Schule des Rades

Hermann Keyserling

Südamerikanische Meditationen

V. Schicksal

Gesetze der Erde

Nicht nur Einzelne, auch Völker haben ein Schicksal. Seit ich Indianer sah, welche ablehnen, anders zu leben als zu Inka-Zeiten; seit ich die Zukunftsgewissheit der Argentinier schaute und mich ins Bewusstsein der Brasilianer einfühlte, denen, auch wenn sie in Portugal geboren wurden, selbstverständlich erscheint, dass sie keine Portugiesen sind, ist mir der Sinn dieser Tatsache klar. Auch hier handelt es sich um Schicksal im Sinn des gleichen Begriffs, welcher auf den Aal passt. Einige Völker haben ein imperiales Schicksal, andere nicht; einige ein festländisches, andere ein maritimes; einige ein nationales, andere nur ein provinziales; einige sind zu Subjekten, andere zu Objekten der Geschichte vorherbestimmt. Allgemein gesprochen: auch die Völker haben ein richtiges Horoskop. Dies ist so auf Grund des Gesetzes, das wir der Einsteinschen Formel verglichen. Es ist kein Zufall, ob ein Volk sich weit ausbreitet oder Tochtervölker zeugt oder in bestimmtem Raum als geschlossenes System verharrt. Es ist auch kein Zufall, wohin ein Volk sich wendet, denn der Mensch bleibt, wo er nicht geborener Knecht ist, nur dort, wo er die Umwelt als wahlverwandt empfindet. Die Völkerwanderungen waren von jeher ein Schicksalsmäßiges. So besteht ein richtiges organisches Entsprechungsverhältnis zwischen Hispanien und Südamerika, die sich schon in der merkwürdigen Kompatibilität mit den dortigen Indianern ausdrückt; nie haben Vögel Menschenwege weiser gelenkt, als jene Papageien es taten, deren Zugrichtung Columbus bewog, seinen Kurs von dem auf Florida nach den Antillen abzuändern. Bei großen Verschiebungen und Umwälzungen ist es verfehlt, die politische Befähigung, überhaupt irgendein Sonderkönnen voranzustellen: Völker haben zutiefst und zunächst ein richtiges Schicksal, welches sich aus der besonderen Konstellation von Blut und Erde im weitesten Verstand ergibt, die sie verkörpern. Aber auch dieses Schicksal hat nichts Metaphysisches, nichts Mystisches; es hat nichts, was die Annahme geistiger Vorsehung notwendig machen würde. Spengler hätte weniger Unrecht, als der Fall ist, wenn er in seiner Konstruktion nicht zweierlei versäumt hätte: die Bedeutung der Verjüngung und die des Zufalls, des unzurückführbaren Zufalls richtig einzuschätzen. Setzt man die entsprechenden Größen in Spenglers Gleichung ein, dann ist es nicht falsch zu sagen, dass das Schicksal als Schicksal vorgezeichnet ist. Aus Geistesgründen ist nichts dagegen einzuwenden, da das Schicksal nur den irdischen Weg und nie den geistigen Sinn betrifft.

Das dynamische Element nun in dem Schicksalszusammenhang — was den Lehren des I Ging entspricht in Ergänzung des Statischen der Astrologie — bezeichnen die Künste der Strategie und Politik. Hier erweist sich mit abschließender Deutlichkeit, dass nichts, aber auch gar nichts Geistiges und Metaphysisches beim Schicksal als solchem mitspielt. Strategie und Politik wurzeln durchaus in blindem Urtrieb. Schon die frühesten Völker wussten von den gleichen strategischen Grenzen, welche heute Generalstäbler errechnen; das Phänomen ist identisch mit dem der immer gleichen Wechsel, welche Tiere gleicher Art in noch so neuer Landschaft einhalten. Der völlig ungebildete Attila schätzte augenblicklich das spezifische Gewicht der Machterben Ost- und Westroms richtig ein und durchschaute spielend die raffinierten Intrigen der Byzantiner. Politik ist nicht nur tatsächlich, sondern wesentlich unmöglich, wo kein politischer Instinkt vorliegt. Und nicht zwar, weil es sich hier um die Erforderlichkeit von Genialität handelte, sondern gerade umgekehrt: weil auf diesem urtümlichen Gebiet der Blinde am besten den Weg findet. Man analysiere einmal die große Politik aller Zeiten auf ihre wirklichen, nicht vorgeblichen oder ideologischen Elemente hin, wie dies Ferdinand Lion1 auf bisher geglückteste Weise getan hat: nicht ein geistiges Motiv spielt in ihr eine primäre Rolle, noch kann es dies ihrem Wesen nach je tun. Denn die Politik gehört ganz und gar der Ebene urtümlichen Lebens an. Blinder Machtdrang, blinder Besitztrieb und blinder Blutrausch sind die physiologisch tiefsten Motive, welche Politiker beseelen. Fehlen sie, oder erscheinen sie geistigen Motiven soweit untergeordnet, dass ihr Sinn sich wandelt, dann scheitert Politik allemal. Doch sehen wir von den Menschen ab, welche die Politik machen und von denen später genauer gehandelt werden soll: womit hat Politik es Objektiv zu tun? Mit Raum-, Zeit- und Gewichtsverhältnissen; Qualitäten und Werte als letzte Instanzen kennt sie nicht und kann sie gar nicht kennen. So wenig tut sie dies, dass für sie religiöse Werte z. B. auf einer Ebene liegen mit materiellen. Ihr ist es völlig gleich, mit welchen geistigen Mitteln sie ihre Ziele erreicht, denn nur dies Erreichen, sonach das Erfüllen des Schicksals im Sinn des Aales ist ihr Ziel und kann ihr Ziel sein. Was von Fall zu Fall als politischer Höchstwert gilt, hängt von der Sonderart des Schicksals ab. Das Wasser-Reich des britischen Imperiums erfordert das Festhalten, koste es was es wolle, bestimmter weitauseinandergelegener strategischer Punkte; eine wesentliche Landmacht kann von solchen absehen. Das spezifische Gewicht jedes Staats als solchen zeichnet ihm zu jeder bestimmten Zeit seine besondere Rolle vor, und zwar nicht nur im Sinn der Macht-, sondern auch der geistigen Politik. Der unabhängige Kleine und Schwache muss Verfechter internationalen Rechts und ein für alle Male bindender ihn sichernder Verträge sein. Der Besiegte muss anderes wollen als der Sieger; es war sinnvoll, dass das geschlagene imperiale Deutschland von einem Tag zum anderen in den erklärten Verfechter der Rechte der Schwachen umschlug. Der Verwalter eines übernationalen geistlichen Reiches, wie der Papst, muss wieder völlig andere Werte als letztbedeutsam anerkennen. Hier kann man sogar zugeben, dass der Marxismus in hohem Grade recht hat, wenn er behauptet, Begabung entstände aus bestimmter äußerer Konstellation. Jede Konstellation reizt zur Ausbildung des ihr Entsprechenden, und ist entsprechende Begabung überhaupt vorhanden, dann wächst sie in Korrelation mit jener. So ist die erbliche Intelligenz gewisser Rassen, wie der Armenier und Juden, wahrscheinlich Produkt der Unterdrückung. Und der Gedanke hat manches für sich, dass der intellektuelle Fortschritt des letzten Jahrhunderts mit dem Aufsteigen der Unterschichten zusammenhängt. In diesem Zusammenhang hat der Behaviorismus wirklich recht. Alle gute innere Politik befolgte von jeher dessen Grundsätze. Bei der äußeren Politik nun handelt es sich notwendig um Äußerliches im nahezu absoluten Verstand. Eine Politik, die sich nicht zielbewusst auf dessen Ebene bewegt, ist keine Politik mehr; deswegen hat solche sich in aller Geschichte ausnahmslos auf für das fragliche Volk verhängnisvollste Weise ad absurdum geführt. Insofern waren die Ideologen zu aller Zeit die schlimmsten Verräter gerade am Geist. Denn durch Verkennen der Gesetze der Erde verhinderten sie wieder und wieder die Verwirklichung seiner Ideale.

Der Mensch nun, welcher die Elemente des historischen Schicksals am sichersten handhabt, ist nicht der geistigste, sondern der erdhafteste; nicht der weitblickendste, sondern der das Nächstliegende am schärfsten Erfassende; es ist der Mensch, dessen Geist der Art des Körpers, sich im Wandel der Umwelteinflüsse zu behaupten, am nächsten kommt. Daher die schlechthinnige Unmöglichkeit, Politik zu intellektualisieren: sie muss ja gerade den irrationalen Elementen des Lebens von Augenblick zu Augenblick Rechnung tragen. Daher die schlechthinnige Unmöglichkeit, Politik zu moralisieren. Auf der Ebene des erdhaften Urlebens ist Töten ein ebenso Normales wie der natürliche Tod. Dort hat die Lüge als Verstellung den Vorrang vor der Wahrhaftigkeit. Das beinahe durchweg Häßliche und Böse außenpolitischer Mittel, die so oder anders immer Vergewaltigung oder Verführung oder Erpressung oder Betrug bedeuten, entspricht dem Grundcharakter der Unterwelt. Wer darf gerade zu unserer Zeit am wesentlich höllenmäßigen Charakter der Politik zweifeln? Wilsons Vierzehn Punkte wurden selbstverständlich angenommen, um dem Weltkrieg ein Ende zu machen, und nachher ebenso selbstverständlich ignoriert oder mit absoluter mala fides so zerdeutet, wie dies dem materiellen Interesse der Siegermächte entsprach. Souveräner als je früher herrscht seither der Mammon, weniger denn je gelten Menschenleben und -glück. Jeder weiß von den Verbrechen der Bolschewisten, jeder verdammt sie mit großen Worten. Aber nicht nur nützt jeder, welcher kann, die materiellen Vorteile, die sie bieten können, aus — mehr und mehr wird über dem Teuflischen dessen, was die Bolschewisten ein Jahrzehnt über verbrochen, zur Tagesordnung übergegangen. So aufdringlich Böses ist seit den Tagen der Renaissance nicht getan und hingenommen worden. Doch selbst die zahmste politische Praxis verträgt das Anlegen des tolerantesten geistigen Maßstabs nicht. Paul Valéry definierte die Politik jüngst folgendermaßen:

La politique fut d’abord l’art d’empêcher les gens de se mêler de ce qui les regarde. A une époque suivante, on y adjoignit l’art de contraindre les gens à déeider sur ce qu’ils n’entendent pas.

Die wesentliche mala fides aller Politik ist damit nur milde angedeutet. Mögen ihre Betreiber als Menschen noch so anständig sein: der Natur der Sache nach ist Politik Vergewaltigung, Verführung, Erpressung, Übervorteilung, Betrug und allergünstigsten Falls kalt-egoistische Behauptung und Verfechtung der eigenen Interessen. Machiavellis Principe ist durch den modernen Staatsmann, welcher dauernd und unentwegt von Idealen und Rechten redet, nicht überholt, sondern übertrumpft. Spionage, Contre-Spionage, Provokation, Ausnutzen fremder Schwäche, Shylock-artiges Bestehen auf Verträgen oder arglistiges Bestreben, Verträge zu umgehen, gehören zur Routine-Arbeit jeder nur möglichen erfolgreichen Außenpolitik. Insofern wüßte ich keine niedrigere Tätigkeit. Das Schlimmste an ihr ist nicht ihr offenkundiges Verbrechertum, das sich ja nur gelegentlich äußert, sondern ihre Behauptung, Recht zu vertreten oder zu verteidigen. Politik ist immer ungerecht, immer moralisch schlecht. Deswegen waren so viele Verbrechernaturen große Staatsmänner. Wer nichts vom Verbrecher hat, wird es auf außenpolitischem Gebiete nie weit bringen. Zum mindesten muss er dann Advokat sein, was wenig besseres bedeutet; denn der Rechtsanwalt als Außenminister nutzt völlig skrupellos für seinen Fall vorteilhaften Buchstaben aus. Manche Staatsmänner, besonders englische, suchen diesen Konflikt durch reinliche Scheidung zwischen öffentlichem und privatem Leben zu lösen. Aber von allen faulen Lösungen ist diese die faulste. Und nicht besser steht es mit dem Berufen auf die Staatsraison oder den Vorteil der Mehrheit, denn mit derartigen Opportunitäten hat die Gerechtigkeit, wird ihr Begriff nicht völlig schamlos verstanden, nichts zu tun.

Hier gibt es nur eine nicht feige, nicht faule, nicht verlogene Lösung: anzuerkennen, dass es sich bei der Politik um Unterweltliches handelt, so wie die Darmfunktionen ein Unterweltliches sind. Und dann das Niedrige so weit als irgend möglich in den Dienst des Höheren zu stellen. Und nicht zwar im Sinn des Machiavellismus, welchem das Böse als gut gilt, sofern es nützlich ist; noch auch in dem des Jesuitenspruchs, dass der Zweck die Mittel heilige. Sondern im Sinn des Aufsichnehmens des tragischen Geschickes, dass die Unterwelt notwendig zum Menschen gehört; dass diese nie moralisiert, nie spiritualisiert werden kann, und dass doch nur mittels dieses Bösen, welches ewig böse bleibt, das Gute auf Erden zu verwirklichen ist. Nur der bewusst und zielsicher die Unterwelt verkörpernde und vertretende Staatsmann kann das Geschehen so lenken, dass Geist Gelegenheit bekommt, sich auszuwirken. Im Alltagszustand gelingt es ihm allein, die ökonomischen Kräfte und Interessen so zu balancieren, dass ein Minimum von Ungerechtigkeit resultiert. Wo es Bedeutungssteigerung des Wertvolleren gilt, hat er allein den Mut zu der dazu erforderlichen Unbilligkeit. Vor allem aber bringt der Unterweltsmensch allein die Entschlusskraft zum Verbrechen auf, welches Schlimmerem vorbeugt. Dies gilt vom Präventivkrieg wie vom politischen Mord. Der Unterweltsmensch allein kann erfolgreich Schicksal spielen, weil eben das Schicksal nichts Geistiges ist. Die konstruktive Bedeutung des Verbrechens in der Geschichte wird trotz allem Anschauungsunterricht, welchen wir Heutigen seit Jahrzehnten genießen, noch immer ungeheuer unterschätzt. Es gibt kein Volk, das nicht mittels irgendwelcher Gemeinheit Weltstellung errang. So kann vernünftigerweise nie Problem sein, die Unterwelt zu bessern: einzig darum kann es gehen, sie in den Dienst des Geistes zu stellen, so wie der Mörder als Henker der Gerechtigkeit dient. Aber dies kann wiederum nie anders gelingen, als so, dass das Geistige zum Motiv wird für die Triebe und Strebungen der Unterwelt.

Das einzig Tröstliche inmitten all dieses Fürchterlichen ist, dass letzteres Ziel bis zu einem gewissen Grad erreichbar scheint. Am klarsten illustrieren dies die Religionskriege, wo Glaube an Jenseitiges stärkstes Motiv war diesseitigen Tuns und Lassens. Das lag nicht an der Idealität der damaligen Gesinnung, sondern daran, dass der Glaube damals größere Macht und stärkeres Interesse verkörperte — und damit Ur-Hunger und Ur-Angst unmittelbarere Ziele bot — als materieller Vorteil. Hier allein liegt denn auch das Positive und Richtige der modernen Weltverbesserungs-Bestrebungen. Im Prozess der Durchgeistigung können geistige Ideale so überwiegend vitale Bedeutung im Gesamt­organismus der Menschheit gewinnen, dass auch die Unterwelt von ihrem Standpunkt sich willig an ihnen orientiert.

Doch nicht nur die Politik der Völker muss sich unentrinnbar und unwandelbar den Normender Unterwelt gemäß entrollen. Gleiches gilt auf der gleichen Ebene von jedem Einzelmenschen. Und insofern ist auch alles Einzelschicksal, von idealen Forderungen her beurteilt, tragisch. Es ist nicht möglich, anders zu leben als auf Kosten anderer; der Daseinskampf ist Ur-Phänomen, und seine Mittel und Wege können niemals geistgemäß werden. Wer hier für sich das Gegenteil behauptet, ist entweder zu feige oder zu blind, um die Dinge so zu sehen, wie sie gerade in seinem Falle sind. Ich bin nicht deswegen nicht Vegetarier, weil ich das Essen getöteter Tiere für geistgemäß halte, sondern weil es vom Geiststandpunkt gleichgültig ist, ob einer Pflanzen- oder Fleischkost, ja Menschenfleisch, ja das Fleisch seiner eigenen Eltern isst, so wie es viele im übrigen meist besonders gemütvolle Völker tun, nachdem jene alt und schwach geworden. Und ökonomische Betätigung ist nicht geistgemäßer als politische. Der Industrielle und Bankier und Händler mordet nicht direkt; indirekt aber lebt er im ganzen mehr auf Kosten anderer, als der Krieger. Und da er nie sein Leben dabei riskiert, sondern sein ganzes Leben recht eigentlich im Hinterhalt verbringt, so ist er seelisch der Niederträchtigere. Dies wird nun immer ausgesprochener so, je mehr die Welt fortschreitet, weil es im Gefälle des Fortschritts liegt, das Eigen-Wesen jeder Betätigung schärfer herauszuarbeiten. Die Ökonomie, welche heute die Politik als bestimmende Macht ablöst2, macht die Welt wohl vernünftiger, nicht jedoch moralisch besser. Noch keiner wurde ohne Übervorteilung reich; ohne solche ist es nur möglich, seine Nahrung zu erwerben, wie denn unser hochspirituelles Mittelalter solche Abgrenzung möglichen Verdienstes als einzig anständig anerkannte; der Mammon ist wirklich wesentlich ungerecht. Ausbeutung derer, welche weniger wissen und können, und sei dies auch nur im Sinn des bewahrten Geheimnisses des Wissens um eine Goldader oder in dem früher erratener neuer Konjunktur oder der Spekulation auf höhere Preise sind Dinge, ohne welche Ökonomie kein mögliches Bereicherungsmittel wäre. Doch der Privatbesitz-feindliche Sozialismus wird diese Erde leider erst recht in keinen Himmel umwandeln. Russland musste, um sein System zu begründen, seine eigenen Bürger in größerem Stil berauben, als je vorher geschah. Seither beraubt es jeden der materiellen Besserungsmöglichkeit. Mit seinem Bekenntnis zum Recht zur Vergewaltigung unterwirft der Bolschewismus die Oberwelt der Norm der Unterwelt. Und letztlich eines Geists mit ihm sind alle Massenbewegungen der Nachkriegszeit. Sie alle sind anti-individualistisch und freiheitsfeindlich. Die antimarxistischen und nationalistischen haben vor den anderen den Vorzug, Blut und Erde und Schicksal tiefer zu verstehen und insofern aus tieferem Lebensgefühl zu leben. Doch auch diese Tiefe ist eine Tiefe nach unten zu. So wirken auch sie unvermeidlich im Sinn eines Mächtiger-werdens der Normen der Unterwelt.

1 Vgl. sein Buch Die große Politik, Stuttgart, Deutsche Verlags-Anstalt. Es ist das erste vollkommen sinngemäße Buch über dieses Thema, das ich kenne. Lion ist unter Theoretikern der Politik ungefähr das, was Tarde unter Soziologen war.
2 Ob viele es bemerkt haben, dass Schreiber dieser Zeilen als erster, im Jahre 1921, im Kapitel Wirtschaft und Weisheit des Buches Politik, Wirtschaft, Weisheit diesen Grundcharakter der neuentstehenden Welt bestimmt hat, von der die Staatsmänner von 1931 schon ziemlich bewusst als der Grundtatsache ausgehen, und dass das Kapitel Privatismus seines Amerikabuches (geschrieben 1928) den neuen Zeitgeist zuerst von allen früheren in vollständiger Darlegung klar differenziert hat?
Hermann Keyserling
Südamerikanische Meditationen · 1932
V. Schicksal
© 1998- Schule des Rades
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