Schule des Rades
Der heilige Raum · Spirale der kreativen Zeit
Wilhelmine Keyserling
Anrufung
Wir stehen also im Steinkreis atmen durch unsere Achse und ich sage: Wir wenden uns dem Himmel zu, breiten uns aus im unendlichen Raum und begegnen Dir
Heiliger Urgrund — Absolutes Nichts überall — bergende Leere die uns trägt — unendlicher Raum, der allen Räumen zugrundeliegt — Urmutter Wakhan — überall das uns durchdringt
Und wieder wenden wir uns dem Himmel zu, und besinnen uns auf dich, unerschöpflicher Ursprung, ewige Schöpfung aus dem Nichts, aus sich selbst — Urlicht überall — Urbewusstheit — ewiger Augenblick jenseits der Zeit, allen Zeiten innewohnend — Urvater Skwan
Dann wenden wir uns der Erde zu: Mutter Erde, liebende Großmutter Erde, deine Wirklichkeit ist unsere Wirklichkeit — gib uns die Kraft der Wahrhaftigkeit —
Überlegen wir nun, was wir über die vier Himmelsrichtungen beobachten können:
- Im Osten geht die Sonne auf — unser Lichtspender. Der Tag beginnt. Und nicht nur die Sonne, das Firmament ist im Aufsteigen; jeden Augenblick kommt uns am Horizont ein weiteres Stückchen Himmel zu.
Im Rad sehen wir im Osten das Trigramm des Schöpferischen . Die Bewusstheit des Ostens können wir als das Wesen des Zukommenden, der Erneuerung aus dem Licht, also der Erleuchtung ansprechen.
- Im Westen geht die Sonne unter. Ende des wachen Tagwerks. Zum Horizont blickend könnten wir auch sagen, die Erde geht auf, bedeckt Streifen auf Streifen das Firmament. Es ist Zeit, die Sorgen und Bemühungen des Tages zu lassen. Das Einzelne ist nicht mehr sichtbar. Manche revidieren den Ablauf, um die Beziehung zum Ganzen zu erfassen. Sie legen sich waagrecht zur Erde (auch im Bett) und tauchen ins Unterbewusste und Unbewusste von Traum und Schlaf.
Westen ist die Richtung des Beendens und Lassens, aber auch des Empfangens der Kraft aus der Tiefe, die Ausgleich und Regeneration bringt. Unbewusst west der Mensch in seiner Wollensmitte, der Leere, aus der er dann, wenn der Tag anbricht, das Leben ergreift und für sein Erdendasein einsteht.
Das Trigramm steht im chinesischen Denken für Erde und wollen.
- Im Süden steht die Sonne am Mittag — ob Sommer oder Winter. Dies ist der Raumpunkt, nach dem die Zeit bemessen werden kann. Die Sonne steht still zwischen aufsteigen und absteigen, hat den Punkt der ruhenden Erdachse erreicht.
Im Rad sehen wir im Süden das Trigramm der Seele .
- Der Norden bestimmt die räumliche Ortung — über dem Kompaß — die raumzeitliche über den Nordstern, um den sich der Nachthimmel dreht. Beide Bestimmungen gründen auf dem Denken. der Nordpunkt ist unsichtbare Mitte, auf die wir uns im Denken beziehen. Der Nordstern steht ihr am nächsten, so dient er trotz Abweichung auch dem Seefahrer als Orientierung in der Nacht. Erst in hundertfünfzig Jahren wird er tatsächlich Mittelpunkt sein, aber wie die Astronomen behaupten, ist er dann selbst unsichtbar — erloschen. Seele und denken bilden im Bewusstsein eine Achse; ich denke, also bin ich, sagte Descartes.
Weisheit, Erkenntnis, Strategie, sind Tugenden eines Denkens, das den Zusammenhang der Vielfalt auf die unsichtbare Mitte bezieht
Im Rad sehen wir das Trigramm des Denkens .
Ost und West sind Nahtstellen zwischen Tag und Nacht: Dämmerung. Auch im Jahreskreis bringen sie den Ausgleich zwischen Sommer und Winter. Süd und Nord der ruhenden Achse bringen Höhepunkte und Tiefpunkte. Bei Tag bezeichnet der Süden den Höhepunkt der Sonne, im Jahreskreis erleben wir die Wintersonnenwende als Wiederkehr des Lichts, die Wiedergeburt des Lichtwesens in uns; die Christen feiern die Geburt des göttlichen Kindes. Unschuld und Vertrauen, Wachstum und Entfaltung, der Pflanze gleich, erfahren wir als die Wesenheit des Südens, aus der unsere seelische Kraft erwächst.
Wenn wir uns im Radkreuz den vier Richtungen zuwenden, können wir nicht umhin, im Bewusstsein die Mitte zu bilden: Mitte zwischen dem Schöpferischen und Empfangenden, dem Personhaften unserer Seele und der Denkkraft.
Im Kreuz der Vier werden wir Fünf: Mensch der Mitte.
So rufen wir:
Während wir in der Achse nach unten dem Wesen der Erde als Mutter des gesamten Lebens begegnen, ist Erde
im Westen das Wesen des Erdigen, das Mineralischen, der Berge und Täler, des Gesteins.
Wenn wir uns als Teil der Natur verstehen, können wir uns in den vier Richtungen mit der Wesenheit des Lichts, des Erdhaften, des Wässrigen und Luftigen vereinen, die Kraft des Feuers, des Minerals, der Pflanze und des Tieres in uns erwecken. Im Ausgleich dieser vier Kräfte in uns werden wir der Fünfte, Mensch der Mitte. Wir sind zentriert. Aber im Wirken und Verwirklichen des Lebens brauchen wir die Gemeinsamkeit mit dem kosmischen Bewusstheiten:
- Südosten zwischen Ost und Süd, Urlicht und Seele, sind wir vom Geist der
Ahnen
getragen, das heißt der Lehrer und Vorfahren der Menschheit, an die wir anknüpfen. Hier bezieht sich jeder auf andere, der Gläubige auf einen bestimmten Heiligen, der Musiker vielleicht auf Johann Sebastian Bach, der Denker auf Pythagoras, der Heiler auf einen, dessen Beistand ihm im Tun zukommt.
Auch wenn heute der Weg des Einzelnen alsNachfolger
nicht mehr vorgezeichnet ist, und die Wege der Alten eingemündet sind in das Große Feld, können wir aus den Worten der Vorzeit Kraft schöpfen, um die Einstellung und Richtung für den eigenen Weg zu gewinnen. Die Wegbereiter stehen hinter uns und wir können die Beziehung zu diesen Potenzen auf der morphogenetischen Ebene herstellen.
- Zwischen Seele und Wollen sind in unserer Körperlichkeit die Elementarkräfte des Südwestens hilfreich.
Während wir in Entsprechung zu O, W, S, N das Lichtbewusstsein, das Erdhafte, Wässrige und Luftige in uns erwecken uns sozusagen vereinen, begegnen wir den Elementarkräften als in der Welt wirksame Wesenheiten. So können wir den Geist des Feuers um Unsterblichkeit, der Erde um Wachsamkeit, des Wassers um Güte, der Luft um Selbstlosigkeit und Hingabefähigkeit bitten. Die Unsichtbaren erscheinen im Unterbewusstsein der Traumwelt als Zwerge, Feen, Elfen, Trolle.
Die Sieben, als Komponenten des Bewusstseins, birgt vier Wirksamkeiten in drei Bereichen. Daher sind es bloß vier, die unser Wohlsein im täglichen Leben ausmachen:- Die Zwerge helfen in alltäglichen Pflichten und Problemen (denken).
- Die Feen sind mit uns, wenn wir Mut zur Erfüllung eines Wunsches haben, der Intensität und Erneuerung bringt (fühlen).
- Die Elfen sind Wesen der Heiterkeit und Freude — unbelastet (wollen).
- Die Trolle sind Geister der Beharrlichkeit und Verwirklichung (empfinden).
- Nordwesten. Während der Mensch in SO an die geistige Familie, die goldene Kette der Geschichte angeschlossen ist, sucht er im NW die Beziehung mit den Wesenheiten die Himmel und Erde verbinden, den Waltern der ewigen Gesetze, um sich auf das Bestehende im Wandel zu gründen. Jedem Einzelnen zeigen sie die Brücke zwischen dem Ewigen und Endlichen von Mal zu Mal, seiner Anlage und Situation entsprechend. Kosmische Helfer und Engel wurden sie genannt — Boten aus dem All, Mittler zwischen Gott und Mensch.
Auch in unserer Welt bestimmt der Raster der Acht das Gleichbleibende im Wandel: so die Himmelsrichtungen oder die achtPlätze
im Atom, in deren Rahmen sich molekulare Verbindungen herstellen.
- Nordosten ist das Pleroma (neunfältige Fülle) des Wirkens und Tuns. Alles was sich tut in unserer Welt und was wir erfahren, spielt sich zwischen neun Wirktendenzen ab — auch die Verwandlung der Materie zwischen neun Elementgruppen. Der Mensch hat neun Wirkkräfte in Entsprechung zu unserem Planetensystem. Neun bedeutet den Einsatz aller Kräfte, die Wirkung und Verwandlung hervorrufen — als kosmische Wesenheiten, als Schöpfungsprinzipien nennen wir sie Erzwesen der Verwirklichung, oder Musen.
In dessen Bild wir geschaffen sind
und auf das Heilige Einende
Urschwingung der Liebe
überall Mitte