvertauschung, wie wir sie heute in vielen Kreisen beobachten). Wird nun die Frau direkt oder gar brutal und aggressiv, dann muss der Mann eben das, was er für ihr Bestes hält, entbehren, gleichviel wie sie darüber denken mag. Unter den heutigen amerikanischen Männern gibt es jedenfalls ebensoviel Überdruß im Überfluss auf psychologischer wie auf materieller Ebene — ich sage Überfluss, weil geschlechtliche Befriedigung noch nie so leicht zu erlangen war. Nun ist aber die obenbeschriebene neue Frau durchaus keine Dekadenzerscheinung — vielmehr stellt sie einen Rückschlag zum Typus jener Frühzeit dar, da noch keins der Geschlechter psychologisch differenziert war. Gleiches gilt von der heutigen Promiskuität — gleichviel, ob sie sich in der Form vorehelicher Freiheit oder immer wiederkehrender Scheidungen manifestiert — und vom neuesten Ideal der Kameradschaftsehe. Vergebens versucht man eine Verschleierung der wahren psychologischen Bedeutung dieser Idee (wie selbst Judge Lindsay dies letzthin getan hat), indem man behauptet, sie erstrebe nicht mehr als die Legalisierung der Anwendung von Präventivmitteln, sowie die Scheidung durch gegenseitige Übereinkunft. Niemand in Amerika hat das mindeste gegen bootlegging — es ist der Hauptspaß des amerikanischen Lebens — und schon haben die, welche sich ohne Schuld oder ohne Vorwurf gegen einen der Ehepartner trennen wollen, Mittel und Wege gefunden, eine Scheidung durch gegenseitige Übereinkunft zu erlangen. Was der Idee der Kameradschaftsehe so große Anziehungskraft verleiht, ist der Umstand, dass sie einem primitiven Zustand entspricht. Die Kameradschaftsehe, genau so wie Judge Lindsay sie beschreibt, existiert seit Tausenden von Jahren, und auch heute besteht sie bei vielen primitiven Völkern und sogar unter vielen europäischen Bauernschaften, welche die Bräuche früherer Zeiten beibehalten haben. Es gehört zu den Merkmalen primitiven Lebens, dass Jünglinge und Mädchen zusammenleben, nicht gerade zur Probe — die betreffenden Stämme würden diese Motivierung genau so ablehnen wie Lindsay —, sondern einfach als Kameraden, die miteinander geschlechtlichen Umgang pflegen, und genau wie es das moderne Ideal vorsieht; und trotzdem der Gebrauch von Präventivmitteln unbekannt ist, gibt es in der Regel lange Zeit keine Kinder. Steht aber die Geburt eines Kindes in Aussicht — dann wird das Leben ernst, eine Scheidung wird schwierig, wenn nicht unmöglich.

Es gibt viele weitere Ausdrücke der gleichen Primitivität; ehe ich’s vergesse, sei z. B. dessen gedacht, dass der Amerikaner ein Ding sehen und berühren will, ehe er daran glaubt. Dies gilt ebenso von der Neigung der amerikanischen Männer, mehr mit den Händen als mit den Augen zu flirten, wie auch von jener merkwürdigen Einrichtung der allgemein im Buchhandel gebräuchlichen Probebücher (dummy copies): die Verleger müssen den Buchhändlern greifbar das Aussehen des Buches, das diese verkaufen sollen, zeigen in Gestalt von gebundenem Papier mit einigen wenigen Seiten des künftigen Textes — sonst würden sie nicht kaufen. Tatsächlich gehören die allermeisten Erscheinungen des amerikanischen Lebens, welche die Kritik überfeinerter Amerikaner (von Ausländern zu schweigen) herausfordern, der gleichen Kategorie an. Die Atmosphäre der Verjüngung ist auf dem amerikanischen Kontinent heute so stark, dass selbst alte Amerikaner und solche mittleren Alters, die individuell durchaus differenziert sind, von ihr durchdrungen werden, genau wie jeder als Teil einer erregten Menschenmenge sein bestes Selbst verliert. Ich war dabei, wie weißhaarige, wirklich verdienstvolle Amerikaner, sogar solche, die wohlverdienten Weltruf genießen, einander in Tischreden in einer fünfjährigen Kindern angemessenen Weise priesen: jeder mag Herrn Soundso leiden; er hat prächtige Jungen und dann mussten diese Jungen aufstehen, damit jeder sie in Augenschein nehmen konnte — er ist nett zu seinen Eltern und so fort.

Das meiste dessen, was am amerikanischen Gesellschaftsleben reizvoll, doch auch das meiste, was für Vertreter älterer Kultur schwererträglich ist, beruht auf dieser Kinderstubenatmosphäre. Zu dieser gehört auch, dass man in den Vereinigten Staaten selten von einem anderen Maßstab als dem quantitativer Leistung hört. Der quantitative Maßstab ist der des Wilden. Die amerikanische Nation denkt hauptsächlich in Quantitätsbegriffen, weil ihr diese als Symbol der Qualität gilt; so kennzeichnet der primitive Künstler das, weis er für höherstehend hält, dadurch, dass er es in größerem Maßstab darstellt. Die gleiche Primitivität beweist die spezifische Eigenart des amerikanischen Spielinstinkts, die ungeheure Bedeutung von Begriffen wie Glück und Pech (the breaks), die besondere amerikanische Abart der Depression, welche das Wort, the blues so treffend wiedergibt, und vor allem die erstaunliche Inkonsequenz und Wandelbarkeit der amerikanischen öffentlichen Meinung. Noch gibt es innerhalb der amerikanischen Seele keine bestimmende Wertordnung, die als neutrale Instanz über den Augenblicksstimmungen stünde. Das kulturelle Niveau eines Volks oder einer Klasse ist am sichersten am Maßstab seiner Zuverlässigkeit und Konsequenz zu messen. Man kann sich auf einen Engländer mehr als auf jeden anderen Europäer verlassen, weil seine Seele vom Ideal der Selbstbeherrschung her und auf dieses hin durchorganisiert ist; nie reißen ihn Augenblicksimpulse so weit hin, dass er sein Gleichgewicht verliert. Der Franzose ist beinahe ebenso zuverlässig, nur in anderer Weise. Er ist der treuste Freund, vorausgesetzt, dass er ein Freund ist; die zum Teil noch antike Struktur seiner Seele lässt ihn oft sehr unchristlich zwischen Freund und Feind unterscheiden; andererseits ist er vorbildlich auf dem Gebiete dessen, was er probité intellectuelle heißt: nie erlaubt er der Mode oder den Stimmungen, sein klares Urteil zu beirren, wenn dieses einmal entschieden hat. Als jüngere Nation sind die Deutschen weniger zuverlässig; der Freund von heute mag einen morgen aus innerem Müssen, wie er sagt, verraten — das Entscheidende ist, dass sich die Frage solchen Müssens beim wahrhaft Kultivierten nie stellt. Die Russen haben zunächst noch überhaupt keine nationale Charakterbasis, auf die man bauen könnte. In der amerikanischen Psyche nun spielen Augenblicksstimmungen eine sehr viel größere Rolle als in der irgendeines anderen mir bekannten weißen Volks. Und natürlich muss, wer in den Vereinigten Staaten lebt, mit diesen Stimmungen rechnen. Dennoch täte man dem Lande bitteres Unrecht, wenn man sie jemals ernst nehmen wollte in dem Sinn, dass sie als Ausdrücke wirklicher Werturteile gemeint seien. Das sind sie ganz und gar nicht; sie bedeuten nichts anderes als eben Stimmungen.

Für all dieses gibt es einen wunderbaren Exponenten: die amerikanische Presse. Da diese reine Geschäftssache ist, muss sie die öffentliche Meinung in all ihren Schattierungen und Veränderungskurven widerspiegeln, wenn sie gedeihen will. Diese Kurven und Schattierungen entsprechen nun überall den typischen Prozessen eines primitiven Geists. Dies gilt, insbesondere von ihrem Grundcharakteristikum der Neugier. Was viele Europäer so streng verurteilen — die Überzeugung des amerikanischen Pressemenschen, dass Neuigkeit Neuigkeit ist; dass die Publizität keine Grenze kennen darf; dass es im Privatleben nichts Heiliges gibt; dass die Presse jeden Brief, dessen sie habhaft werden kann, veröffentlichen darf, wenn sich nur eine spannende Geschichte daraus machen lässt, — sie ist nichts Schlimmeres als die Neugierde des Wilden, mit der sie psychologisch identisch ist. Selbstverständlich kann eine solche Presse Unheil anrichten, doch sie meint es höchst selten wirklich böse. Schlimmstenfalls handelt sie wie das kleine Kind, das seinem geliebten Kanarienvogel den Kopf abreißt, um hineinzusehen. Eine reizende junge Reporterdame spielte mir einmal einen recht unbequemen Streich, indem sie ein Interview, das meine Aussprüche über das Maß dessen, was ich gewohnt, war, hinaus verzerrte, unter einer das Publikum direkt verletzenden Überschrift veröffentlichte. Bald darauf erschien sie unbefangen in meinem Zimmer und fragte mich mit strahlendem Lächeln, ob ich schon viel beleidigende Telefonanrufe bekommen hätte (wie es ihr mit Bezug auf mich geschehen war). Ich beruhigte sie, und wir trennten uns im besten Einvernehmen. Ich begreife nicht, wie jemand, der nur das allergeringste Verständnis für die Menschenseele hat, die Unarten der amerikanischen Presse übelnehmen kann. Ich persönlich habe deren mehr als das gewöhnliche Maß erfahren; aber obgleich ich temperamentvoll genug bin, habe ich mich doch kein einziges Mal ärgern können. Von der Primitivität abgesehen, gibt es noch einen weiteren Grund, warum selbst die schlimmsten amerikanischen Presseangriffe als wesentlich harmlos beurteilt werden müssen. Ist der Leitgedanke der, dass Neuigkeit Neuigkeit ist, dann entscheidet eben die Neuheit, die Sensation als solche; welche besondere Tatsache die Sensation verursacht, ist einerlei. Einem Reporter, der nicht verstehen konnte; warum mir die Presseangriffe Spaß zu machen schienen, statt mich zu verstimmen, erwiderte ich einmal:

Wenn Sie morgen veröffentlichen würden, dass ich meinen Vater gegessen und dann noch die abscheuliche Herzlosigkeit besessen hätte, zu behaupten, er hätte nicht geschmeckt — so würden tags darauf Dutzende mir unbekannter Amerikaner auf mich zukommen, mir die Hand schütteln und sagen: Freut mich sehr, Sie kennenzulernen; ich habe Ihren Namen in der Zeitung gelesen.

Freilich darf die übermäßige Vorliebe der Amerikaner für Publizität, ohne welche die Presse sich nicht so aufführen könnte, wie sie es tut, nicht gleich milde beurteilt werden. Denn hier handelt es sich nicht um natürliche Neubegier oder gutes Geschäft — das Motiv ist Selbstreklame um jeden Preis. In diesem Zusammenhang habe ich von Entgleisungen gehört, welche den, der sich ihrer in einem älteren Lande schuldig gemacht hätte, unwiderruflich diskreditiert hätten; zum Beispiel von Fällen, wo rein persönliche Briefe, deren Inhalt, nur unter der Voraussetzung geschrieben werden konnte, dass private Mitteilungen eben als privat behandelt würden, vom Adressaten ganz selbstverständlich der Presse übergeben wurden, wodurch er oder sie allerdings im ganzen Land bekannt wurde, wenn auch auf Kosten des Schreibers. Allein selbst solche faux pas, obschon unentschuldbar, sind nur als Ausdrücke primitiver Psychologie gerecht zu beurteilen. Exhibitionismus ist die Wurzel selbst des erhabensten Ehrgeizes. Und seine erste Verkörperung ist allemal häßlich: sie besteht in der Neigung, gerade das zur Schau zu stellen, was direkt als unanständig empfunden wird. Die Unanständigkeit, welche die amerikanische Selbstreklame in allzu vielen Fällen wesentlich kennzeichnet, bedeutet psychologisch genau das gleiche wie der Exhibitionismus des kleinen Kindes. Und selbstverständlich wird die Nation darüber hinauswachsen, so wie jedes kleine Kind bald lernt, sich zu benehmen.

Noch ein Wort über diesen Aspekt des amerikanischen Problems. Es handelt sich um den Einfluss des Negers. Wir fanden bereits eine Erklärung dafür, warum er auf dem Gebiet der Kunst vorherrscht. Auf Grund unserer letzten Betrachtungen können wir sie dahin ergänzen, dass der Neger unmöglich für das moderne Amerika so repräsentativ sein könnte, wie er es ist, wären die modernen Amerikaner nicht ein primitives Volk. Da nun der Neger nicht nur in höherem Maß, sondern ursprünglich primitiv ist, so bringt er Primitives naturgemäß besser und überzeugender zum Ausdruck, als ein jüngst erst wieder primitiv gewordenes Volk.

1 Dieses Problem kann erst in den letzten drei Kapiteln erschöpfend behandelt werden.
Hermann Keyserling
Amerika · Der Aufgang einer neuen Welt · 1930
Der Aufgang einer neuen Welt
© 1998- Schule des Rades
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