Schule des Rades
Richard Wilhelm
I Ging · Das Buch der Wandlungen
Drittes Buch: Die Kommentare — Erste Abteilung

19. Lin - Die Annäherung
Kernzeichen:Kun und Dschen |
Das Feste dringt ein und wächst.
Die Reihenfolge
Vermischte Zeichen
Das Urteil
Fördernd ist Beharrlichkeit.
Kommt der achte Monat, so gibt’s Unheil.
Kommentar zur Entscheidung
Großes Gelingen durch Korrektheit; das ist der Lauf des Himmels.
Kommt der achte Monat, so gibt’s Unheil.
Die Abnahme lässt nicht lange auf sich warten.
Das Bild
So ist der Edle in seiner Absicht zu lehren unerschöpflich
und im Ertragen und Schützen des Volkes ohne Grenzen.
Die einzelnen Linien
Anfangs eine Neun bedeutet:
- Gemeinsame Annäherung. Beharrlichkeit bringt Heil.
Gemeinsame Annäherung. Beharrlichkeit bringt Heil.
Sein Wille ist es, korrekt zu handeln.
Der Strich geht mit dem zweiten gemeinsam vor, daher gemeinsame Annäherung. In dem Wort gemeinsam liegt gleichzeitig der Begriff der Anregung, Beeinflussung. Er sucht, herbeigerufen, den schwachen Strich auf zweitem Platz zu beeinflussen*. Aber sein Wille ist es, korrekt zu handeln, denn er ist stark auf starkem Platz.
Neun auf zweitem Platz bedeutet:
- Gemeinsame Annäherung. Heil! Alles ist fördernd.
Gemeinsame Annäherung. Heil! Alles ist fördernd.
Man braucht sich dem Schicksal nicht hinzugeben.
Hier beim oberen Herrn des Zeichens ist daran erinnert, dass, wie der gemeinsame Aufstieg der beiden Starken im Schicksal begründet ist, so auch seinerzeit das Schicksal den Rückgang mit sich bringe. Aber indem – dem Kernzeichen Dschen entsprechend – rechtzeitig eine Bewegung angeregt wird, die nach oben geht, ist diese Bewegung stark genug, auch dem Schicksal entgegenzuwirken, wenn seine Folgen ohne diese Vorkehrungen einzutreten begännen.
Sechs auf drittem Platz bedeutet:
- Behagliche Annäherung. Nichts, das fördernd wäre.
Erreicht man Trauer darüber, so wird man ohne Makel. Behagliche Annäherung.
Der Platz ist nicht der gebührende.
Ein Makel, worüber Trauer erreicht ist, dauert nicht länger.
Der dritte Strich steht auf der Spitze der Heiterkeit, daher behagliche Annäherung. Sein Platz ist nicht der rechte. Er ist schwach auf starkem Platz, daher ist nichts fördernd.
Der Strich steht aber auch inmitten des Kernzeichens Dschen, das Erschütterung und Schrecken bedeutet, daher die Möglichkeit der Reue. Indem dadurch Bewegung eintritt – ebenfalls Charakter von Dschen –, wird der Fehler überwunden.
Sechs auf viertem Platz bedeutet:
- Vollkommene Annäherung. Kein Makel.
Vollkommene Annäherung. Kein Makel
, denn der Platz ist der gebührende.
Hier ist die innigste Annäherung des oberen und unteren Zeichens aneinander. Der Platz ist gebührend: weiche Linie auf weichem Platz. Er steht in Entsprechung zur Anfangsneun.
Sechs auf fünftem Platz bedeutet:
- Weise Annäherung. Das ist recht für
einen großen Fürsten. Heil! - Was für einen großen Fürsten recht ist, damit ist gemeint,
dass er in der Mitte wandeln soll.
Die Weisheit besteht darin, dass die schwache Linie auf dem zentralen Platz des Herrschers den starken, tüchtigen Mann auf zweitem Platz, zu dem Entsprechung vorhanden ist, kennt und würdigt. Der gemeinsame zentrale Wandel ist das Band, das beide verbindet.
Oben eine Sechs bedeutet:
- Großherzige Annäherung. Heil. Kein Makel.
Großherzige Annäherung.
Der Wille ist nach innen gerichtet.
An sich sollte man denken, dass die Sechs an oberster Stelle, die keine Entsprechung hat, sich von den übrigen zurückzieht. Aber in der Zeit der Annäherung ist sie nach innen, d. h. nach unten gerichtet, so dass sie in Beziehung mit den übrigen Strichen des Zeichens bleibt.
Anmerkung:
* | Die Linie ist stark, aber der Platz ist schwach. |
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