Schule des Rades

Hermann Keyserling

Das Buch vom persönlichen Leben

X. Freiheit

Unbedingtheitsideal

Das Urkennzeichen der Freiheit ist ihre Unbedingtheit. Das Freie ist nichts anderes als das vollrealisierte einsame Selbst, mit dem wir uns in Einsamkeit befassten; es ist die geistige Substanz, welche jeder, dessen Bewusstsein bis zu ihr hinabreicht, als schöpferischen Sinn seines Seins und damit dessen letzte Instanz erlebt. Als solche kann das Freie nicht umhin, als unbedingt erlebt zu werden. Weder von Sachen noch von anderen Einzelmenschen, noch von irgendeiner Kollektivität hängt es im mindesten ab; auch die Gebote Gottes braucht es nicht zu erfüllen, selbst in dem Falle nicht, wo es sie innerlich anerkennt. Sogar im niedersten Falle möglicher Freiheits-Äußerung, dem Ja- oder Nein-Sagen zu einem Reiz, gibt es kein Jenseits dieses schlechthin Persönlichen und Subjektiven. Schon hier gilt absolut, was vom zweiten Schächer am Kreuze galt, welchem der Welterlöser die Pforten des Paradieses nicht öffnen konnte, weil er ihm sein Herz nicht öffnete. Freilich könnte, theoretisch geurteilt, Übermenschliches — im Sinn eines Trans-Personalen und Trans-Subjektiven — das einsame Selbst von innen her bedingen, so dass die Freiheit nur eine scheinbare wäre. Tatsächlich gibt es eine christliche Lehre, gemäß welcher Gott des Menschen tiefstes Subjekt wäre. Doch was wird durch solch konstruierte Theorie gewonnen? Gibt es keine unbedingte Freiheit, darin verantwortet das Übermenschliche auch für Sünde und Fall und Schwäche und Trägheit. Vor allem aber entscheidet, für das Bewusstsein eben das Bewusstsein über den Wirklichkeitscharakter aller Wirklichkeit. Keiner hat sich als persönlicher Mensch je wirklich als ein Gott erlebt, der ihn von jeder Schuld und Schwachheit freisprach. Diejenigen jedoch, die in Ekstase und Samadhi letzte Vereinigung mit Gott erlebt zu haben behaupten, betonen samt und sonders, dass in dieser Vereinigung ihr Menschsein zeitweilig aufgehoben war. Wollen wir vom Menschen reden und diesem Wege weisen, dann müssen wir seine normalen Bewusstseinstatsachen als letzte Gegebenheiten anerkennen. Tun wir dies aber, dann gibt es für den persönlichen Menschen kein Jenseits seines einsamen Selbsts. Dieses verantwortet letztinstanzlich und ist damit unbedingt. Jene neuen Unfreiheits-Theorien, die sich auf den Errungenschaften der Tiefenpsychologie aufbauen, entspringen samt und sonders schiefem oder stumpfem Denken. Selbstverständlich ist der Mensch nicht nur nach außen zu oder von außen her, sondern auch von innen her auf der empirischen Ebene gebunden oder bedingt; Urbilder als Vorformen des Erlebens und dem bewussten Ich nicht botmäßige Kollektiverfahrungen prädeterminieren jedes empirische Sosein. Doch das einsame Selbst gehört überhaupt nicht dieser Ebene an; es verhält sich zum Empirischen wie geistiger Sinn zu den übernommenen Worten, mittels welcher er sich manifestiert. Auch hier bedeutet die unzurückführbare Vielschichtigkeit und Vieldimensionalität des Menschenwesens die Urtatsache, von welcher alles Denken auszugehen hat. Und die Dimension des Freien wird durch keinerlei psychologische Feststellungen in ihrer Existenz überhaupt nur berührt, geschweige denn in Frage gestellt.

An der von uns behaupteten Unbedingtheit des einsamen Selbst hat auch keine nicht durch Klügeln lebensfern gewordene Menschheit je gezweifelt: sonst hätte die bloße Vorstellung von Verantwortung niemals gebildet werden können. Diese besteht nämlich von Hause aus unabhängig von derjenigen der Schuld: Schuld bedeutet primitivem Bewusstsein das gleiche wie Ursache von Unwillkommenem, und der primordiale Straf- oder Sühngedanke ist dementsprechend nichts Höheres als eine Vermengung undeutlicher Erkenntnis des Kausalnexus mit ebenso undeutlicher Perzeption des Naturgesetzes des Ausgleichs. Stellt man die Frage der Schuld aber auf der Ebene objektiven Zusammenhangs dem klar erkannten Sinn des Satzes vom zureichenden Grunde gemäß, dann muss man sagen: bei aller Schuld bleibt grundsätzlich und für immer offen, wer oder was sie letztlich trägt, denn jede Kausalreihe ist endlos; jedes Motiv, jeder Reiz, jeder Zwang hat weitere zum Hintergrund. Nur wenn ein Subjekt aus autonomer persönlicher Entscheidung in den objektiven Kausalnexus eingreift, ist eine letzte Instanz erreicht, über die hinaus weiterzufragen sinnlos ist. Solch letzte Instanz aber kann offenbar einzig ein Freies und Persönliches sein, das aus eigenem Entschluss die letzte Verantwortung übernimmt. Insofern dürfen und müssen wir sagen: das Verantworten als solches entscheidet letztlich. Dem Wesen der Sache nach gibt es überhaupt nur letzte Verantwortung; welche Motive den Betreffenden zur Übernahme der Verantwortung und zu deren Auswirkung auf besondere Weise bestimmt haben und bestimmen, gehört gar nicht zur Sache. Das Wesen aller Verantwortung ist, dass sie Unbedingtheit und damit Letztinstanzlichkeit zum Ausdruck bringt. Die Unbedingtheit hinwiederum kann nur frei vorgestellt werden, wie dies die Scholastik mit ihrem Begriff der causa sui, als welche sie Gottes haecceitas bestimmte, tat.

Die Unbedingtheit, welche letzte Verantwortlichkeit setzt, ist, wie alles, was dem Geiste zugehört, im Geiste und damit in der Freiheit selbst begründet. Das heißt, sie kann ihrerseits nicht festgelegt oder auf Festgelegtes bezogen werden. So gibt es kein spirituell Gutes jenseits des guten Willens, gibt es jenseits der Wahrhaftigkeit keine Wahrheit als spirituellen Wert, keine vom Geist beseelte Liebe, welche nicht freies Schenken wäre. Jegliche Form von Bindung und Verhaftung ist geistwidrig; wer solche überhaupt will, beweist damit, dass seine persönlich letzte Instanz nicht der Geist, sondern die Gana ist. Doch diese Indeterminiertheit, welche die Unbedingtheit und damit die Freiheit kennzeichnet, geht noch weiter: um frei zu werden und zu sein, muss man seine Freiheit wollen, und ferner muss man an sie glauben; ihr ganzes Dasein hängt von der Haltung des persönlichen Subjektes ab. Gleichsinnig steht und fällt die Unbedingtheit mit deren Anerkennung: wer letzte Verantwortung ablehnt, trägt metaphysisch tatsächlich keine; doch damit verzichtet er auch auf seine Freiheit und eben damit auf sein Menschentum. Von hier aus leuchtet denn als a priori evident ein, was alle Erfahrung lehrt, dass das erste und sicherste Kennzeichen dessen, der seine Freiheit realisiert hat, die Freude an der Verantwortung ist. Da die Thora lehrte, der Mensch trägt Verantwortung nicht nur vor Gott, sondern für Gott, gab sie die wahrscheinlich großartigste Bestimmung dessen, was Freiheit bedeutet, welche die Geschichte kennt. Aber alle Erlösungsmythen sagen letztlich Gleiches aus: da der Bodhisattva gelobte, nicht eher ins Nirvana einzugehen, bis dass die letzte Seele erlöst sei, oder Jesus alle Schuld aller Menschen auf sich nahm, bekannten sich beide zu eben dem, was das heilige Buch Israels lehrt. Doch nicht anders verantwortete auch Don Quijote letztinstanzlich, indem er sich zu seinem Ideal bekannte aller Gegebenheit zum Trotz. Hier liegt der tiefste Grund des von jedermann instinktiv anerkannten Gebots, seine persönliche Überzeugung als letzte Instanz zu vertreten, und koste dies sein Leben. Überzeugung bedeutet nichts anderes als verantwortendes Einstehen für persönliche Einsicht und damit persönliches Sein. Insofern gibt es für den Freien kein Jenseits ihrer, bedeutet ein Absehen von der eigenen Überzeugung oder gar gegen diese Handeln einen Selbstverrat, welcher geistigem und geistlichem Selbstmord gleichkommt. Von hier aus sieht man denn, wie wenig echte Freiheit bei den Deutschen in deren liberalistischer Periode am Werke war. Das Verhalten der meisten bekundete mehr oder weniger die Anerkennung zweier Wahlsprüche. Deren erster lautete: Freibleibend und unverbindlich!, deren zweiter: Jede Verantwortung ablehnen! Tatsächlich war die geistige, soziale und rechtliche Organisation des deutschen Volkes damals so, dass jeder soweit als irgend denkbar von Verantwortung entlastet war. Kein Wunder daher, dass diese Deutschenart mit einer nie dagewesenen Geschwindigkeit kapitulierte, sobald sie sich energischen Freien, welche die Macht hatten, gegenüber sahen: diese wahrhaft Freien waren nämlich nicht die Verfechter liberaler Freiheit, sondern deren Feinde, die Nationalsozialisten. Deren Führern eignete eben das erste Attribut des Freien, nämlich das Unbedingtheitsgefühl, welches grundsätzlich Verantwortung nicht ablehnen, sondern auf sich zu nehmen heischt. Und so widerstreitet auch das Bekenntnis der nationalsozialistischen Führer zur rücksichtslosen Machtausnutzung nicht der ihnen zugesprochenen wesentlichen Freiheit. Wer seine Überzeugung unter voller Verantwortungsübernahme mutig auswirkt, beweist unter allen Umständen mehr innere Freiheit, als wer sich vor den Vorurteilen anderer beugt, und entsprächen diese samt und sonders der absoluten Wahrheit.

Die Unbedingtheit, welche Verantwortlichkeit setzt, hat zum anschaulichen Kennzeichen die Haltung. In Wiedergeburt (vgl. Das ethische Problem) ward gezeigt, dass Haltung überhaupt allererst den Menschen macht. Haltung ist das Ergebnis von Selbstformung, diese aber ist nur ein anderes Wort für Ethos: insofern macht das Ethos den Menschen im Unterschied vom Tier. Das Ethos ist zwar beim Menschen nicht das letzte Wort, wohl aber ist es das erste. Beim Tier vollendet die Natur die erforderliche spezifische Form und Ordnung: beim Menschen muss geistgeborene Freiheit vollenden, was die Natur nur anfing und anlegte. Hier nun offenbart sich vielleicht am allerdeutlichsten, wie sehr das Freie des Menschen tiefstes Wesen ist. Allerdings sind alle Formen und Ordnungen unter Menschen, außer im Fall außerordentlicher und insofern aus der Art geschlagener Einzelner, das Ergebnis nicht persönlicher, sondern traditioneller Bildung gewesen: doch eben alle Tradition geht andererseits, wie wir sahen, auf ursprüngliche persönliche Initiative zurück. Je ganzer nun ein Mensch ist, desto mehr Haltung zeigt er. Primitive, welche keine Haltung hätten, gibt es nicht: das ist, durchaus durch ihre Tradition gebunden, sind sie auch durch und durch geformt. Keinem Orientalen oder Ostasiaten, der nicht verfolgten oder verachteten Kasten angehört, fehlt Würde und Selbstbeherrschung: das ist, weil sie alle, mehr nach innen als nach außen zu lebend, selbstverständlich wissen, was den Menschen macht. Am meisten Haltung in Europa hat der Spanier: er ist eben der durch älteste Tradition gebildete Europäer, überdies aber der physiologisch als Geist-Leib-Seele-Einheit am festesten gefügte (Sp III). Logischerweise kennzeichnet den Spanier denn auch das stärkste Unbedingtheitsgefühl, der extremste Personalismus, die größte Kultur des Stolzes. Des Stolzes im Gegensatz zu Eitelkeit. Eitelkeit beweist Bedingtheit des Gefühls für persönlichen Wert durch Ansehen, d. h. durch die Augen und das Urteil anderer, und stelle der andere auch einen herausgestellten Teil der eigenen Seele dar. Stolz hingegen ist die normale Gefühlsspiegelung von echter Haltung; von Haltung im Gegensatz zur Pose. Deswegen sind alle wesentlich freien Menschen stolz.

Wir werden später sehen, inwiefern dieser Satz der christlichen Grundlehre nicht widerstreitet. Hier müssen wir schnell dem Bild das Gegenbild entgegenhalten, weil dies eine Koordinate mehr abgibt zur Bestimmung des Sinns der Freiheitsfeindlichkeit dieser unserer Zeit. Das heute unfreieste Land ist Nordamerika; es ist noch unfreier als Sowjetrussland, weil sich in den Vereinigten Staaten die Frage innerer Entscheidung so gut wie gar nicht stellt, während die entschiedenen Bolschewisten auf ihre besondere Art zweifelsohne freie Menschen sind und Gleiches von denen gilt, die trotz der Drangsal, inmitten derer sie leben, ihrer Überzeugung treu bleiben. Die spezifisch amerikanische Unfreiheit ist so entstanden, dass das transatlantische Leben in Gegensatzstellung zur europäischen Tradition seine Form fand und damit Haltung, Unbedingtheit und Stolz von vornherein als Laster gebrandmarkt wurden. Die Stelle der persönlichen Überzeugung nahm drüben das Prestige der öffentlichen Meinung ein, der Einzelne fand seinen letzten Halt nicht in sich, sondern in der Zustimmung der großen Zahl, und Auszeichnung wurde nicht durch persönlichen Wert errungen, sondern durch Erfolg im Gemeinschaftsgeschäft. Die Folge dieser besonderen Tradition ist, dass es zur Zeit, da ich dieses schreibe, zum mindesten unter über dreißigjährigen typischen Amerikanern, wohl nicht einen von wahrhaft innerer Haltung, von unabhängiger Gesinnung und von persönlicher Würde gibt. Alles, was innerlich bedingte Haltung sein sollte, erscheint durch Anpassung an Kollektivwünsche ersetzt. Daher das Auf-dem-Kopf-stehen der dortigen Ideale im Vergleich zu den alteuropäischen, mit denen ich mich in meinem Buch über dieses ebenso seltsame wie lehrreiche Land ausführlich befasst habe: normalcy, likemindedness, likeableness usw. zu auszeichnenden Eigenschaften zu erheben, wo sie doch alles Ausgezeichnetsein negieren, bedeutet offenbar ein richtiges Auf-den-Kopf-stellen aller bisher gültigen Ideale (A, II, 1). Ebendeshalb wurde im Amerika der Prosperity-Zeit innere Freiheit kaum weniger perhorresziert, als es bei uns zur Blütezeit der Inquisition die Ketzer wurden.

Und dies gilt nicht allein von der inneren Freiheit: sogar das äußere Leben erscheint in den Vereinigten Staaten, allen aus anderer Zeit stammenden proklamierten Idealen zum Trotz, durch Gewohnheitsrecht reglementierter, als es irgendwo sonst unter Abendländern ist. Diese Tatsache bietet den abschließenden Beweis dafür, dass der hylische, das heißt der erdhafte Mensch gar nicht frei sein will; je demokratisierter eine Gesellschaft, was immer zugleich besagt: je weniger sie geistige Seins-Werte als bestimmend anerkennt, nach desto starrerer Normierung empfindet sie Bedürfnis. Nun behaupteten wir, dass echte Primitive immer Haltung haben und stolz sind, weswegen sie auch meist als Freie wirken und entsprechend schwer zu Arbeitssklaven herabzuwürdigen sind: dies liegt daran, dass sie auf ihrer Stufe in richtiger Form sind. Sie sind es im gleichen Sinne wie die Tiere, nur hat ein bestimmter, geringer und ihnen gemäßer Grad von Freiheit bei der Formung mitgespielt. Dem gegenüber ist der demokratisierte Abendländer der Mensch, der seine Form verloren hat; er ist nicht mehr von innen her bestimmt und insofern nicht mehr ein Freier. Er weist im großen ganzen die Eigenschaften auf, die in den Augen der Antike den Sklaven kennzeichneten. Schon früher hatten wir Gelegenheit, darauf hinzuweisen, wie leicht Versachlichung den Menschen selbst zur Sache macht, wodurch er eben zu dem wird, als was die Römer den Status des Sklaven definierten. Jetzt können wir den gleichen Gedankengang auf die Erkenntnis des Sinnes substantieller Freiheit hin zu Ende führen. Wir brauchten bisher den Begriff das Freie, um das Substantielle des Freiseins gegenüber dem üblichen funktionellen Freiheits-Begriffe zu betonen: der letztgültige Gegensatz ist aber offenbar der zwischen dem freien Manne und dem Sklaven. Freiheit ist immer personal; sie ist personal, oder aber sie ist nicht. So kommt es, vom Standpunkt des Ideals der Freiheit, in erster Linie überhaupt nicht auf Rechte an, sondern nur auf Sein. Ist einer innerlich und wirklich frei, dann erobert er sich die Rechte, die ihm fehlen. Ist er seinsmäßig Sklave, dann nutzt und frommt ihm keinerlei Freiheitsrecht. So erklären sich die modernen freiheitsfeindlichen Ideologien. Sie stellen eine natürliche und auch gesunde Reaktion dar auf die Erfahrungstatsache, dass, sobald Sklaven losgelassen werden, alle hämischen, neidischen, kleinlichen, diebischen, verräterischen, feigen, verlogenen, betrügerischen, giftigen und vergewaltigungsfreudigen Unterweltsgeister losbrechen.

Eine neue Freiheitsära kann dann erst beginnen, wenn sich der Mensch zum Unbedingtheitsideal zurückbekehrt und sein gesamtes Sinnen und Trachten auf dessen Verwirklichung richtet. In Deutschland sind die Vorbereitungen dazu zur Zeit, da ich dieses schreibe, schon recht weit gediehen. Nichts anderes bedeutet das Bekenntnis der besten deutschen Jugend zum Heldenideal. Der Held ist der Urausdruck des Freien, das primordialste Urbild des Menschen, welcher als unbedingter Geist aller Umwelt Trotz bietet. Nur wird das Wesen des Helden vorerst missverstanden, insofern sein Bild mit dem des Führers zusammengeschaut wird. Der Held als solcher ist nämlich gerade nicht Führer: gerade er, er vor allen, ist der letztlich Einsame. Der letztlich Einsame ist er zumal in seiner nordisch-germanischen Urgestalt, deren Sinn die schon an früherer Stelle bestimmten Begriffe des Einheriers und des Recken am besten wiedergeben. Der Opfersinn des Helden zumal hat überhaupt keine primäre Beziehung zur Gemeinschaft: sie ist reine schenkende Tugend. Wird das Bild des Helden, überall wo es wirklich geschaut ward, tragisch vorgestellt, so beruht dies eben darauf, dass zwischen heldischem Sosein und Gemeinschaftsforderung ein ursprünglicher und unlösbarer Widerstreit besteht.

Hermann Keyserling
Das Buch vom persönlichen Leben · 1936
X. Freiheit
© 1998- Schule des Rades
HOMEPALME