Schule des Rades

Hermann Keyserling

Reise durch die Zeit

II. Abenteuer der Seele

VI. Die Schule der Weisheit - Schicksal

Einige Aspekte des gleichen Problemkreises habe ich schon in früheren Kapiteln behandelt. Zum Abschlusse dieses sei mein Weg durch Darmstadt hindurch in den weiten Rahmen des Schicksalsproblems hineingestellt. Kein Zweifel: ohne den Druck der Anangke wäre ich nie nach Darmstadt gegangen, hätte ich nie die Schule der Weisheit gegründet, nie angesichts so vieler Widerwärtigkeiten durchgehalten. Und dennoch: ohne die Darmstädter Jahre hätte ich weder für andere das Wichtigste dessen, was ich geleistet habe, geleistet, noch wäre ich selber auch nur so weit gelangt, wie ich schließlich gelangt bin. Meine Erfahrung lehrt nun, dass die allermeisten, so oder anders, in die gleichen Lagen gekommen sind wie ich, nicht aber so wie ich entschieden haben. Und dass sie eben darum ihr Schicksal nicht erfüllt haben. Wie ist das zu verstehen? — Mir scheint folgendermaßen. Jeder Einzelne gehört mit verschiedenen Schichten und Seiten seines Wesens und seiner Erscheinung, vielen, ja unzähligen Daseinsebenen und möglichen Entwicklungsrichtungen an. Von dieser ist zunächst keine persönlich bestimmt. Allerlächerlichste Selbstüberschätzung spricht aus dem Glauben der Menschen, dass das Geschick sich von Hause aus um jeden Einzelnen kümmere. Vom Standpunkt des äußeren Geschickes gibt es den Einzelnen gar nicht; er ist nur Element ohne Eigenbedeutung eines allumfassenden un- und überpersönlichen Werdens. Erst mit dem Erstarken des Einzigen und Freien im Einzelnen wird dieser überhaupt zu einem selbständigen Faktor. Aber auch dort, wo das Freie1 an sich schon in erheblichem Grade ausgebildet ist, braucht der Einzelne noch kein persönliches Schicksal zu haben; es kann dabei bleiben, dass er sich dem äußeren Geschicke kraft seiner Freiheit nur anpasst und, wo er bewusst zwischen mehreren Alternativen wählt, einfach der Linie des geringsten Widerstandes folgt. Solange nur dies der Fall ist, ist das eigentlich-Persönliche im Menschen noch gar nicht angesprochen, geschweige denn in Mitleidenschaft gezogen. Die unterste und deshalb häufigste Stufe persönlicher Schicksalserfüllung bezeichnet richtige Liebeswahl. Es ist in der Tat selten, dass eine echte Neigung jemand erfasste, welche nicht persönlich bedingt wäre und damit nicht eine Zentrierung des Lebens im persönlich-Echten ausgelöst hätte. Doch wie selten ist echte Neigung tief! Wie selten bezieht sie sich auf letztlich Wirkliches! Nur wenige Ehen kenne ich, die auf dem Prinzip innerer Schicksalsgemeinschaft aufgebaut sind: es sind eben darum alle, die nicht in letzterer ihren Grund haben, verfehlt und führen, wenn nicht zu Unglück, so doch zu Verbildung. Umgekehrt arbeitet der in Puritaner behandelte Trieb zu falscher Askese der Erfüllung des persönlichen Lebens entgegen. Wo es sich nun um mehr-als-Intimes handelt, ist Schicksalserfüllung seltenste Ausnahme. Das kann unmöglich anders sein, weil solche Erfüllung klare Erkenntnis der eigenen Bestimmung und der äußeren Möglichkeiten, also eine Einstellung voraussetzt, von der her Sinneserfassung und Realpolitik organisch-notwendig zusammenwirken. Es gilt zunächst zu akzeptieren, dass der Weltprozess von sich aus nicht das geringste Interesse für den Einzelnen hat. Jeder ist dem Fatum des Körpers, von der Geburt bis zum Tode, unterworfen und kann daran nur wenig ändern. Gar nichts ändern kann er an seiner Abstammung und dem kollektiven Unbewussten und Zeitgeist, welchem er angehört.

Ebenso wenig kann er ändern an seinem Insertionspunkt in der Menschengeschichte; es macht z. B. einen ungeheuren Unterschied aus, ob einer einem alten oder einem jungen Volke und innerhalb dieses einer alten oder jungen Generation, einer Ober- oder Unterschicht angehört und ob er oder seine Vorfahren von dieser oder jener Weltkrisis mitbetroffen wurden. Nichts kann der Einzelne für die reinen Zufälle, die ihm begegnen — und es gibt solche. Und doch liegen die Dinge auch beim geistigen Menschen so, wie bei so manchem Tier, dem Bandwurm z. B., dem Aal, bei denen Erfüllung des organischen Schicksals vom Eintreten bestimmter Zufälle, die genau so gut ausbleiben können, abhängt; ohne dass bestimmte Zufälle eingreifen, wie sie bei allem historisch Neuen eingegriffen haben, erfüllt er gerade sein persönliches Schicksal nicht. Demgegenüber ist aber auch der Gegenbegriff des Schicksalsmäßigen, das griechische hypermoron, das trotz dem Schicksal Geschehende, gegenständlich: wer sich unter Missachtung alles Nicht-Ich scheinbar durchsetzt, erfüllt sein persönliches Schicksal erst recht nicht. (Beim Einzelnen liegt das nicht immer so klar zu Tage, wie bei den Völkern, wo jede Willkür der Führung und jedes charakterlose mit-sich-geschehen-Lassen der Geführten, die besten Pläne möglicher Vorsehung vereitelt, doch es liegt genau so.) Das Nicht-Ich gehört eben unablöslich mit zum Ich. Und keinesfalls erfüllt sein Schicksal irgend einer, der nicht eine persönliche Bestimmung in sich fühlt und diese als letzte Instanz anerkennt. Kein Wunder daher, dass echte Schicksalserfüllung, wie sie sich im Beispiel der ganz Großen vor-stellt, überaus selten ist. Bei diesen sieht es so aus, als wäre jeder Zufall extra auf sie zugeschnitten worden. Und doch kann es, nach dem Vorhergehenden, von Hause aus nie so gewesen sein.

Wovon hängt nun echte persönliche Schicksalserfüllung ab? Es lässt sich in drei Worten erschöpfend sagen: von der Eroberung des Geschickes. Vom einsamen persönlichen Wesenskerne her ist grundsätzlich alles Nicht-Ich zu erobern, indem ihm ein nur-persönlicher Sinn gegeben wird. Nicht zwar im Verstande der Deutung, sondern der realen Verwandlung dessen, was ursprünglich gar keine Beziehung zu einem besonderen Ich hatte. Solche Verwandlung ist aber allezeit möglich, weil auf dem Gebiet des geistbestimmten Lebens der Sinn den Tatbestand schafft und nicht umgekehrt. Sinngebung nun aber erfolgt nicht vom verstehenden, sondern vom wagenden Geiste her. Der Einsatz der Freiheit ist die Bereitschaft zum Risiko. Wer sein tiefst-Persönliches bewusst, ohne an Erfolg oder Misserfolg zu denken, mit dem ihm gegebenen Nicht-Ich polarisiert, bei dem schließt sich die Vielfalt von Innen und Außen zur Einheit zusammen. Dem wird alles äußere Geschick, an dem er an sich nichts ändern kann, zum Ausdrucksmittel. Dem werden alle Zufälle zu Gelegenheiten. So erobert der Tiefe bis zum äußerlichsten Zufall. Zuletzt schließt sich alles zur Notwendigkeit der Legende zusammen. Da ist nicht mehr zu unterscheiden zwischen dem, was von innen ein- und was von außen zu-fiel. Es entsteht eine neue Lebensebene der gleichsam reinen Bedeutung. Fortan verläuft die ganze Lebensmelodie auf ihr. Sie aber kann auf einen Dur- oder Mollschlüssel bezogen sein, je nach der Stärke der Besetzung des Ethos- und des Pathos-, des Plus- und des Minuspols. Des einen Bestimmung erfordert Eroberung der Welt, Beschwörung des Nicht-Ich. Der andere wird von allem ergriffen und wächst so innerlich. In beiden Dimensionen kann das äußere Geschick restlos durchdrungen und zum Ausdrucksmittel eines strikt persönlichen Schicksals werden. Andere scheinen das, was ich hier — entsprechend dem in der Einführung dargelegten Grundsatz — völlig unbefangen von mir selber sage, schon lange bewusst zu leben, viele sagten schon etwas über mein ganzes Ich, wo ich von mir selber gar nichts wusste. Ich selbst weiß im Grunde heute sicher spontan am wenigsten von mir. Wahrscheinlich ist das so, weil ich keine direkte Beziehung zum Mitmenschen habe — und vom Standpunkt der Seele ist auch das eigene Ich Mitmensch. So empfinde ich mich persönlich genau so unzulänglich wie in dem in Zeitgenossen geschilderten Jugendzustand, bin nach wie vor für mein Bewusstsein weniger Dinge gewiss, obgleich ich völlig selbstsicher wirke. Darin liegt auch ein unbestreitbarer Unterschied zwischen dem schauenden und dem ausstrahlenden Geist. Ich bin letztlich nur letzteres. So sind auch meine Bücher keine Schauungen, sondern Ausstrahlungen. Als Ausstrahlender könnte ich ebenso blind sein wie Homer

Mutatis mutandis: zur Zeit, da ich dieses schreibe, 1940, habe ich mein Schicksal noch lange nicht erfüllt, und bei der stürmischen Bewegtheit meines Lebens ist nicht sicher, ob sich bei meinen Lebzeiten ein eindeutiges Resultat ergeben wird. Aber das Abenteuer der Schule der Weisheit scheint mir doch dies zu beweisen, dass wer seiner Natur noch so Unkongeniales erleidet, dabei aber unbedingt wahrhaftig ist und in akzeptierter Korrelation zum Weltgeschehen voranschreitet, nicht umhin kann, von Stadium zu Stadium seinem inneren Ziele näherzukommen.

Vorliegendes Kapitel schrieb ich im Großen und Ganzen 1940. Nur Einzelheiten schaltete ich später ein. Dann kam durch den Terrorangriff auf Darmstadt vom 12. September 1944 die Erfüllung, die ich grundsätzlich immer vorausgeahnt, und in manchen Stunden in irgendeiner Form sogar ersehnt hatte; eine Erfüllung, deren Sinn ich schon 1919 in dem in diesem Kapitel wiedergegebenen Abschnitt von Worauf es ankommt, der mit dem Satz Der zeitliche Tod zur rechten Stunde ist recht eigentlich der Unsterblichkeit Gewähr endet, antizipiert hatte: die gesamte bisher erfolgte Materialisierung meines Werks in Darmstadt wurde vollkommen vernichtet. Beinahe buchstäblich restlos. Zusammen mit dem größten Teil der Spuren meiner eigenen Vergangenheit. Wohl die allermeisten Mitglieder der Gesellschaft für Freie Philosophie meinten, nun sei alles aus; die Sekretärin wurde vom Vorstand entlassen, da ja keine Unterlagen und Belege mehr vorhanden, keine Bücher mehr auszuleihen seien. Bei mir löste die Nachricht — so schmerzlich sie mir war, denn seitdem ich Besitzende und Besitzlose geschrieben, war mir die Bedeutung von Besitz und Eigentum zum ersten Male deutlich geworden, eben dadurch aber zu einem so starken inneren Erlebnis, wie dieses nur erstmaliges Sehen vermitteln kann — augenblicklich die Stimmung aus, welche Gott überkommen haben mag, als er sich anschickte, aus dem Nichts die Welt zu erschaffen. Denn sicher hatte er irgend einmal früher, wie dies der indische Mythos will, dieses Nichts durch Zerstörung einer Welt herbeigeführt. Ich sagte mir: jetzt bin ich frei, die Schule der Weisheit so zu gestalten, wie ich sie immer, anfangs freilich undeutlich, intuierte, denn die Kompromisse, welche ich früher mit Bestehendem machen musste, sind fortan nicht mehr notwendig. Mich bindet auch keine Kenntnis materialisierter Vergangenheit mehr, denn die Spuren aller eigenen Verträge, in denen sich selbst Götter fangen (ich zitiere hier frei nach Wagners Wotan) sind hin. Dabei ist alle die Kontinuität, auf welche es mir ankommt, gewahrt. Vierundzwanzig Jahre ununterbrochener Tradition bedeuten viel; in nicht längerer Zeit als dieser ist aus dem zaristischen Russen ein neuer Mensch geworden. Überdies ist jetzt genau die normale Zeit um, von welcher ab ein Neuerer von jeher verstanden zu werden beginnt — man gedenke hier der chinesischen Lehre von den Keimen, gemäß welcher jedes historische Ereignis um fünfundzwanzig Jahre vorauszudatieren sei. Dank den schon über fünfzehn Jahren, während welcher ich völlig zurückgezogen lebte und für die Öffentlichkeit unsichtbar geworden war, ist auch meine mich lange so unangenehm belastende Modernität erledigt; für die Jugend gehöre ich sogar zu den Verstorbenen. Andererseits hat mein eigenster Kreis unverbrüchlich treu zu mir gehalten. Er ist sogar weiter geworden, denn immer tiefer werde ich verstanden; ein großer Teil vergangener Missdeutungen hat sich amortisiert. Dann habe ich jetzt in meinem Alter die Vollmacht, das als ganzer Mensch zu vertreten, was ich früher nur als Einfall vorbringen konnte: dies ersah ich zuerst an der mich überraschenden großen Wirkung der Betrachtungen der Stille und Besinnlichkeit, welche für mich eigentlich Selbstverständliches enthielten. Mein Hauptwerk, in welchem ich die Magna Charta der Zukunft nach Austrag der heutigen Kämpfe sehe, ist vollendet. Und dadurch, dass die Gesellschaft für Freie Philosophie und Schule der Weisheit in ihrer alten Form alle Gefährdungen überstanden, dann aber gestorben sind, ist ihr Sinn allen früheren Gefahren entronnen. Die Ungefährdetheit ist ja der Hauptvorzug des Verstorbenseins. Endlich haben die meisten Ereignisse meinen Voraussagen Recht gegeben, ist immer unverkennbarer geworden, dass der Impuls der Schule der Weisheit von vornherein auf das zur Zeit einzig mögliche dauerhafte Heil gerichtet gewesen war. So tief mich alle Verluste schmerzen — letztlich bin ich entlastet und befreit.

Unter diesen Umständen war es natürlich, dass dieses Ende als erstes — Unsterblichkeitsbewusstsein in mir auslöste und aus diesem heraus eine kinetische Energie, wie ich sie früher nie gekannt hatte. Damals lebte ich unter dermaßen engen Verhältnissen, wie ich sie früher nie für möglich gehalten hätte. Oft meinte ich damals scherzend, ich sei jetzt auf einmal Adam, Hiob und Diogenes oder vielmehr ein Super-Diogenes, denn dieser hatte doch seine Tonne für sich allein, während ich in der meinen zusammen mit meiner Frau zu hausen hatte. Unser einziges Zimmer war so winzig, dass nur einer von uns auf einmal sich in ihm bewegen konnte, der andere musste in oder auf dem Bette liegen, welches in meinem Fall um dreißig Zentimeter zu kurz war. Fast alle Hausarbeit mussten wir allein verrichten. Darüber hinaus aber hatte ich die ungeheure Korrespondenz zu führen, deren es bedurfte, um meine Mitglieder zu sammeln und mein Lebenswerk auf eine neue Basis zu stellen, Verzweifelnde zu stützen, Missverstehende aufzuklären, durch Phantasie-Aufwand neu aufzubauen, wozu alle Bausteine vernichtet waren und die gesamte subaltern-Arbeit des Sekretariats zu leisten. Es gelang alles überraschend schnell und gut. Und schon nach wenigen Wochen gelungener Selbstüberwindung wurde mir klar, dass gerade diese Art Leben in dieser furchtbaren Zeit voller Sinn war. Auch vom Weltenschöpfer wird nicht berichtet, dass Ihm zu Anfang dienstbare Geister zur Verfügung standen. Auch von Ihm wird andererseits berichtet, dass die erschaffene Welt Seiner Hände Werk war. Nunmehr konnte ich das vielleicht wichtigste Sinnbild meines seit 1920 sinnbildlich gemeinten Lebens in die Welt setzen. Von jeher galt mir jede Arbeit als gleich ehrenvoll — nur empfinde ich, wie an anderer Stelle ausführlich begründet wurde, die Verknüpfung der Begriffe von Arbeit und Ehre als ein Missverständnis. Nun erlebte ich zum ersten Mal den Segen gerade der Handarbeit und begriff, warum alle Religions- und Ordensstifter gerade sie befürwortet, wenn nicht gefördert haben: Geist kann sich gar nicht beschäftigen, er kann nur schaffen. Das Menschentier jedoch bedarf der Beschäftigung, und wo ein Mensch geistigen Zielen lebt, dort versucht er dieses sein animalisches Bedürfnis auf der Ebene eben jener auszuleben. Das ergibt immer Unheil. Ich war bei weitem am glücklichsten und im Weltzusammenhang am richtigsten eingestellt, so lange ich als Praktiker Land-, Forstwirt und Viehzüchter war. Daher die von mir nie wieder erreichte Harmonie des Reisetagebuchs. Nunmehr lebte ich mein Beschäftigungsbedürfnis so rein mechanisch wie ein Putzweib aus — und siehe da! mein Geist fühlte sich dadurch nicht bedrückt oder beengt, sondern befreit, ja trotz oft über zwölfstündigen Arbeitstages erholt. Gerade in dieser Zeit vollendete ich die langen Kapitel Besitzende und Besitzlose sowie Um das Individuum und schrieb ich dieses zu Ende. Indem ich nun meine ganze Intensität auf den Neuaufbau der Schule der Weisheit wandte, erlebte ich zum ersten Mal im Leben beinahe ununterbrochen reine Freude: von allen Seiten begegnete mir Verständnis und Hilfsbereitschaft und Mit-Freude am Neuschaffen. Zwar wurde nicht nur der im Satz befindliche fällige Weg zur Vollendung in Darmstadt mitverbrannt — auch der Ersatz für ihn, den ich dank der Mithilfe eines opferfreudigen Mitglieds beinahe fertig hatte, fiel einem Terrorangriff zum Opfer. Doch dieses neue Unglück deprimierte mich nicht mehr. Es liegt im Sinne dieser Zeit, dass alles immer wieder zu Grunde geht, dass es immer wieder neu anzufangen und damit ungebrochenen Mut und Glauben zu beweisen gilt. So bin ich heute ganz sicher, dass die Schule der Weisheit früher oder später entstehen wird, die ich ursprünglich plante: ein rein geistiges Majorat, verwandt mit der platonischen Akademie und doch ganz anders wie sie, den neuen Zeitaufgaben gemäß. Die Erfüllung dessen, was im Anhang zur Schöpferischen Erkenntnis nur ganz vorläufig und in vielen Hinsichten missverständlich dargestellt steht. So darf ich heute schon sagen, dass das Schicksal des Gründers und Leiters der Schule der Weisheit erfüllt ist. Ob ich selber noch lange oder nur kurze Zeit lebe, kann daran nichts mehr ändern. Mehr will ich im Augenblick nicht sagen. Alles, was in den Zusammenhang eines Abenteuer der Seele betitelten Bandes hineingehört, ist gesagt worden2.

1 s. das Freiheits-Kapitel des Buchs vom persönlichen Leben.
2 Vollendet Schönhausen, 3. 4. 1940. Mit allen Zusätzen endgültig vollendet Aurach, 30. 11. 1944.
Hermann Keyserling
Reise durch die Zeit · 1948
II. Abenteuer der Seele
© 1998- Schule des Rades
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