Schule des Rades
Hermann Keyserling
Reise durch die Zeit
III. Wandel der Reiche
IV. Polverschiebungen - Untergang der Titanic
Dieses Kapitel soll sich seinem Hauptinhalte nach mit dem neu sich herausbildenden, gegenüber früher verschobenen Gleichgewichtsverhältnis zwischen Mann und Frau und dem, was nahe und fern damit zusammenhängt, befassen. Zunächst wird es aber unvermeidbar sein, aus verändertem Gesichtswinkel auf Betrachtungen zurückzugreifen, die schon in früheren Kapiteln angestellt wurden, um sie in anderer Richtung und auf andere Ziele hin fortzuführen. Diese Wiederholungen, ebenso wie solche ähnlicher Art, welche schon früher vorkamen, beurteile man ähnlich, wie die Leitmotive in Richard Wagners Musikdramen; sie entsprechen musikalischen Notwendigkeiten. Im übrigen kann ein als Ganzes Wandel der Reiche
betitelter Band sinngemäß nur im Stil eines tema con variazioni behandelt werden. Sonst habe ich einleitend zu bemerken, dass dieses Kapitel zum größten Teil von nicht-rationalen, den tiefsten Regionen des naturhaften Lebens zugehörigen Problemen handelt, die nicht eigentlich lösbar sind, weswegen ich hier keine so klare Linienführung einhalten kann, wie in den meisten früheren. Das folgende ist in manchen Hinsichten mehr einem Steinbruch als einer Statue vergleichbar, oder vielmehr es wechseln Blöcke mit ausgemeißelten Bildwerken ab. Dann reicht sein Inhalt nach allen Richtungen und in allen Dimensionen über das privat-Psychologische hinaus, weswegen ich hier nur in geringem Maße an persönlich Erlebtem anknüpfen und das Abstrakte auf Konkretes zurückbeziehen kann.
Es war für die lebendig Erlebenden von damals ein dermaßen erschütterndes Erlebnis, dass sie es für einmalig hielten, als der zu seiner Zeit größte Passagierdampfer der Welt, die Titanic, einige Jahre vor dem ersten Weltkrieg in Folge des Zusammenstoßes mit einem Eisberg mit Mann und Maus unterging. Das heißt, es gab wohl Überlebende — sonst hätte die Mär davon, wie die Elite der Passagiere gefasst unter Absingen der Hymne Nearer, my God, to Thee unter die Fluten hinabsank, nicht glaubwürdig verbreitet werden können. Aber dieser Schiffsuntergang wirkte dennoch auf uns alle als ein totaler; und das plötzliche gewaltsame Ende von Tausenden von Menschenleben auf einmal erschien uns als ein so Ungeheuerliches, dass wir so wenig darüber hinwegkamen, wie als ob wir zu jenen Primitiven gehört hätten, die in jedem natürlichen Tod ein Unnatürliches, gänzlich Unerwartetes, die Weltordnung Durchbrechendes, nur durch Zauberei zu Erklärendes sehen. Denke ich an den Normalzustand des gebildeten Europäers von dazumal zurück, so wundere ich mich, dass ihm besagte Mentalität, von welcher Völkerkundler eben damals zuerst weiteren Kreisen zu berichten begannen, so ver-rückt vorkam, wie sie es tatsächlich tat; der Fortschrittsglaube hatte ihn den Elementartatsachen des Lebens gegenüber genau so voreingenommen und abergläubisch gemacht. Wir alle nahmen damals gewiss den normgerecht eintretenden natürlichen Tod als unvermeidliches Schicksal hin; doch insgeheim setzten wir vor das Eigenschaftswort ein vorläufig
oder bisher
; wie es denn symptomatisch war, dass Prentice Mulford mit seiner Idee vom Unfug des Sterbens
und die Christian Science mit ihrer Leugnung des Todes und der Krankheit überhaupt auch in Europa in weitesten Kreisen ernste Leser und Anhänger fanden. Ja, wenn ich meine eigene Vergangenheit auf dem Hintergrunde der letzten zweitausend Jahre zusammenschaue, dann möchte es mich bedünken, dass der Fortschrittsglaube für uns Nordmenschen schon in der christlichen Vorstellung von der Auferstehung des Fleisches vorgebildet war — wie andererseits bei den Juden, die als rerum novarum studens von jeher Fortschrittler und davon abgeleitet Zersetzer waren, in deren Einstellung auf ein Himmelreich auf Erden — und dass die persönliche Unsterblichkeit als Belohnung gottwohlgefälligen Lebens von dieser lebenshungrigen Menschenart von jeher, aller Dogmatik zum Trotz, so aufgefasst wurde, als sei das Sterben irgendwie ein Missverständnis und könne diese Erde in ein Paradies verwandelt werden. Die Russen, wie vor ihnen die Griechen, empfanden niemals so. Wie rein vom Jenseitsbewusstsein her wurde ihrerseits die Osterbotschaft aufgenommen, dass durch die Auferstehung Christi der Tod schon jetzt
überwunden sei! Unter Nord-, Mittel- und Westeuropäern war das von jeher anders. Sie waren von jeher erdzugekehrt, und sobald der Tod in der Schlacht oder der Ruhm oder ein lebensfern gemeintes Ideal ihrem Bewusstsein nicht alles bedeutete, konnten sie nicht umhin, gleichviel wozu sie sich öffentlich bekannten, an den Fortschritt im Verstande des XIX. Jahrhunderts zu glauben. Es lag im Sinn der Entwicklung, so empfand und dachte dieser Menschentypus, dass alles Unangenehme, handele es sich um Armut, Krankheit oder Tod, ein zu Überwindendes sei.
So war es denn auch sinngerecht, dass am Ende des XIX. Jahrhunderts die Psychoanalyse erfunden wurde mit ihrer ausgesprochenen Tendenz, alles Geistige auf Erdhaftes, alles Hohe auf Niedriges zurückzuführen. Freilich jauchzten die Europäer bereits auf, als sie durch Darwin und Haeckel als wissenschaftliche Gewissheit
erfuhren, dass der Mensch vom Affen und nicht von Gott abstamme, denn so wurde ihnen die Möglichkeit eines Fortschritts über den Menschen hinaus von ihren naturistischen
Voraussetzungen her fassbar. Doch dieses Jauchzen war nichts verglichen mit dem, welches der vermeintliche Nachweis des Vorherrschens niedriger Regungen in der eigenen Seele evozierte; denn den Affen in sich kann doch keiner mehr erleben. Der Anfänge dessen und des ersten großen Uff!, welches Freuds Theorien auslösten, entsinne ich mich sehr wohl. Die zartesten Mädchen tuschelten damals darüber mit geröteten Wangen und gesteiften Ohren, wie zwanzig Jahre früher nach der ersten Aufklärung darüber, dass es den Storch nicht gibt, und die Männer lachten dröhnend. Meine persönliche Psychologie war von Hause aus eine andere. Darum fiel mir als erstes auf, ein wie völlig anderes dieses Jauchzen über die pudenda origo bedeutete als das, wenn ein Dostojewskyscher Romanheld seinem Gesprächspartner insistierend sagte: Nicht wahr, ich bin ein Schwein? Das musst Du mir doch zugeben.
Die letztere Selbsterniedrigung hat urchristliche Demut zur Wurzel, als welche ja gleichfalls, im Gegensatz zur antiken Schönheitsbejahung, das Häßliche bevorzugte; man gedenke des tiefsinnigen russischen Ausdrucks Besobrasie, Bildlosigkeit, für alles Chaotische. Die Psychoanalyse sollte allem Idealismus den Fangschuss geben; gleichviel, was sie tatsächlich erreichte, so wurde sie aufgefasst, in diesem Sinne begrüßt und darauf beruhte ihr erster Erfolg. Gerade das nichts als
der Psychoanalyse ist aber der Motor alles Fortschrittsglaubens. Wer sich wesentlich als Geist
fühlt und als solcher ewig oder zeitlos weiß, dem fehlt der Ansporn und Anlass, als Fleisch
mehr werden zu wollen, als er ursprünglich ist, außer im Sinn besserer Selbstverwirklichung gemäß dem Korrelationsgesetz von Sinn und Ausdruck; wogegen der Affe begreifbaren Anlass hat, über sich selbst hinaus zum Menschentum hinanzustreben und der als niedrig, als Schwein vorgestellte Mensch hinaus über sein Menschentum. Es ist wunderbar, wie tief und wie nahe alles überhaupt aufeinander Bezogene im Leben zusammenhängt. Es ist schon so: der Fortschrittsglaube des materialistischen XIX. Jahrhunderts war bereits im Urchristentum implizite enthalten. Alles seither in der christlichen Nord- und Westwelt ist folgerichtige Entwicklung, nur eben im Geist jener erdzugekehrten Rassen sowie des langsamen Entwicklungstempos und der Irrationalität des Unbewussten. Eben darum kann ein späterer Zustand sich gelegentlich in einem früheren wiedererkennen oder von neuer Ebene in diesen wieder einmünden. So führt die vorgeschrittene Tiefenpsychologie zu einem neuen Verständnis für Alchemie und Prophetie, aus deren Tradition sie ihrerseits lernt, öffnen sich von der exakten Forschung her nie geahnte und wirklich vorhandene Tore zur Würdigung der in Urzeiten geborenen Sterndeutung; so unternimmt es die von Driesch inaugurierte Philosophenschule, das Manifeste am Geist vom Okkulten, das Psychische vom Parapsychischen her zu verstehen, mündet die jüngste Physik in etwas dem alten Panpsychismus nahe Verwandtes ein.
Die Wirkung des Untergangs der Titanic war gleichsam der Schwanengesang der idealistischen Abblendung des Wirklichen, die für das friedliche und an stetigen und unvermeidlichen Fortschritt glaubende Ende des XIX. Jahrhunderts charakteristisch war. Als wenige Jahre später der Weltkrieg ausbrach und die Weltmeinung einmütig entsetzt gegen das vermeintlich barbarische Deutschland aufstand, so bedeutete das ein letztes sich-Aufbäumen des Bewusstseins gegen das sich-Eingestehen des Charakters der eigenen elementaren Wirklichkeit, welcher das Töten ein ebenso Normales bedeutet wie das Sterben. Daher die ungeheuerlichen Projektionen der uneingestandenen eigenen Unterwelt aller damaligen Kriegsteilnehmer auf den jeweiligen Gegner und die völlige Blindheit gegenüber dem Balken im eigenen Auge
. Daher nach dem Abklingen der ersten idealistischen Entrüstung das immer offenere sich-Ausleben des eigenen Bösen, wenn dies auch mit geringerer Unbefangenheit geschah, als vor dem offiziellen Sieg des Menschlichkeitsgedankens. Wer vorher Grausamstes beging oder schaute, tat dies im Zeichen der Selbstverständlichkeit: so lebten sich die entsprechenden Urtriebe und sie allein dabei aus und die gleichen Menschen konnten andererseits gut und edel sein. Bei der neuen Seelenstruktur vergifteten das Böses-Tun und -Sehen immer mehr den ganzen Menschen. Immer teuflischere Mordmethoden ersann die Technik, immer häßlichere Seelen gelangten in entscheidende Stellungen, immer selbstbewusster und schamloser gebärdeten sich Lug und Trug. So kam in Versailles im Zeichen idealer Forderungen als grotesk-grandiose Parodie des XIX. Jahrhunderts, der größte Betrug und der größte Ausbeutungsversuch aller bisherigen Zeiten zustande. Immerhin geschah damals alles noch im Zeichen des im XVIII. Jahrhundert konsolidierten Moralismus, des formalistischen römischen Rechtsgedankens sowie des Pazifismus und Humanitarismus des XIX. Jahrhunderts; historisch neu war nur der unverbrämte Materialismus, welcher Blut in Geld umrechnete und die gesamte Tragik menschlicher Existenz unbefangen in Funktion des Geschäftes deutete. Darum blühten seither in allen Landen die Schieber und sonstigen Parasiten wie nie zuvor. Die meisten gestanden sich seither, dem Geist der Psychoanalyse treu, ihre niederen Triebe unbefangen ein — woraufhin diese sich nach jahrhundertelanger Verdrängung und entsprechender Kräfteaufstauung mit bestem Gewissen nach Herzenslust austobten. Wenn ich jetzt zurückblicke auf den ersten Weltkrieg und das erste Jahrzehnt nachher auf dem Hintergrund des weltfremden Idealismus der Titanic-Zeit, dann erscheint mir das Leben während der letzteren als schauerliche Phantasmagorie. Bei allem scheinbaren Fortschritt war es eine Zeit des Abbaus sondergleichen der Zwischenreichsbildungen, die sich — ältesten Wurzeln entsprossen, doch im Lauf der Jahrhunderte nicht nur vielfach verzweigt sondern auch verwandelt — seit dem Ende des Mittelalters konsolidiert hatten, denn der Idealismus jener Zeit wusste sich zutiefst verlogen, sonst hätte sich nicht dermaßen plötzlich bei den allermeisten so naive Bereitschaft zur Verleugnung der Menschlichkeit oder zu heuchlerischem Festhalten an deren Ideal bei entgegengesetztem Handeln manifestiert. Denn man vergesse nicht: schon die Renaissance bedeutete Abbau der alten mittelalterlichen Ordnung; schon Hobbes und Machiavelli atmeten für sich den Geist, der erst im XX. Jahrhundert zur offenen Herrschaft gelangt ist, ja bereits Luther tat es, obgleich er gegen Ende seines Lebens seine soziale Leistung in hohem Grade verleugnete: in seiner Schrift an den christlichen Adel deutscher Nation war er in gleichem Sinn Sozialrevolutionär und vom Abstand zur Zeit möglicher Verwirklichung seiner Ziele her beurteilt sogar revolutionärer und radikaler gesinnt, als irgend ein Neuerer der letzten hundert Jahre. Es ist eins der größten Wunder der Geschichte, dass die bestehenden konsolidierten Mächte Luther während der ersten Jahre seines Wirkens nicht unschädlich gemacht haben. Während des Übergangs von der Titanic-Zeit — ich sehe in diesem an sich, von den Katastrophen und Hekatomben späterer Zeit her geurteilt, geringfügigen Ereignis das beste Symbol für allen Zeitgeist vor dem ersten Weltkrieg, soweit dessen Charakteristika in diesem Zusammenhang in Betracht kommen — während des Übergangs von der Gesinnung der Titanic-Zeit zu der neuerdings herrschenden, sich immer mehr verfestigenden, von derjenigen des XIX. Jahrhunderts völlig verschiedenen Mentalität, konnten nur häßliche Bildungen vorherrschen. Wer sich mit diesem Problem noch nie beschäftigt hat, der lese einmal in einem wirklich guten Buch eine genaue Schilderung des Verwesungs-Prozesses einer Leiche. Wenn ich mich recht erinnere, hat Maeterlinck wenn nicht ein Buch, so doch ein sehr eindrucksvolles Kapitel darüber geschrieben. Eine Legion Scheusäler löst da Legionen anderer Scheusäler ab, seien es Totengräberkäfer, Würmer, Maden, Larven, Asseln oder was sonst, und zwar in dermaßen genau bemessenen Abständen, welche ganz bestimmten Zuständen der Leiche entsprechen, dass man den Eindruck eines klassisch instrumentierten Orchesterwerks gewinnt. Genau entsprechend den Gesetzen der Symbolik der Geschichte
tritt jedes Lebewesen hier genau dann bestimmend auf, wenn seine Stunde geschlagen hat, während andere freiwillig abtreten. Es war lächerlich, während des Ausklangs des ersten Weltkrieges und der Jahrzehnte nachher überhaupt noch von Moral zu reden: alle Moral im einzigen nicht-vorurteilsbedingten Verstande des französischen le moral, der besonderen Form und Ordnung des Menschenlebens, zersetzte sich dazumal, konnte nicht umhin sich zu zersetzen, und im Fortschritt dieses Prozesses mussten minderwertige Typen immer allgemeiner das Feld beherrschen. Den ersten Ausdruck neuerwachender Aufrichtigkeit bezeichnet der Bolschewismus, obgleich dessen erste Führer noch der Totengräber-Generation angehörten. Mit dem Bolschewismus stand das Urtümliche auf gegen alles Zwischenreichliche — obgleich auch der Bolschewismus selbstverständlich von vornherein aus sich heraus ein sonderliches Zwischenreich herausstellte; Russland zuerst war unbefangen und aufrichtig im Ausleben einer nicht nur über-assyrischen Härte und Grausamkeit und einem über-italienischen Machiavellismus, sondern auch jener Reptilität, welche bei jedem Menschen-Tier als dem dritten Schöpfungstage zu gehöriges Kaltblut dem Warmblut zugrundeliegt. Daher die phantastische, nur derjenigen des Islam in dessen erster und größter Zeit vergleichbare Werbekraft des Bolschewismus. Kein Bekanntwerden entsetzlicher Tatsachen beeinträchtigte diese: die Tatsachen wurden vielmehr als Bestätigung, Bekräftigung und Legalisierung dessen aufgefasst, was alle Völker in ihren kaltblütigen Untergründen wollten. Seit 1917 beobachte ich es von Land zu Land, wie die Greueltaten der Bolschewisten nur von sehr kleinen Kreisen überhaupt zur Kenntnis genommen, oder wenn doch, bagatellisiert wurden; nicht einmal das schauerliche Ende der Zarenfamilie, eines Kreises besonders guter und edler Menschen, wurde wirklich ernst genommen, sogar, wenn der Schein nicht trügt, seitens deren nächster Verwandten nicht. In der Projektion auf Russland lebte sich das eigene bewusst gewordene Böse aus, aber da nicht-bolschewisierte Völker sich den Tatbestand immerhin nicht offen eingestehen wollten noch konnten, so musste der Bolschewismus eben ein anderes und Harmloseres sein, als er augenscheinlich war und ist. Solcher zweckentsprechenden Tarnung ist die Seele auch der Blödesten fähig. So erklärt sich das klägliche Versagen aller offiziellen Versuche der Entente-Völker, den Bolschewismus, als dies noch möglich war, zu besiegen oder wenigstens einzudämmen. So erklären sich die stetig wachsenden diplomatischen Erfolge des letzteren und ebenso das Wachsen seiner moralischen Werbekraft, trotz alles erwiesenen Abscheulichen. Die Werbekraft ist dann stetig weitergewachsen, proportional dem Überwiegen des offen-Elementaren in Russland gegenüber dem im Geiste früherer Zustände Getarnten und Zwischenreichlichen. So erklären sich zumal die beispiellosen Erfolge Stalins, welche der intellektuelle und im Sinn von Zwischenreich und Geist viel bedeutendere Lenin nie erzielt hätte. Stalin ist offenkundig eine Ausgeburt des dritten Schöpfungstages, ein kaltblütiges und grundsätzlich unverwundbares Reptil. Aber gerade in ihm sahen just die an der Oberfläche noch so moralistischen und an den selbstverständlichen Sieg des Guten glaubenden Amerikaner einen großen Mann, mit dem sie sich während des zweiten Weltkrieges gern verbündeten und übersahen dabei vollständig den schauerlichen Tatbestand: so sehr drängt auch in Amerika das verdrängte und böse gewordene Elementare an die Oberfläche, was man übrigens bereits seit einigen Jahrzehnten an der jüngsten dortigen Romanliteratur merken konnte. In einem jener modernen Wälzer wurde vom wahren Leben immer wieder als fury gehandelt, wo an der amerikanischen Oberfläche nach wie vor das Lächeln von Hollywood herrschte.
Von den vorhergehenden Gedankengängen her versteht man erst richtig den Zerstörungsgeist des zweiten Weltkriegs. Oft sind zu dessen Erklärung die mongolischen Eroberer herangezogen worden; wie mich bedünkt, zu Unrecht. Diese waren viel unbefangenere, aus keiner Reaktion gegen Verdrängtes ihr Schauerwerk vollbringende Zerstörer; und der Zerstörungstrieb ist bei jedem Mann zeitweilig dominant, wie man dies an jedem, auch dem gutherzigsten Buben und Bengel beobachten kann. Eben darum erwuchs aus der Zerstörungswut der Mongolen so schnell neues Positives: alles Leben ist ambivalent, jeder Augenblick ist Sterben und Geboren-Werden auf einmal, und durch je Reineres im Verstand von eindeutig Bestimmtem ein Pol besetzt wurde, als desto Reineres offenbart sich später der Gegenpol. Dieses Mal, im christlichen Europa, aber auch in allen anderen Erdteilen, in welchen alte Geist-bestimmte Kultur herrschte, liegen die Dinge völlig anders. Erstens kommt das Zerstörerische nicht von außen, sondern vom eigenen Unten
her. Vor allem aber ist es ein durch Verdrängung restlos häßlich, in Kants Sprache radikal böse gewordenes Zerstörerisches; daher dessen wachsende Übermacht, die geringe Aussicht eines baldigen Umschlagens ins Gegenteil und die Möglichkeit endgültiger Zerstörung und Selbstzerstörung. Schließlich hat nicht erst Christus, sondern schon Zeus die Titanen in den Tartaros geschleudert, sodass diese reichlich Zeit gehabt haben, ihre Kräfte und ihre Wut aufzustauen. Und in Russland gar wurde das Urchristentum seinerzeit gewaltsam auf eine völlig chaotische, zwischen Gutmütigkeit und Gewalttätigkeit hin und her schwankende kulturlose, aber ungeheuerlich vitale Erbmasse aufgepfropft. So erlebte man denn seit dem ersten Weltkrieg eine immer offenkundiger wachsende Nicht-Achtung aller Werte, die in der christlichen Ära bestimmend waren. Und wenn man von den herrschenden Vorstellungen und Schlagworten absieht, — dem Sinne nach im gleichen Maß bei allen christlich gewesenen Völkern — so muss man heute wohl sagen: die amerikanische Ausbeutung- und Erpressungs-, die englische Aushungerungs- und Versklavungstechnik bedeuten grundsätzlich Gleiches, wie das russische Liquidieren durch Genickschuss. Man vergesse nie: innerhalb des Geist-bestimmten Lebens schafft die Bedeutung den Tatbestand. Und alles Angeführte zusammengenommen bedeutet ein so nie dagewesenes Überwiegen des Zerstörungspoles im Menschenleben in seinem scheußlichsten und bösesten Aspekt.
Immer wieder, während ich dieses schreibe, denke ich an das Titanic-Erleben zurück. Die Nachricht erreichte mich in meiner Rayküller Abgeschiedenheit spätnachmittags — damals brachte der Milchmann so spät erst, so langsam wie möglich fahrend, wie das der Esten Vornehmheitsideal war, die Post von der zwölf Kilometer entfernten Bahnstation auf den Gutshof. Mir graute im Gedanken an die Heiligkeit des Menschenlebens vor diesem Massensterben, und ich dachte mir: so etwas darf nie wieder vorkommen; dafür steht unsere Technik gut. Die leider wohl für immer an kritischen Punkten des Geschehens unvermeidlichen Kriege werden aber sicher bald durch geistige Bindungen ähnlicher, nur noch viel rigoroserer Art, als sie im Mittelalter galten, in so feste Formen eingefasst werden, dass sich daraus ein Minimum an Greueln ergeben wird. Vielleicht, so hoffte ich weiter, wird bald auch die Idee der allgemeinen Wehrpflicht durch bessere Einsicht getötet worden sein, und nur mehr geborene Krieger werden kämpfen… Statt dessen hat das Leben des Einzelnen in den Augen der öffentlichen Meinung eigentlich aller Länder, wenn nicht theoretisch so doch praktisch, wenn nicht allen Wert so doch jeglichen Heiligenschein verloren. Sogar unter Älteren vertritt meines Wissens nur noch Albert Schweitzer, von aufrichtig gläubigen Christen und Buddhisten abgesehen, deren immer weniger werden, unbedingt die Idee der Heiligkeit des Lebens. Einerseits ist das gewiss ein Nebenergebnis des Sieges des sozialistischen Gedankens; wenn der Einzelne nichts, die Gemeinschaft alles sein soll, wenn alles in allen Hinsichten auf letztere ankommt, dann muss das individuelle Leben — und nur dieses hat ein Subjekt — belanglos erscheinen, sobald eine Mehrheit auch nur wähnt, ihr Interesse verlange die Opferung des Einzelnen und seiner Seele. Die sozialistische Theorie ist Intellekt-geboren. Doch wie es immer geht, wenn überhaupt ein Ausdruck geschaffen ist, durch welchen hindurch bisher latente und ausdrucksunfähige Mächte sich manifestieren können, so wie Gedanken durch die Sprache — gar bald wurde der Gemeinschaftsgedanke zum Ausfallstor für Elementarmächte. Die Ur-Vorstellung des Segen-bringenden Menschenopfers, des Blutes, welches den Acker düngt, erlebte inmitten ältester Kulturvölker eine Wiedergeburt und bald war eine Nichtachtung des individuellen Lebens selbstverständlich geworden, derengleichen die Geschichte nicht kennt. Denn heute gibt es ja nicht einmal heilige Bezirke mehr — in jenem weitesten Verstand, welcher Personen, Körperschaften, Einrichtungen und Orte auf einmal umfasst.
Und der Auffassung der Massen und deren Führer kam die Gesinnung der individuellen Todeskandidaten und deren Nächsten immer mehr entgegen. Zuerst in Russland, wo das Erschießen und Sterben so selbstverständlich geworden war, dass bald niemand, wenn er davon vernahm, mehr aufmerkte und auch am eigenen Missgeschicke möglichst vorbeisah. Wie ich Mitte der zwanziger Jahre einmal den russischen Philosophen Fedor Stepun nach seiner in Moskau verbliebenen Familie fragte, sagte mir dieser lächelnd:
Ja, mein Bruder saß kürzlich über acht Monate im G.P.U.-Gefängnis, des Genickschusses gewärtig. Aber was ihn dabei wirklich beschäftigte, waren seine schlechten Zähne. Kaum war er wieder frei, da saß er Abend für Abend, als wäre er nicht knapp dem Tode entronnen, in der Oper und applaudierte einer von ihm vergötterten Sängerin. Später dachte er, wie die meisten von uns, nur an Reisen — das ist die eine Freiheit, die in Sowjetrussland nicht grundsätzlich eingeschränkt ist. Man verbringt da die Zeit, wo man nicht wirklich auf der Wanderschaft begriffen ist, mit dem Planen weiter Fahrten, den Vorverhandlungen mit den Behörden und dem Reden über Möglichkeiten und Unmöglichkeiten…
Am Anfang dieser Entwicklung gedachte ich manchmal Mexikos, woselbst die Mütter während der Bürgerkriege des XIX. Jahrhunderts kein höheres Ideal gekannt haben sollen, als dass ihre Söhne einmal anständig und Konventions-gerecht stürben, wenn sie an die Wand gestellt und von einem Peleton erschossen würden — dass sie ein anderes Ende nehmen könnten, kam ihnen gar nicht in den Sinn. Bald jedoch sah ich ein, dass dieser mein Vergleich nicht gegenständlich war: was den jetzigen Zustand charakterisiert, ist das nicht-mehr-Gelten aller überkommenen Ehr- und Anstandsbegriffe und das immer reinere und unbefangenere Vorherrschen des Elementaren und Urtümlichen. Ehr- und Anstandsbegriffe sind in ihrer jeweiligen Bestimmtheit allemal Produkte des Zwischenreichs. So konnte das Kreuz, das Sinnbild schimpflichster Hinrichtung bei den Römern, bei den Christen zu demjenigen der Erlösung und Erleuchtung werden, könnte der bei uns als Zeichen der Schande geltende Tod durch den Strang bei verändertem Zeitgeist leicht zum Sinnbilde der Ehrenfülle werden (dass gerade das Hängen, der an sich schnellste und schmerzloseste Tod, im Falle der Hinrichtung für besonders schimpflich gilt, hat mich von jeher gewundert: die meisten Selbstmörder erhängen sich und in diesem Falle sieht keiner eine Schande dabei). Letztlich scheint es auf die Vorstellung anzukommen, die der Mensch sich macht; auch der Berufssoldat und der Kriegsgefangene steht ganz anders dem Sterben und Töten gegenüber als der, den man in diesem Zusammenhang einen Laien heißen mag. Die geopferten Sonnen-Jungfrauen Perus starben gern, ohne dass sie meines Wissens dabei an persönliche Unsterblichkeit geglaubt hätten. Ja, im ganzen scheint man leichter zu sterben, wenn der letztere Glaube fehlt. Wie Eleonore von Dungern mir einmal sagte: für eine sterbliche Seele interessiert sich niemand
. Nur das Vorgestellte, nicht das von innen her Wirkende erlebt der Normalmensch direkt, gleichwie keiner sich selbst, sein eigenes Innere sieht; das Auge kann nur nach außen schauen. Und die Vorstellung wird gegenüber der immerhin geahnten innerlichen Wirklichkeit desto mehr betont, je schwerer erträglich diese ist. So starben die christlichen Märtyrer inmitten entsetzlicher Qualen sicherlich leichter, als nicht mehr unbefangen heidnisch Gesinnte und doch nicht Gläubige irgendwelcher Art, weil ihr Bewusstsein ganz auf die kommenden Freuden im Himmel ausgerichtet war. So ist die Gleichgültigkeit dem Sterben und Töten gegenüber auch in Mittel- und Westeuropa gewachsen proportional dessen Entchristlichung, weil die Seele, gleich derjenigen der Heiden, keine persönliche Fortdauer mehr fordert. Die Todesbereitschaft hat überall in phantastischem Grade zugenommen. Nicht zwar, wie häufig falsch gedeutet wird, im Sinn gewachsenen Heldenmuts — wo letzterer vorliegt, ist er neuerdings erschreckend häufig ein Ausdruck unter anderem von Rekord-Lust; auch nicht von Fatalismus im orientalischen Verstand, dessen der Nord- und Westmensch unfähig scheint, sondern eben im Sinn von Gleichgültigkeit, in sozusagen wissenschaftlicher Neutralität sich selbst gegenüber. Der Verstand hat seinen Ort außerhalb des unmittelbaren Lebens, und wo einer in ihm sein Bewusstseinszentrum hat, da kann ein Mensch sehr wohl neutral zu sich selbst und seinem Schicksal stehen. Die Menschen denken immer mehr von sich selbst, wie sie von anderen denken, — während sie andererseits zwischen sich und anderen wieder so heidnisch
scheiden, dass sie das Leiden anderer gar nicht mehr miterleben, was sie in nie dagewesenem Grade naiv egoistisch macht — und dieses ausgerechnet im sozialistischen Zeitalter! Hatte in Nordamerika zuerst the other fellow immer recht, so steht heute der Europäer kühl sachlich nicht nur fremdem, sondern auch dem eigenen Leben gegenüber. Die Phantasie des Herzens scheint er verloren, zu seinen persönlichen Gefühlen keinen Zugang mehr zu haben. Wie leicht war doch der Individualismus des XIX. Jahrhunderts zu entwurzeln! Es kommt eben beim Menschen, noch einmal, beinahe alles auf die Vorstellung an und damit auf das Herausgestellte, welches er vor sich sieht. Was er nicht sehen will und springe es ihm in die Augen, das bemerkt er schwer. Unmittelbaren inneren Erlebens sind äußerst wenige außer auf der Ebene der Gana fähig; die aber will
genau so selbstverständlich sterben, wie sie selbstverständlich lebt; sie kann nicht voraussehen und -fühlen. Damit gehört die Vergesslichkeit, die Unfähigkeit, Zusammenhänge zu überschauen, die Unzuverlässigkeit und Improvisationswut im Gegensatz zum Planen im Privatleben als Teilsymptom mit zur Gleichgültigkeit gegenüber dem Sterben. Mir machte es einen erschütternden Eindruck, als ich Mitte der dreißiger Jahre, als vom Krieg noch keine Rede war, mit jüngeren — nicht mehr ganz jungen — Deutschen zeitgenössischer Prägung ins Gespräch kam: diese rechneten ganz selbstverständlich damit, dass ihr Leben bald so oder so ein Ende nehmen würde und zogen daraus die Konsequenz eines mir früher so nie vorgekommenen oberflächlichen Zynismus. Auch ihr Genussleben, das einzige, was sie noch positiv bewerteten, war nicht unbefangen, sondern krampfhaft. Aus den gleichen Gründen erklärt sich zum Teil wohl auch die Standhaftigkeit der Einwohner zerbombter Städte, zum mindesten im Falle jüngerer Jahrgänge. Es hat ein allgemeiner Rückzug aufs Elementare stattgefunden, auf ein selbstverständlich gefährdetes Leben, wie es für jagdbare Tiere die Norm darstellt; auf ein Leben unzusammenhängender Gana-Melodien, instinktiv oder intuitiv richtigen Reagierens auf die im Augenblick gegebene Situation, jedoch ohne Problematik, ohne Fernsicht und gänzlich ohne Phantasie. In ungefährdeten Augenblicken leben die Menschen geruhsam oder unbekümmert dahin und können genau so leichtsinnig fröhlich sein, wie die Jungen meiner Generation aus objektiv besseren Gründen. Häufiger denn je musste ich in den letzten Jahren an den Ausspruch Dostojewskys zurückdenken, der Mensch sei das eine Geschöpf, das sich an schlechthin alles gewöhnt.
Die ausführlichen in Besitzende und Besitzlose
angestellten Betrachtungen über die ungeheure, überhaupt nicht zu überschätzende Bedeutung des Selbstverständlichen
im Menschenleben brauche ich nicht zu wiederholen: eine ungeheuerlichere und zugleich vollständigere Bestätigung für deren Richtigkeit als die, dass heute — dieses schreibe ich 1944 — Millionen von Männern und Frauen unmenschlichste und menschenunwürdigste Zustände in allen von Krieg und Revolution schwer heimgesuchten Landen genau so selbstverständlich finden, wie meiner Generation die Menschlichkeit und der Komfort der Titanic-Zeit erschien, könnte die kühnste Phantasie nicht imaginieren. Hierbei ist besonders auch der Apathie der durch Terrorangriffe aus der Luft vollständig Ausgebombten zu gedenken. Diese denken nur mehr an das Allernächstliegende, an die allerelementarste Notdurft und Nahrung, interessieren sich für keinerlei Probleme mehr, nicht einmal Neid auf die Mindergeschädigten bringen sie auf, nicht wenigstens in der ersten Zeit; die Evakuierten aber streben so bald als irgend möglich in ihre alten Heime zurück, und müssten sie dort in Kellerlöchern hausen — dort finden sie sich hin- und zugehörig und das allein entscheidet. Aus dem gleichen Grundsätzlichen erklärt sich das augenscheinlich gute Gewissen aller Techniker, welche ihr Können ganz und gar in den Dienst von Tod und Verderben gestellt haben; kaum einer unter Zehntausenden kennt da mehr Hemmungen: ihre mörderische Betätigung ist ihnen ebenso selbstverständlich wie das Atmen geworden. Im Reisetagebuch schrieb ich vor nunmehr zweiunddreißig Jahren, als ich gerade den Tag der Abschaffung der besonders raffinierten chinesischen Folter in Kanton miterlebt hatte, diese doch recht einschneidende Änderung hätte auf die Bevölkerung kaum Eindruck gemacht und deren Urheber hätten sie, ohne sich viel dabei zu denken, nur als neue Verordnung unter anderen erlassen. Genau so selbstverständlich, wenn auch uneingestandenermaßen, ist die Folter im Machtbereich des weißen Mannes wieder eingeführt worden. Ich habe nie gehört, dass die Amerikaner sich über den dritten Grad
ihrer Polizei, wenigstens nachdem sich dieser eingespielt
hatte, aufgehalten hätten. Die heutigen Menschen fühlen angesichts von Grausamkeit wieder ähnlich wie in der Inquisitionszeit, nur dass ihnen jeder Sinn für das Heil der Einzelseele fehlt, um welche jene so gewissenhaft rang. Ja, würde es behördlich ermöglicht und erlaubt, sie gingen wieder, wie im Mittelalter, zu öffentlichen Folterungen und Hinrichtungen, so wie sie heute ins Kino gehen. Mütter würden diese Gelegenheit vielleicht sogar als besonders günstig für Verlobungen begrüßen — Liebe und Tod hängen in den Urtiefen der Natur innig zusammen — gleichwie eine sehr hochgeborene Katholikin mir einmal schrieb, es sei so schade, dass in den letzten Jahren in ihrer Gegend keine großen Beerdigungen
mehr stattgefunden hätten: die durch solche ausgelöste Rührung hätte mehr Paare zusammengeführt, als je ein Hofball. An der Wurzel alles Ausgeführten, alles Weitere bedingend, liegt aber die Nicht-Achtung des Menschenlebens als solchen. Und diese wiederum wird zutiefst bedingt durch das beinahe unbedingte Vorherrschen des (immer vorhandenen und mitwirkenden) Vernichtungs- und Zerstörungswillens. Im XX. Jahrhundert, von dem wir alle, noch wie ich vierzig Jahre alt war, wachsende Humanisierung erwarteten, feiert dieser die größten Orgien aller bisherigen Geschichte. Denn es fehlen heute alle, selbst die in den grausamsten früheren Zeiten als gültig anerkannten Einschränkungen und Abgrenzungen. Sogar die Grausamkeit ist demokratisch und weiterhin kollektivistisch geworden. Und die dem Zeitgeist Angepassten fühlen sich wohl dabei. Wo in einem Menschen der Vernichtungswille vorherrscht, dort erlebt er in des letzteren Befriedigung gleiche Freude, wie bei entgegengesetzter Einstellung am Aufbau und Gedeihen. Darum erscheint das Leben inmitten beispielloser Drangsal denen, welche ich hier meine, nicht weniger lebenswert, als das schöne Leben
der Goethe-Zeit.